Welt
Wissenschaftler finden Dschungel in der Antarktis
Die Forscher wollen jetzt ergründen, wie die Pflanzen unter diesen extremen Bedingungen überleben konnten – und wie sie ausgelöscht wurden.
Geologen haben in der Antarktis die fossilen Überreste eines 280 Millionen Jahre alten Waldes entdeckt. Es könnte sich dabei um die bislang ältesten Beweise einer polaren Vegetation in der Antarktis handeln.
Wie der britische "Independent" berichtet, haben Erik Gulbranson und John Isbell von der Universität Wisconsin-Milwaukee bei ihrer Expedition während des antarktischen Sommers die Fossilien an einem Berghang entdeckt, wo schon früher Fragmente von über einem Dutzend Bäumen gefunden wurde.
Dass es in der Antarktis reichlich Fossilien gibt, sei schon seit dem frühen 20. Jahrhundert bekannt, erklärt Gulbranson. Doch noch immer ist der größte Teil der Region unerforscht.
Die Antarktis war nicht immer die gigantische Tiefkühltruhe, die sie heute ist. Die ewigen Eiskappe begann sich erst vor relativ kurzer Zeit – nämlich etwa 14 Millionen Jahre – zu bilden. Davor war der südlichste Kontinent praktisch eisfrei. Trotzdem war das Lebens dort extremen Bedingungen unterworfen.
"Es gibt heutzutage nichts Vergleichbares mehr"
Denn der Antarktis-Wald, der früher den ganzen Superkontinent Gondwana bedeckt haben könnte, wurde an einer Stelle gefunden, wo heutzutage keine Pflanzen mehr überleben könnten. Die Wissenschaftler sind sicher, die gefundenen Bäume mussten äußerst robust gewesen sein – jetzt soll herausgefunden werden, warum sie ausstarben.
"Es gibt heutzutage nichts Vergleichbares mehr", staunt Gulbranson. "Diese Bäume konnten ihren Wachstumszyklus wie starten und anhalten, wie wenn man einen Schalter umlegt". Auch wie sie monatelang absolute Dunkelheit und Monate voller immerwährendem Sonnenlicht überleben konnten, bleibt ein Rätsel.
Älter als die Dinosaurier
Die Altersbestimmung der Fossilien sei aber weiterhin eine große Herausforderung für sein Team, erklärte der Forscher in einem Interview mit dem Fernsehsender "CNN". Jüngste Ergebnisse datieren die Funde auf ein Alter von etwa 280 Millionen Jahren – mit einer Schwankungsbreite von saftigen 20 Millionen Jahren. Damit sind sie allerdings in jedem Fall älter als die Dinosaurier, die vor rund 235 Millionen Jahren erstmals die Erde bevölkerten.
Gulbranson will mit seiner Studie zeigen, wie sich das Ökosystem entwickelt hatte, bis vor rund 250 Millionen Jahren 90 Prozent der Arten vom Erdboden verschwanden. "Dieser Wald ist ein kleiner Einblick in das Leben vor dem großen Massensterben, der uns helfen kann, zu verstehen, wie es überhaupt dazu kommen konnte", so der Wissenschaftler: "Er kann uns auch Hinweise liefern, wie unterschiedlich die Pflanzen zu ihren modernen Nachfahren waren". (red)