Oberösterreich

"Noch schlimmer" – Handel verzweifelt an Personalnot

Notstand im Handel: In einer großen Einkaufsstraße suchen gleich mehr als ein Dutzend Shops händeringend Mitarbeiter. "Heute" hörte sich um.

Johannes Rausch
Die Linzer Landstraße ist die größte Einkaufsstraße von Oberösterreich. Viele Geschäfte hier suchen derzeit Mitarbeiter.
Die Linzer Landstraße ist die größte Einkaufsstraße von Oberösterreich. Viele Geschäfte hier suchen derzeit Mitarbeiter.
Mike Wolf

Die Landstraße ist die größte Einkaufsstraße von Oberösterreich und die mit der zweithöchsten Frequenz in Österreich. Sie ist das kommerzielle Aushängeschild von Linz. Auf rund 1,3 Kilometer Länge kann man sich in der Innenstadt dem Shopping-Vergnügen hingeben.

Aber die Stimmung im Handel ist getrübt. Der Grund ist mehr als offensichtlich.

15 Geschäfte in einer einzigen Straße suchen Personal

Wer bewusst und mit offenen Augen über die Shopping-Meile in der Landeshauptstadt schlendert, sieht sie überall: Schilder mit dem Hinweis "Verkäufer gesucht". Gefühlt hängt in der Auslage jeden zweiten Geschäfts ein solches Hinweisschild. Gebraucht werden Angestellte für Voll-, Teilzeit oder als Aushilfskraft für den Samstag. Angeboten werden verschiedene Jobs – darunter Verkaufsberater, Kosmetiker oder Thekenkräfte.

Und tatsächlich: Ein "Heute"-Rundgang ergibt, dass ganze 15 Betriebe zwischen Volksgarten und Hauptplatz derzeit auf Mitarbeiter-Suche sind.

"Wir suchen schon seit Oktober eine Mitarbeiterin im Verkauf", sagt eine Filial-Leiterin eines Uhrengeschäfts. "Bis jetzt hat sich erst eine Frau beworben, die aber aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht bei uns arbeiten kann."

"Nach meinem Empfinden wollen Menschen heute viel verdienen, aber wenig arbeiten." Filial-Leiterin eines Uhrengeschäfts auf der Landstraße

Angesprochen auf aktuell drängende Probleme der Handelsbranche erklärt sie: "Nach meinem Empfinden wollen Menschen heute viel verdienen, aber wenig arbeiten." Die Freizeit stehe im Vordergrund, außerdem sei es manchen "zu viel Verantwortung".

An Gründen, nicht im Verkaufssektor arbeiten zu wollen, mangle es nicht: Bezahlung, Dienst am Samstag, Flexibilität, Umgang mit Kunden, so die Verkäuferin.

Seit über 20 Jahren verdient die Frau ihr Geld im Verkauf, ihrem Eindruck nach habe der Handel ein massives Image-Problem: "Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen gar nicht mehr im Verkauf arbeiten wollen."

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    Die Linzer Landstraße ist die wichtigste Einkaufsstraße Oberösterreichs und eine der meistfrequentierten Österreichs.
    Die Linzer Landstraße ist die wichtigste Einkaufsstraße Oberösterreichs und eine der meistfrequentierten Österreichs.
    Mike Wolf
    "Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen gar nicht mehr im Verkauf arbeiten wollen."

    Auch das Kundenverhalten habe sich geändert: "Heutzutage sind sie mehr distanziert, es gibt kein 'Bitte' und kein 'Danke' mehr." Einerseits sind die Arbeitslosen-Zahlen so niedrig wie noch nie, andererseits suchen überall Firmen nach neuem Personal. "Wo sind die alle geblieben? Sitzen die alle in AMS-Schulungen?", fragt sich die Shop-Verantwortliche.

    "Momentan ist es ganz schwierig"

    Wechsel auf die andere Straßenseite in einen Kleidungs-Shop für Kinder und Babys. Dort: "Momentan ist es ganz schwierig", zeigt sich eine Mitarbeiterin verzweifelt. Auf die ausgeschriebene Stelle haben sich bis jetzt vier Bewerber gemeldet. "Für viele Menschen ist es ein Problem, am Samstag zu arbeiten", schildert die Angestellte.

    "Für viele Menschen ist es ein Problem, am Samstag zu arbeiten." Mitarbeiterin eines Kleidungs-Geschäfts 

    "Die Ansprüche der Kandidaten sind extrem hoch. Manche fragen beim Bewerbungsgespräch: 'Putzen muss ich hier auch?'" Mittlerweile sei die Suche nach geeignetem Personal schwieriger geworden.

    "Früher bekam man andere Mitarbeiter, die waren engagierter." 

    "Früher bekam man andere Mitarbeiter, die waren engagierter", so die Frau im Gespräch mit "Heute". Bei den neuen Bewerbern erkenne sie oft keine Eigeninitiative, außerdem fehle auch häufig ein "kundenfreundliches Verhalten." 

    In dieser Einkaufsstraße stehen sechs Shops leer

    Auch in einer anderen Linzer Einkaufsstraße suchen viele Geschäfte händeringend einen Nachfolger. Auf etwa 600 Meter Länge sind neben einem großen Shopping-Center viele kleine Einzelhandelsgeschäfte zu finden: In der Hauptstraße in Urfahr gibt es Bäckereien, Cafés, Gasthäuser, Blumen- und Elektro-Geschäfte.

    Doch auffällig oft sieht man dazwischen immer wieder stockdunkle Auslagen, die auf leerstehende Geschäftslokale hinweisen. "Heute" hat berichtet.

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