Kellerbrände in Wien

"Wir leben in Angst vor Feuerteufel im Gemeindebau"

Bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Woche standen Kellerabteile eines Simmeringer Gemeindebaus in Flammen. Die Bewohner können kaum noch schlafen.

Daniela Hamberger
"Wir leben in Angst vor Feuerteufel im Gemeindebau"
Jasmina und ihr Enkel Leonardo leben in täglicher Angst vor erneuten Kellerbränden.
Denise Auer

Alles ist schwarz und verkohlt, beißender Brandgeruch steigt einem in die Nase und eine bedrückende Stimmung schwebt über der Wohnhausanlage Muhrhoferweg in Simmering. Die Bewohner sind in höchster Alarmbereitschaft, denn in der Nacht auf Samstag kam es innerhalb einer Woche zu einem erneuten Kellerbrand. Vermutet wird das Werk mehrerer Brandstifter.

"Ich kann nicht mehr schlafen"

Vor einer Woche mussten Jasmina und ihr 11-jähriger Enkel Leonardo den ersten Kellerbrand auf einer der 16 Stiegen hautnah miterleben. Seither habe sie eine Notfall-Tasche gepackt, um jederzeit rasch die Wohnung verlassen zu können, denn "man weiß ja nie, wann es wieder passiert", erzählt Jasmina im "Heute"-Gespräch.

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    Auf bereits zwei Stiegen des Wohnhauses in Simmering wurden Kellerabteile in Brand gesetzt.
    Auf bereits zwei Stiegen des Wohnhauses in Simmering wurden Kellerabteile in Brand gesetzt.
    Denise Auger

    Und es ist wieder passiert, genau eine Woche später. "Ich kann jetzt kaum noch schlafen, weil ich in ständiger Angst lebe", so die Anrainerin. In ihrem Kellerabteil sei alles schwarz und damit unbrauchbar geworden. Ob etwas fehlt, wisse sie nicht, aber bei den Nachbarn sei die Stereoanlage gestohlen worden.

    Meine Oma sagt immer, mit Feuer spielt man nicht. Daran sollten sich die Verbrecher auch halten, denn ich habe große Angst.
    Leonardo (11)
    Gemeindebaubewohner

    Auch Enkel Leonardo nehmen die Geschehnisse im Muhrhoferweg sehr mit. Er träume oft von Bränden und dem Tag des ersten Vorfalls. "Als die Feuerwehr sagte, wir müssen das Haus verlassen, hatte ich nicht mal Socken an. Ich wusste nicht, ob wir alles verlieren würden", erzählt der Schüler. Seither halte er stets die Augen offen, um den angeblichen Brandstiftern auf die Schliche zu kommen. "Meine Oma sagt immer, mit Feuer spielt man nicht. Daran sollten sich die Verbrecher auch halten, denn ich habe große Angst."

    Nasse Waschlappen gegen den Rauch

    Auch das Kellerabteil von Herbert und seine Frau Monika ist vollkommen verbrannt. Ob etwas gestohlen wurde, wissen sie noch nicht, da sie den Keller bis vor Kurzem noch nicht betreten konnten. "Es geht uns gar nicht gut und der zweite Brand hat es nur noch schlimmer gemacht", erzählt Herbert. Das Stiegenhaus wurde durch den Kellerbrand stark verraucht und der Brandrauch drang auch in einige Wohnungen. "Als die Rauchmelder angegangen sind, haben wir uns nasse Waschlappen vor Mund und Nase gehalten und gehofft, dass der Brand schnell gelöscht werden kann", erinnern sich die beiden.

    Auch Herbert und seine Frau Monika haben ihr Kellerabteil an den Feuerteufel verloren.
    Auch Herbert und seine Frau Monika haben ihr Kellerabteil an den Feuerteufel verloren.
    Denise Auer

    "Wir haben Angst, dass es wieder passiert"

    Das Ehepaar ist froh, dass es in beiden Brand-Nächten noch wach war. "Herbert muss seit dem ersten Brand seine Hörgeräte anlassen, damit wir künftig schnell reagieren können", erzählt Monika. Im absoluten Notfall müsse man das Ehepaar allerdings aus der Wohnung evakuieren, da sie den Fußweg aus dem 7.Stock des Gebäudes nicht schaffen würden. Sie leben jeden Tag in Angst, denn einen erneuten Brandanschlag würden vielleicht die Gasleitungen, die sich im Keller befinden, nicht aushalten. Man befürchtet eine Explosion. "Wir leben jeden Tag mit einem schlechten Gefühl", so die Wiener.

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      In der Nacht auf Samstag kam es in Wien-Simmering zu einem großen Feuerwehreinsatz.
      In der Nacht auf Samstag kam es in Wien-Simmering zu einem großen Feuerwehreinsatz.
      Berufsfeuerwehr Wien

      Brandstiftung wird vermutet

      Die Bewohner wurden während der Brände von Sanitätern betreut, verletzt wurde niemand. Unter den Anrainern ist man sich sicher, dass es sich um Brandstiftung handelt. Die Ursache des Brandes ist derzeit Gegenstand von Ermittlungen. Auch die Polizei gehe aktuell von Brandstiftung aus. Unbekannte Täter sollen mehrere Kellerabteile aufgebrochen und danach ein Feuer gelegt haben. Bereits in den vergangenen Tagen kam es zu mehreren Einbrüchen in den Kellerabteilen der Wohnhausanlage. Nach den Tätern wird gesucht, die Ermittlungen sind in vollem Gange.

      DH
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