Warnung vor Bablers "Märchen"

Wir sollen mehr arbeiten – Wirtschaftsboss sagt, wie

Harald Mahrer, der Chef der Wirtschaftskammer, ist der Meinung, dass Österreicher mehr und nicht weniger arbeiten sollen.

Lukas Leitner
Wir sollen mehr arbeiten – Wirtschaftsboss sagt, wie
Österreicher sollen mehr Überstunden machen. (Symbolbild)
Uwe Umstätter / Westend61 / picturedesk.com

Derzeit herrscht eine Arbeitszeitendebatte. Während SPÖ-Chef Andreas Babler sich für eine Verkürzung der Arbeitszeit einsetzt, gibt es starke Gegenstimmen aus der Wirtschaft. Auch Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer trat am Montag diesbezüglich vor die Presse und warnte dabei vor Bablers "Märchenerzählungen".

Österreich muss mehr arbeiten

Dabei sagte er auch, wie er sich vorstelle, dass der Wohlstand im Land und das starke Sozialsystem erhalten bleibe. Denn das würde nur gehen, wenn man mehr Menschen zu mehr Arbeitsstunden bewegen könnte. Darüber müsse man sich Gedanken machen, so der Wirtschaftskammer-Chef. Dabei forderte er auch eine Entlastung bei den Lohnnebenkosten.

Die Beiträge der Arbeitgeber für den Familienlastenausgleichsfond (Flaf) sollten seiner Meinung nach gestrichen und im Gegenzug aus dem Budget finanziert werden. Immerhin würden Arbeitgeber 3,7 Prozent der Lohnsumme in den Fonds einzahlen. Das soll sich allein 2024 auf 8,4 Milliarden Euro summieren. Einen konkreteren Vorschlag, wie dieser nicht ganz so kleine Betrag bezahlt werden soll, lieferte er aber nicht. Er sprach nur davon, dass Bund und Länder sich gemeinsam Gedanken über Einsparung machen sollten.

Studie bestätigt Forderung

Zur Bekräftigung seiner Argumentation legte er noch Umfragen vor. Die Wirtschaftskammer hatte dafür 1005 Österreicher zu den Arbeitszeiten und Flaf befragt. Heraus kam dabei, dass für 63 Prozent eine 32-Stunden-Woche unrealistisch wäre und 62 Prozent den Forderungen gegenüber Flaf zustimmen.

Bemerkenswert soll dabei auch die Zahl zu den Überstunden sein, denn es sollen laut der Umfrage ganze zwei Drittel angegeben haben, dass sie mehr arbeiten würden, wenn sich dies auch steuerlich stärker auszahle. Heißt, dass Österreicher sehr wohl bereit wären, mehr zu arbeiten, wenn dafür auch mehr herauskomme.

Aber funktioniert das in der Praxis?

Mit der Forderung zu den Überstunden ist Mahrer nicht alleine, denn auch bei Bundeskanzler Karl Nehammers "Österreich Plan" steht das am Programm. Er will sie komplett steuerlich befreien. Ob das aber sinnvoll ist und auch wirkt, ist zu bezweifeln. In Frankreich sind die Überstunden nämlich per Gesetz komplett steuerfrei und das seit 2007. Auch die fälligen Sozialabgaben wurden deutlich reduziert.

Das gewünschte Ergebnis, dass man aus der starren 35-Stunde-Woche ausbricht, wurde nicht erzielt. Eine Studie mit mehr als 70.000 Beschäftigten zeigte, dass sich die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Beschäftigten gar nicht verändert hatte. Die Überstunden seien aufgrund der Reform um 10 Prozent gestiegen. Diesen Anstieg konnte man aber nur bei gut bezahlten und hochqualifizierten Arbeitnehmern verorten.

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