Bratislava-Legionär im Talk

Wimmer: "Einige Rapid-Fans verloren keine netten Worte"

Im Sommer 2023 wechselte Kevin Wimmer von Rapid zu Slovan Bratislava, dem Europacup-Gegner von Sturm Graz. "Heute" fragte beim Verteidiger nach.

Erich Elsigan
Wimmer: "Einige Rapid-Fans verloren keine netten Worte"
Kevin Wimmer blüht in Bratislava auf.
Imago

Fußball-Hit in Graz! Sturm empfängt am Donnerstag (18.45 Uhr) im Play-off der Conference League Slovan Bratislava. Bei den Slowaken steht mit Kevin Wimmer ein ÖFB-Legionär unter Vertrag. Bitter für den 31-Jährigen: Er fehlt wegen einer Gelb-Sperre. Umso mehr Zeit hatte der Verteidiger, um mit "Heute" über die Chancenverteilung, die berüchtigten Fans und Ex-Klub Rapid zu plaudern.

"Heute": Herr Wimmer, Sie spielen seit einem halben Jahr bei Slovan Bratislava in der Slowakei. Pendeln Sie?

Kevin Wimmer: "Nein, ich fühle mich hier sehr wohl, es ist eine süße Stadt. Ich habe gleich eine Wohnung fünf Minuten vom Stadion entfernt bezogen. Es ist alles perfekt gelaufen."

Slovan ist überlegener Tabellenführer und steht im Cup-Viertelfinale, die Chancen aufs Double lebt. Es wären Ihre ersten Titel seit dem Aufstieg mit Köln vor zehn Jahren. Haben Sie mit dem Wechsel vieles richtig gemacht?

"Für mich war es der richtige Schritt. Ich habe gefühlt schon jetzt mehr Spiele gemacht als in meiner gesamten Rapid-Zeit. Mir war wichtig, dass ich einen Verein finde, wo ich wertgeschätzt werde und meine Einsatzzeit bekomme. Umso schöner ist es, dass es auch sportlich läuft. Unser Ziel ist der Meistertitel, der Cup wäre auch toll. Wir sind perfekt in die Rückrunde gestartet, haben den Tabellenzweiten Zillina auswärts mit 4:0 geschlagen. Wir sind sehr diszipliniert und haben die nötige Qualität. Für mich persönlich wäre es eine super Sache, sollten wir am Schluss ganz oben stehen. Das war ein Grund, warum ich gekommen bin."

"Heute" fragt nach: Gespräche mit den Sport-Stars

Wie lebt es sich als Fußball-Legionär in Bratislava? Können Sie in Ruhe in die Innenstadt auf einen Kaffee gehen?

"Es ist sehr entspannt. Es gibt schöne Cafés an der Donau, da sind wir nach dem Vormittagstraining ganz gerne. Man wird ab und zu angesprochen, aber das ist alles im Rahmen."

Am Donnerstag ist Slovan im Europacup in Graz gefordert. Sie fehlen wegen einer Gelb-Sperre.

"Ich bin trotzdem mit dabei, leider nur als Zuschauer. Aber es gibt ja noch ein Rückspiel. Es wird eine schwierige Aufgabe. Sturm ist sehr heimstark, es läuft bei ihnen seit längerer Zeit sehr gut. Trainer Ilzer macht einen super Job."

Wer ist Favorit?

"Sturm ist nicht klarer Favorit, aber leichter. Beide Mannschaften sind gut aus dem Winter gekommen. Die Grazer werden daheim sicher Vollgas geben. Wir werden versuchen, eine gute Ausgangslage zu schaffen, damit wir im Rückspiel die Karten selbst in der Hand haben."

Mussten Sie viele Infos über die Grazer an Slovans Trainer-Team weitergeben, oder erledigen das Analysetools?

"Die Trainer sind tatsächlich auf mich zugekommen. Ich habe meine persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen mit ihnen geteilt. Die Daten von jedem Spieler hat man ohnehin, man kann sich da sehr gut vorbereiten."

Wenn Sie der Trainer nach der gefährlichsten Sturm-Waffe fragt, was antworten Sie?

"Wenn es um einen Spieler geht, würde ich Otar Kiteishvili sagen. Er ist ein super Kicker, ist immer für spezielle Dinge gut, ein super Techniker. Wenn er zu viel Platz hat, kann er immer den entscheidenden Pass spielen – oder selbst Tore schießen. Auf solche Spieler muss man immer ganz speziell achten. Auch Prass ist super. Er haut sich in jeden Zweikampf voll rein, ist enorm laufstark. Im Sturm haben sie noch Sarkaria – er hat bekanntlich 2023 im Cup-Finale gegen Rapid zwei Tore gemacht."

Und umgekehrt? Wer ist aus Sturm-Sicht besonders zu beachten?

"Wir haben einen höheren Altersschnitt, haben viele Routiniers, die viel erlebt haben. Einer unserer Besten, der Aleksandar Cavric, ist leider nach Japan gegangen im Winter, er war eine richtige Waffe. Er ist so ziemlich der schnellste Spieler, den ich live jemals gesehen habe. Er ist locker über 37 km/h gelaufen. Aber wir haben noch immer gute Spieler. Tigran Barseghyan zum Beispiel, ein armenischer Teamspieler. Er ist meist am Flügel zu finden, hat Zug zum Tor. Er hat schon viele Scorerpunkte gesammelt, man kann sich auf ihn verlassen. Dann gibt es im Sturm David Strelec, der in Italien in der Serie A war. Vladimir Weiss, der Sohn des Trainers, ist auch wieder fit. Er ist trotz seiner 34 Jahre ein unglaublicher Kicker. Defensiv nicht der Stärkste, aber wenn er den Ball am Fuß hat, kann immer was entstehen. Ein Ausnahmespieler."

Was können Sie über die Slovan-Fans sagen? Die Ultras stehen der Austria nahe. Wie haben sie Sie aufgenommen?

"Von Slovan-Seite bin ich sehr gut aufgenommen worden, da gab es gar keine Probleme. Es war viel mehr so, dass einige Rapid-Fans nicht so nette Worte verloren haben, als mein Wechsel offiziell wurde. Slovan hat mich vom ersten Tag an unterstützt. Vor allem bei den internationalen Heimspielen kommen viele Leute, ist die Stimmung super. Auch in Graz wird der Auswärtssektor voll sein."

Vor zwei Jahren ist Ihnen im Rapid-Trikot der einziger Bundesliga-Treffer gelungen – ausgerechnet gegen Sturm. Erinnern Sie sich?

"Vor wenigen Tagen hat mir ein Freund ein Video des Treffers geschickt. Es war ein schöner Moment. Es war mein erstes Spiel nach einer Leistenoperation. Es war der Ausgleich zum 2:2. Der Punkt war wichtig, um das obere Play-off zu erreichen. Es waren viele Emotionen dabei."

Apropos Rapid: In 50 Spielen haben Sie gleich drei Trainer miterlebt: Didi Kühbauer, Ferdinand Feldhofer und Zoran Barisic. Wer blieb in Erinnerung?

"Feldhofer und Barisic waren für mich persönlich besser. Es war allerdings oft so, dass die Mannschaft nach ein, zwei Spielen ohne Sieg auf vielen Positionen verändert wurde. Da hat es auch mich immer wieder getroffen. So war es schwierig, Konstanz aufzubauen. Feldhofer hat am Anfang sehr auf mich gesetzt, er war menschlich ein super Typ. Zoki sowieso. Er war der Grund, warum ich damals zu Rapid gekommen bin, da war er noch Sportdirektor. Gegen Ende meiner Rapid-Zeit bin ich unter ihm wieder viel zum Einsatz gekommen. Kühbauer war von Anfang an nicht wirklich überzeugt von mir. Ich war nicht sein Wunschspieler, das habe ich schnell gemerkt."

Sie haben unlängst erzählt, aus den Medien von Ihrem Rapid-Aus erfahren zu haben. Was lief falsch in der Kommunikation mit Sportdirektor Markus Katzer?

"Es hat nicht nur mich betroffen, auch Christoph Knasmüllner und Dejan Petrovic, deren Verträge ebenfalls ausgelaufen sind. Es hat im Winter-Trainingslager in der Türkei begonnen. Man wusste, unsere Verträge enden, aber es hat mit uns niemand über die weiteren Pläne gesprochen. Es hätte ja gereicht, uns kurz mal zwei Minuten zur Seite zu nehmen. Im April und Mai habe ich dann wieder regelmäßig gespielt. Es war verwunderlich, dass mir dennoch niemand kommuniziert hat, ob und wie es im Sommer  weitergeht. Ich habe natürlich geahnt, dass nicht verlängert wird, hätte aber gerne Bescheid gewusst. Ich habe dann rund zwei Wochen vor der letzten Runde in der Zeitung gelesen, dass sich die Wege definitiv trennen. Persönlich habe ich nie eine Information bekommen. Das hätte man anders lösen können – wir haben uns fast täglich gesehen."

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