Wien

Queere Superhelden erobern das Volkskundemuseum

Die Initiative "QueerMuseumVienna" setzt sich seit 2020 für ein dauerhaftes Museum der queeren Kunst ein. Ein erster Schritt ist nun getan.

Heute Redaktion
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Bis Juni ist queere Kunst im Volkskundemuseum zuhause.
Bis Juni ist queere Kunst im Volkskundemuseum zuhause.
Helmut Graf

Der Begriff "Queer" bezeichnet Menschen, die sich nicht als heterosexuell oder mit ihrem zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Geht es nach der Initiative "QueerMuseumVienna", brauchen queere Künstler eine Repräsentationsfläche, die ihnen in Wien noch fehlt. Nach dem Motto: "Queere Menschen sind immer Teil der Gesellschaft, und das gilt auch für Künstler." Nun ist ein erster Schritt getan: Im Volkskundemuseum (Josefstadt) eröffnete vor wenigen Tagen das erste queere Museum Wiens.

Queere Menschen als Superhelden

Über einen Zeitraum von sechs Monaten stellen Künstler in zwei Räumen aus. Damit möchte man den nächsten Schritt in der Wiener Kultur- und Gleichstellungspolitik setzen. Das Museum bietet eine Plattform für queere zeitgenössische Kunst und soll zur Diskussion und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema anregen. Neben Erwachsenen und Touristen sollen vor allem Jugendliche und Kinder in die Bildungsarbeit einbezogen werden. Den Anfang macht Alfred Rottensteiner mit seiner Ausstellung "If there is something weird in your neighborhood", eine Anspielung auf den Titelsong des Film-Klassikers "Ghostbusters".

"Queer war ursprünglich ein Schimpfwort", erklärt er. "Durch die Aneignung verliert es aber an Kraft und Ängste werden in Energie verwandelt". In seiner Ausstellung stellt Rottensteiner queere Personen als Superhelden dar, etwa indem er Tüll als Superhelden-Cape drapiert. Ein zentraler Fokus liege auch auf dem Irritationsmoment der Kunst. "Ich bemerke das, wenn ich mich als queere Person durch mein Umfeld bewege." Für den Schreckmoment, in dem der Alltag von Menschen, die queere Ereignisse nicht gewohnt sind, zusammenbricht, steht das Wort "Boo", das aus Kunstrasen ausgeschnitten wurde und den Besucher beim Betreten des Raumes quasi anspringt.

Das klassische Bild in Frage stellen

In einer halb verdeckten Vitrine sind Original-Ausstellungsstücke des Volkskundemuseums zu sehen, die Rottensteiner mit modernen Elementen verbunden hat - wie etwa eine Jesus-Figur, die mit einer Barbie-Puppe im Bett liegt. Durch diese überspitzte Darstellung möchte der Künstler das klassische Bild in Frage stellen, gräbt dafür aber auch in der eigenen Erinnerungskiste: Als er als Kind mit Barbies spielte, verhängte er seine Sammlung mit einem Vorhang, um sie vor anderen Kindern zu verstecken. Der Vorhang wurde aber gehoben und kurz darauf wusste es die ganze Schule.

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    Kuratorinnen Andrea Lehsiak und Daniela Hahn (v.li.) im Queer Museum Vienna.
    Kuratorinnen Andrea Lehsiak und Daniela Hahn (v.li.) im Queer Museum Vienna.
    Helmut Graf

    Suche nach einem fixen Standort

    Kuratiert wird die erste Ausstellung im neuen Museum von Daniela Hahn und Andrea Lehsiak  ("The DODO Project"). Für sie ist Rottensteiner ein besonderer Künstler, da er viele Bereiche abdeckt, dabei aber seine eigene und gleichzeitig die queere Geschichte aufgreift. "Die Ausstellung ist aufgebaut wie ein queeres Glossar", erklärt Lehsiak. "Es finden sich darin Elemente, die jeder queere Mensch kennt, von der Club Culture bis zur Drag Kultur". 

    Bereits seit Anfang 2020 setzt sich die Initiative "QueerMuseumVienna" (QMV) für ein Museum mit festem Standort in Wien ein, bisher ohne Erfolg. Die Ausstellung im Volkskundemuseum sei ein erster wichtiger Schritt, sagt Thomas Trabtisch, Mitglied des Vorstands der Initiative. In Städten wie Berlin oder New York gibt es solche Häuser schon lange. "In Wien ist es längst überfällig. Es braucht ein Museum, in dem queere Künstler ausstellen, in dem LGBTIQ-Themen aufgegriffen werden", so Trabitsch. Man wolle weg von der ausschließlich "trauernden Museologie" hin zum Feiern von einer lebendigen, vielfältigen und aktiven queeren Gemeinschaft.

    Veranstaltungen bei freiem Eintritt geplant

    Noch bis Juni gastiert das QMV im Volkskundemuseum, für das kommende halbe Jahr ist ein straffes Programm geplant. Jeden Monat wird ein anderer Künstler ausstellen, auch eine Reihe von Veranstaltungen, die lokalen und internationalen Musikern eine Plattform bietet, ist geplant. Am 6. Februar endet die Ausstellung von Alfred Rottensteiner, dann steht alles im Zeichen des "Black History Months". Der Eintritt ist frei. Alle Informationen zu den kommenden Terminen finden Sie auf der Website des QMV.

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