Preisentwicklung

WIFO-Chef zur Inflation: "Da hätte man mehr tun können"

Was die Konjunktur betreffe, gibt es laut WIFO-Chef Gabriel Felbermayr höhere Risiken als in den vergangene Jahren. Was uns 2024 erwartet.

Newsdesk Heute
WIFO-Chef zur Inflation: "Da hätte man mehr tun können"
Gabriel Felbermayr empfiehlt mehr in die Preisentwicklung einzugehen.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

WIFO-Chef Gabriel Felbermayr war am Sonntag in der ORF-Pressestunde zu Gast und sprach dort über die aktuelle Inflation, das Budget der Regierung und die Metaller-Streiks.

"Streiks sind für unseren Standort nicht gut"

"Das zentrale Problem in der Metalltechnischen Industrie ist, dass es eine Rezession gibt, sie leidet an den hohen Energiepreisen", betont Felbermayr.

Das Angebot seitens der Arbeitgeber liegt bei 8,2 Prozent mit Einmalzahlungen. Beamte oder Bäcker hingegen bekommen eine Gehaltserhöhung über 9 Prozent.

"Die Streiks die wir sehen sind für unseren Standort nicht gut. Arbeitskämpfe sollten im Dialog ausgetragen werden, nicht auf der Straße. Es braucht mehr Vertrauen zwischen den beiden Seiten", so der WIFO-Chef.

Laut WIFO-Prognose wird im Durchschnitt durch alle Branchen an der rollierenden Inflation abgeschlossen. Bei den Metallern wurde ein Wert bei 9,6 Prozent prognostiziert.

"Seit 2019 haben wir Wohlstand verloren"

Was die Inflation betrifft, wurde laut Felbermayr viel weniger in die Märkte eingegriffen als in anderen Ländern. "Da hätte man mehr tun können. Aber das hätte nur die Probleme auf die darauffolgenden Generationen abgewälzt. Es gibt nicht die goldene Lösung. Seit 2019 haben wir Wohlstand verloren. Das merken die Menschen natürlich, dass pro Kopf weniger Möglichkeiten da sind", erklärt der WIFO-Chef.

Er empfiehlt mehr in die Preisentwicklung einzugehen. Dazu hob er etwa, den Mietpreisdeckel der Regierung hervor. Es gebe laut Felbermayr noch eine "Reihe an Instrumenten", die inflationsdämpfend wirken. Ansonsten haben wir "im nächsten Jahr wieder das Thema in den Lohnverhandlungen".

Die hohe Inflation betreffe nicht nur die Kleinverdiener, sondern auch die Unternehmen. Besonders schwierig sei die Situation laut Felbermayr im Tourismus: "Hier geht es um die Wettbewerbsfähigkeit".

Seit Monaten steigen die Zinsen bei Krediten. Am härtesten trifft es es jene, die sich ein Haus oder eine Eigentumswohnung gekauft haben und dafür einen Kredit mit variablem Zinssatz aufgenommen haben. "Die Nachfrage nach Immobilienkrediten geht zurück", so Felbermayr.

Auch die Signa-Pleite war in der ORF-Pressestunde ein Thema. "Viele waren Analysten überrascht. Durch den Zinsanstieg nimmt der Wert der Immobilien ab." Felbermayr glaubt, dass noch andere Überraschungen in den Finanzmärkten auftreten könnten, welche die Konjunktur belasten würden. Eine Bankenkrise sieht er aber nicht.

Viele Risikofaktoren

Der Arbeitsmarkt ist laut Felbermayr stabil, dennoch ist die Arbeitslosigkeit um sechs Prozent gestiegen. "Die Sorge ist, dass es brechen könnte. Das passiert, wenn große Unternehmen viele Arbeitnehmer kündigen." Dabei hob er vor allem die Baubranche hervor. 

Es gebe laut dem WIFO-Chef höhere Risiken als in den vergangene Jahren, was die Konjunktur betreffe. Dazu zählen etwa die Situation im Nahen Osten oder der US-Wahlkampf.

Abschließendes Thema waren die Pensionen. Die Regierung plant die Zuschläge für längeres Arbeiten zu erhöhen. "Das wirkt natürlich, wenn die Leute gleich mehr netto in der Tasche haben. Wenn es heißt, du kriegst dann mehr in der Pension, ist das noch weit weg." Die Vorteile des längeren Arbeitens müssen laut Felbermayr bekannt gemacht werden.

Pensionen an Lebenserwartung koppeln

Weiters spricht er sich für eine teilweise Koppelung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung aus. "Je mehr uns die Pensionsdynamik davonläuft, desto weniger haben wir die Chance, die Abgabenlast runterzubringen", sagt der WIFO-Chef Wie seine Kollegen glaube auch er, dass man sich über das Pensionssystem Gedanken machen und etwa Modelle aus anderen Ländern für Österreich durchdeklinieren müsse. Dazu gehöre etwa auch, dass bei steigender Lebenserwartung ein Teil dieses Anstiegs in die Dauer des Erwerbslebens einfließt – etwa im Verhältnis zwei Drittel zu einem Drittel.

"Wir haben häufig das Problem, dass Menschen aus gesundheitlichen Gründen nicht länger arbeiten können. Da haben wir in Österreich leider keine gute Performance im Vergleich mit nordischen Ländern", sagte Felbermayr abschließend.

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