Ukraine
Wird Ukraine-Krieg doch auf Verhandlungstisch beendet?
Bisher hat Wolodimir Selenski ausgeschlossen, Friedensverhandlungen zu führen, solange Russen in der Ukraine sind. Nun zeichnet sich ein Umdenken ab.
Der Ukraine-Krieg hat die beiden direkt beteiligten Länder sowie den Rest der Welt in Schrecken versetzt und gezeigt, wie schnell scheinbar unverrückbare Errungenschaften der Vergangenheit angehören können. Der Krieg schadet allen, doch wie kann er zu einem Ende kommen? Bisher schloss die Ukraine aus, den Krieg auf dem Verhandlungstisch zu beenden, solange sich russische Soldaten auf ukrainischem Gebiet befinden – das schließt die bereits 2014 annektierte Halbinsel Krim mit ein.
Nun deutet der stellvertretende Chef des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Sybiha, gegenüber der "Financial Times" einen Paradigmenwechsel an: "Wenn wir auf dem Schlachtfeld unsere strategischen Ziele erreichen und an die Verwaltungsgrenzen der Krim gelangen, so sind wir bereit, die diplomatische Seite zu öffnen und die Sache zu bereden", eröffnet er mit Bezug auf die geplante Frühjahrsoffensive der ukrainischen Streitkräfte.
Verhandeln oder kämpfen?
Militärexperten gehen davon aus, dass die Ukraine in diesem Frühjahr eine weitere Rückeroberungs-Offensive starten wird. Die Äußerungen des hochrangigen Beamten sind laut "Financial Times" der erste diplomatische Vorstoß Kiews, seit die Waffenstillstandsverhandlungen vor einem Jahr, kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges, abgebrochen wurden.
Lieber wäre es den Verantwortlichen in der Ukraine wohl, wichtige Gebiete auf militärische Weise ein für allemal zurückzuerobern. Ein Vorgehen im Süden wird von Beobachtern als wahrscheinlichste Variante gesehen: In Richtung Küste könnte man versuchen, einen Keil zwischen die dort stationierten russischen Truppen zu treiben. Unklar ist jedoch, ob die an die Ukraine gelieferten Waffen ausreichen, um eine erfolgreiche Offensive zu ermöglichen.
Chinesisch-russische Front für Friedensgespräche
Unterdessen fordern auch der chinesische Präsident Xi Jinping und Frankreichs Staatsoberhaupt Emmanuel Macron rasche Friedensgespräche zwischen Kiew und Moskau. Diese Forderung sprachen die beiden am Rande eines bilateralen Aufeinandertreffens der beiden Großmächte in Peking aus.
Zuvor sagte Macron am Donnerstag zu Xi Jinping, dass er auf ihn zähle, um Russland wegen seines Krieges in der Ukraine "zur Vernunft zu bringen".