Wien

Sogar Wirtschaftskammer für Fortsetzung der Gratistests

Die Stadt Wien will weiter an ihrem kostenlosen Testsystem festhalten. Jetzt spricht sich auch die Wiener Wirtschaftskammer für eine Fortsetzung auf.

Heute Redaktion
Teilen
Hunderttausende Tests werden jeden Tag in den Laboren ausgewertet. Die Stadt will daran – trotz Kritik aus dem Bund – nichts ändern.
Hunderttausende Tests werden jeden Tag in den Laboren ausgewertet. Die Stadt will daran – trotz Kritik aus dem Bund – nichts ändern.
HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

Dass das Wiener Testsystem "Alles gurgelt" funktioniert, daran zweifelt wohl kaum einer. Jeden Tag werden in der Bundeshauptstadt hunderttausende PCR-Gurgeltests ausgewertet – sogar mehr, als in ganz Deutschland zusammen. Doch seit die Bundesregierung offen darüber nachdenkt, für Coronatests künftig Geld zu verlangen, steht das Vorzeigeprogramm der Stadt auf der Kippe.

Jetzt schaltet sich auch die Wiener Wirtschaftskammer, die das Gurgel-Programm gemeinsam mit der Stadt gestartet hat, in die Diskussion ein. Sie stellt sich an die Seite von SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig. "Mit Alles Gurgelt haben wir ein internationales Vorzeigeprojekt auf die Beine gestellt", betont Kammerpräsident Walter Ruck.

Mit Gurteltests besser durch die Krise

Die kostenlosen, sicheren und flächendeckenden PCR-Tests seien ein entscheidender Faktor gewesen, warum der Wiener Wirtschaftsstandort besser durch die Krise gekommen ist, als andere, erklärt Ruck weiter. "Es hat sich bezahlt gemacht, dass wir dieses Projekt frühzeitig gemeinsam mit der Stadt Wien initiiert haben". Jetzt über ein Auslaufen nachzudenken, halte er für verfrüht.

Auch die Stadt Wien hatte zuletzt zahlreiche Argumente vorgebracht, warum man an dem gut funktionierenden Testsystem festhalten möchte. Neben dem breitflächigen Vermeiden von Folgeinfektionen habe man außerdem weniger Hospitalisierungen und eine besonders unterdurchschnittliche Entwicklung bei den Todesfällen gehabt, wird etwa betont.

"'Alles gurgelt' ist Teil einer Vorsorgeuntersuchung - bei frühzeitiger Erkennung können wir handeln, halten den volkswirtschaftlichen Schaden in Grenzen und können auch Fälle von Long Covid verhindern und erhalten damit auch die Gesundheit der Bevölkerung", schreibt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Freitag auf Twitter. Das international vorbildliche Testsystem sollte daher auch in Zukunft erhalten bleiben, so Ludwig weiter. "Die Wienerinnen und Wiener haben sich die beste Gesundheitsversorgung verdient!"

Für Regierung zu teuer

Die Bundesregierung sieht das aber offenbar anders. Zu teuer sei das Wiener Testsystem, heißt es unter anderem von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). 2,6 Milliarden Euro habe das Gurgelprogramm bereits verschlungen. Seit Omikron habe sich die epidemiologische Lage außerdem verändert. Daher müsse hinterfragt werden, ob es Sinn mache, Geboosterte ohne Symptome zu testen.

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker hält dagegen. Ein Wiener Gurgeltest koste derzeit sechs Euro. 2021 seien außerdem nur 25 Prozent der bundesweiten Ausgaben nach Wien gegangen – und dass, obwohl man 70 Prozent der PCR-Tests durchführe. Die Kosten selbst zu übernehmen, kommt für Hacker und seinen Chef Ludwig aber nicht infrage. Dafür reiche das Budget der Stadt nicht aus.

Auch der Wiener Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) schaltet sich in die Diskussion ein. Er befindet sich derzeit wegen einer Coronainfektion zuhause in Quarantäne. Hätte es den Gurgeltest nicht gegeben, hätte er wohl erst später bemerkt, dass er sich angesteckt hat, mutmaßt der Stadtpolitiker. Denn als das Testergebnis positiv ausfiel, habe er noch keine Symptome gehabt.

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock