Expertin ordnet ein

Wieso freuen sich viele, wenn Promis alles verlieren?

Die Brände in Los Angeles haben auch zahlreiche Häuser von Stars zerstört. Social-Media-Nutzer haben jedoch wenig Mitgefühl mit den Promis.

20 Minuten
Wieso freuen sich viele, wenn Promis alles verlieren?
Vom Feuer in Los Angeles wurden bereits unzählige Häuser zerstört.
John Locher / AP / picturedesk.com

In den verheerenden Bränden in Los Angeles haben Tausende Menschen ihre Häuser verloren. Unter ihnen sind auch zahlreiche Promis, wie Anthony Hopkins (87), Paris Hilton (43) oder Mandy Moore (40). Während User auf Social Media Mitgefühl für die vom Feuer betroffenen "Normalos" haben, werden die Promis belächelt.

Feuer in Los Angeles lösen Schadenfreude aus

Schon fast schadenfreudig äußern sich Leute auf Social Media und finden, gewissen Stars sei dies wegen "schlechten Karmas" passiert. "Die haben noch andere Häuser, gute Versicherungen oder genug Geld, ihr Haus wieder aufzubauen. Was ist mit den armen Leuten, die jetzt vor dem Nichts stehen?", fragt sich etwa eine Userin. "Alles passiert aus einem Grund", mutmaßt jemand anderes.

Ein Nutzer geht einen Schritt weiter und bringt Gott ins Spiel: "Bei den Golden Globes wurde über den Herrn hergezogen. Zwei Tage später hat er die Stars niedergebrannt – Ehre sei ihm." Ein weiterer Kommentar lautet: "Ich habe kein Mitleid mit Multimillionären, denn sie haben kein Mitleid mit uns Normalos."

Diese Stars verloren aufgrund der Brände ihr Zuhause:

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    Bella Hadid teilte mit, dass das Elternhaus, das sie mit ihrer Schwester Gigi und ihrer Mutter Yolanda teilte, im Palisades-Feuer niedergebrannt sei.
    Bella Hadid teilte mit, dass das Elternhaus, das sie mit ihrer Schwester Gigi und ihrer Mutter Yolanda teilte, im Palisades-Feuer niedergebrannt sei.
    Instagram/bellahadid; Picturedesk

    Ein User macht hingegen keinen Unterschied zwischen Promis und Nicht-Promis und findet, es sei für alle schlimm. Die Erinnerungsstücke seien weg und können nicht ersetzt werden. Dies unterstützen mehrere Personen und kommentieren "Ich bete für euch alle" oder "Es tut mir leid, was euch widerfahren ist". Dennoch fällt auf, dass die negativen Reaktionen überwiegen.

    Negative Gefühle entstehen durch soziale Ungleichheit

    Die Soziologin Katja Rost erklärt sich das mit dem Kontrast zwischen dem Lebensstil der Stars und der eigenen Realität der kritisierenden Menschen. "Im sozialen Vergleich schneiden die meisten von uns – zumindest 'objektiv' – schlechter ab", so die Expertin zu 20 Minuten. Dies erzeuge dann eine Dissonanz, da alle positiv abschneiden wollen.

    "Die meisten Personen lösen diese Dissonanz clever auf, indem sie sich nach anderen Kriterien vergleichen, zum Beispiel Lebenszufriedenheit oder nicht im Mittelpunkt stehen", erklärt sie. Doch wer dazu nicht in der Lage sei oder wem es objektiv gesehen wirklich sehr viel schlechter geht, erleide negative Gefühle und so könne es zu diesem Ausdruck der Schadenfreude kommen, wie es gerade auf Social Media bezüglich der Promis in Los Angeles passiert.

    Laut Rost sind jedoch wahrscheinlich die wenigsten wirklich schadenfreudig. "Eine größere Anzahl von Personen in Gesellschaften empfindet allerdings die soziale Ungleichheit zwischen Prominenten und Nicht-Prominenten – gerade in den USA – als viel zu hoch", erklärt sie.

    Daraus können negative Gefühle entstehen, gerade wenn "man jemandem etwas nicht gönnt oder der Meinung ist, dass dies der Person nicht zusteht", führt die Expertin weiter aus. "Entsprechend groß sind dann die positiven Gefühle, wenn diese Personen etwas von diesem Reichtum oder Besitz verlieren."

    Zudem stehen die verschiedenen Gerechtigkeitsvorstellungen im Konflikt. Die "Erfolgreichen" denken, wer mehr leistet, hat mehr verdient. Während die "Erfolglosen" finden, jeder sollte so viel erhalten, wie er benötigt oder alle sollten in etwa gleich viel bekommen. Dies zeigt sich ebenfalls auf Social Media. Eine Userin schreibt über die Verluste der Promis: "Ich kann nur sagen, dass all diese reichen Leute endlich sehen werden, wie der Rest des Landes lebt."

    Expertin rät, sich online nicht zu vergleichen

    Social Media beeinflusst die Wahrnehmung von Empathie und Schadenfreude ebenfalls. Der starke Fokus auf erfolgreichen Promis in heutigen Gesellschaften ist laut Rost ungesund. "Natürlich wird dadurch eine Neugier von uns befriedigt – es passt auch in den Zeitgeist, dass alle etwas Besonderes darstellen wollen. Für uns als Menschen ist das aber langfristig ungesund. Der einfachste Rat wäre, sich dem nicht mehr auszusetzen. Also so etwas nicht mehr zu lesen und zu klicken", meint die Soziologin. "Aber das tun wir – es liegt in unserer Natur und wir geben dieser Neugier nach."

    Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Unterhaltung" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.

    Auf den Punkt gebracht

    • Unzählige Menschen haben in den Bränden in Los Angeles ihre Häuser verloren – auch einige Promis
    • Auf Social Media häufen sich negative Kommentare über Stars, die Verluste erleben mussten
    • Einige äußern sich schon fast schadenfreudig
    • Soziologin Katja Rost erklärt sich das mit dem Kontrast zwischen dem Lebensstil der Stars und der eigenen Realität der kritisierenden Menschen
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