Aktuelle Lebensmittel-Studie
Wir sind fürs Tierwohl, kaufen aber Billigfleisch
Wir Österreicher unterstützen artgerechte Tierhaltung, greifen aber im Supermarkt selten zu Biofleisch.
Die Österreicher konsumieren 1,5 Tonnen Lebensmittel pro Kopf und Jahr. Eine ganze Menge also, die zunächst einmal gekauft werden muss, schließlich produziert kaum jemand seine Lebensmittel selbst.
Es gibt dabei große Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Verhältnissen und dem tatsächlichen Kaufverhalten. Dies zeigt eine neue Studie zum Lebensmittelkonsum. „Gerade bei Fleisch haben wir oft hohe Erwartungen an die Produktion, suchen dann aber das Billigste“, sagt Maria Fanninger vom Verein „Land schafft Leben“.
Gesellschaft ist heuchlerisch
„Wir sind als Gesellschaft in diesem Bereich vielleicht etwas heuchlerisch“, meinte auch Hannes Royer von „Land schafft Leben“ im Hinblick auf den Unterschied zwischen dem, was politisch gefordert wurde und dem, was durch Kaufentscheidungen gefördert werde.
Bei einer Befragung hatte jede zweite befragte Person angegeben, dass ihr Tierwohl beim Einkauf wichtig ist. Im Gegensatz dazu liegt der Bio-Anteil beim Schweinefleisch hierzulande bei nur vier Prozent. Davon werden in Österreich lediglich 1,4 Prozent konsumiert – der Rest wird exportiert. Bewusstseinsbildung wäre eine Gegenmaßnahme, um den Fokus stärker auf bewussten Konsum zu lenken.
Die Experten erneuerten auch die Forderungen an die Politik nach einer Verfolgung der Herkunfts- und Haltungskennzeichnung im Lebensmittelhandel, auch bei der Importware, sowie in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung. „Obwohl vor allem die Haltungskennzeichnung in der Bauernschaft umstritten ist, sind wir der Meinung, dass mehr Transparenz zu höherer Qualität führt“, so Royer.
„Gerade bei Fleisch haben wir oft hohe Erwartungen an die Produktion, suchen dann aber das Billigste“
Fürs Tierwohl müssen Bauern tief in die Tasche greifen
Es brauche ein Bekenntnis der Konsumenten: Einen sogenannten Tierwohlstall würden Landwirte beispielsweise für die nächsten 30 Jahre bauen, doch er setzt hohe Investitionen voraus. "Wenn der Konsument dann nach drei Jahren entscheidet, doch wieder Billigprodukte zu kaufen, wer zahlt dann den Kredit zurück?“, fragte sich der Experte.
Österreicher lieben Rabatte
Zudem spielen Aktionen im Lebensmitteleinzelhandel hierzulande eine große Rolle: Mit bis zu 40 Prozent ist der Aktionsanteil im EU-Vergleich nur in Tschechien noch höher. Beim Kauf von Fleisch lag der Anteil 2023 bei 44 Prozent. Die Produkte, die in Österreich am häufigsten in der Aktion gekauft werden, sind aber Bier und Kaffee. Beim Bier liegt der Rabattkauf-Anteil bei unglaublichen 70 Prozent.