Welt

AfD-Mann: "Wir können Migranten immer noch erschießen"

Mit versteckter Kamera wurde ein Gespräch zwischen einer Youtuberin und einem ehemaligen AfD-Sprecher aufgenommen.

20 Minuten
Teilen
Christian Lüth.
Christian Lüth.
20 Minuten/KEYSTONE

Ein Journalistenteam des Senders ProSieben hat ein vertrauliches Gespräch zwischen der deutschen Youtuberin Lisa Licentia und dem früheren Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, Christian Lüth, aufgenommen. Im Laufe des entspannten Treffens sagte Lüth, dass er sich eigentlich freue, wenn es Deutschland schlecht gehe – denn das würde der AfD (Alternative für Deutschland) politisch in die Hände spielen.

Nicht nur das: Es sei auch im Interesse der rechten Partei, dass noch mehr Migranten kommen. "Weil, dann geht es der AfD besser. Wir können die nachher immer noch alle erschießen. Das ist überhaupt kein Thema. Oder vergasen, oder wie du willst. Mir egal!", sagt Lüth.

Youtuberin will aus der rechten Szene aussteigen

Die Aufnahmen sind Teil des Dokumentarfilms "Rechts. Deutsch. Radikal", der am Montagabend auf dem deutschen TV-Sender ausgestrahlt wird. Das Treffen am 23. Februar in einer Berliner Bar zwischen Lüth und Licentia kam zustande, weil die Influencerin wegen ihrer rechten Ansichtsweisen dem Politiker aufgefallen war. Was Lüth aber nicht wusste: Licentia hatte sich zu jenem Zeitpunkt entschieden, aus der rechten Szene auszusteigen. Sie stand deswegen mit dem ProSieben-Team um Reporter Thilo Mischke in Kontakt und willigte ein, dass das Meeting mit versteckter Kamera registriert wird.

Im Laufe des Abends plaudert Lüth tüchtig aus dem Nähkästchen. So gab er zu, dass er seine Ansichten mit dem Ehrenparteivorsitzenden Alexander Gauland "lange besprochen" habe. Zur Situation Deutschlands meint Lüth: "Wenn jetzt alles gut laufen würde (…), dann wäre die AfD bei drei Prozent. Wollen wir nicht. Deshalb müssen wir uns eine Taktik überlegen zwischen: Wie schlimm kann es Deutschland gehen? Und: Wie viel können wir provozieren? Ist so. (…) Ist schwierig, sehr schwierig."

Im ProSieben-Film wird Christian Lüth nicht namentlich erwähnt. Es ist "Zeit Online", die sich auf die Suche nach dem geheimen "hohen AfD-Funktionär" macht. Mithilfe eines Datenleaks und mehrerer Gespräche mit Informanten sei man schließlich auf den Namen Christian Lüth gekommen. Wegen des besonderen öffentlichen Interesses habe sich die Redaktion von "Zeit Online" entschieden, seinen Namen öffentlich zu machen.

Wer ist Christian Lüth?

Der 44-Jährige ist ehemaliger Pressesprecher der Alternative für Deutschland (AfD). Lüth arbeitete seit 2013 für die AfD, zunächst als Pressesprecher der Partei. Ab 2017, nach dem Einzug der AfD in den Bundestag, wurde Lüth Sprecher der Parteifraktion im Bundestag.

Am 24. April 2020 wurde er von dieser Position freigestellt, nachdem er sich in einem Chat selbst als "Faschist" bezeichnet hatte. Er gilt aber immer noch als enger Vertrauter der Parteiführung der AfD, insbesondere des Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland.

In den Medien erhielt Lüth den Spitznamen "Lügen-Lüth", weil er öfter gegenüber politischen Berichterstattern gelogen haben soll. Zudem soll er seinen Lebenslauf geschönt haben. Unter anderem hatte er – wahrheitswidrig – angegeben, Enkel des nationalsozialistischen U-Boot-Kommandanten Wolfgang Lüth zu sein.

1/61
Gehe zur Galerie
    <strong>18.12.2024: Schild vor Restaurant löst hitzige Debatte aus.</strong> Ein Restaurant an der Nordsee ruft Gäste auf, doch bitte nett zu der Bedienung zu sein. <a data-li-document-ref="120078967" href="https://www.heute.at/s/schild-vor-restaurant-loest-hitzige-debatte-aus-120078967">Auf Facebook wird das Schild dazu hitzig diskutiert &gt;&gt;&gt;</a>
    18.12.2024: Schild vor Restaurant löst hitzige Debatte aus. Ein Restaurant an der Nordsee ruft Gäste auf, doch bitte nett zu der Bedienung zu sein. Auf Facebook wird das Schild dazu hitzig diskutiert >>>
    Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View
    Mehr zum Thema