60 Prozent Behinderungsgrad

Wienerin wartet seit April auf barrierefreie Wohnung

Monatelang wartet Frau M. schon auf eine barrierefreie Wohnung, wird jedoch immer wieder vertröstet. Die vielen Stufen werden zur Qual.

Wienerin wartet seit April auf barrierefreie Wohnung
Um vom Schlafzimmer in die Küche zu kommen, muss Frau M. täglich mehrere Stufen steigen. Mit 60 Prozent Behinderung ist das eine Tortur für sie
Privat

Für viele ist das Hundertwasserhaus in der Kegelgasse 36-38 in Wien-Landstraße eines der schönsten Wohnhäuser der Hauptstadt. Doch Frau M. ist die extravagante Bauweise des Gebäudes zum Verhängnis geworden. Durch eine Lungenerkrankung ist es ihr nicht mehr möglich, die vielen Stufen in ihrer Wohnung zu bewältigen, weshalb sie bereits im April 2024 bei Wiener Wohnung um eine barrierefreie Wohnung anfragte – bisher erfolglos.

Sechs Monate statt acht Wochen

Mit einem Behinderungsgrad von 60 Prozent würde Frau M. eine barrierefreie Wohnung zustehen, das bestätigte auch ihr Arzt. Die 16 Stufen, die sie sich seit zwei Jahren jeden Tag in ihrer Wohnung hinauf und hinunter quälen muss, sind eine ernsthafte Herausforderung für die 44-jährige. Auch die Bauweise des restlichen Hauses stellt Schwierigkeiten dar. In den Pflastersteinen am Boden seien bereits Löcher, der wellig gestaltete Boden sei für sie schwer zu überwinden.

Wenn acht bis 12 Wochen vorbei sind, heißt es immer wieder nur, dass ich acht bis 12 Wochen warten muss
Frau M.
will nicht mehr warten

Deshalb suchte Frau M. bereits im April bei Wiener Wohnen um ein "Wiener Wohn Ticket" an, um in eine barrierefreie Wohnung ziehen zu können. Da hierfür eine acht-12 wöchige Bearbeitungsfrist vorgesehen ist, beantragte sie dieses bereits im April 2024. Dieser wurde zuerst abgelehnt, im Juni 2024 dann nach erneuter Antragsstellung wieder aufgenommen. Seitdem wartet Frau M. auf ihre Wiener Wohn-Ticketnummer. Immer wieder wird sie vertröstet. "Wenn acht bis 12 Wochen vorbei sind, heißt es immer wieder nur, dass ich acht bis 12 Wochen warten muss." Statt der geplanten Zeitspanne von einigen Wochen wartet Frau M. nun schon seit sechs Monaten. Innerhalb dieser Zeit hatte sie sogar schon ein Angebot bekommen: Da sie auf der Warteliste aufgerückt war, hätte Frau M. eine geeignete Wohnung "am langen Felde" beziehen können, das einzige, was sie dafür noch hätte vorweisen müssen, wäre die Wiener Wohn-Ticketnummer gewesen. Da ihr diese jedoch noch immer nicht vorlag, ging ihr die neue Wohnmöglichkeit durch die Lappen.

Für Frau M. sind die Stufen in ihrer Wohnung eine Qual

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    Um von der Küche ins Schlafzimmer zu kommen, muss Frau M. täglich 16 Stufen steigen
    Um von der Küche ins Schlafzimmer zu kommen, muss Frau M. täglich 16 Stufen steigen
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    Fall wird neu geprüft

    Auf Anfrage von "Heute" äußerte sich eine Sprecherin von Wiener Wohnen zu dem Fall. Der im April gestellte Antrag musste im Juli 2024 abgelehnt werden, weil aus den vorgelegten Unterlagen hervorging, dass die Wienerin bereits in einer barrierefrei zugänglichen Wohnung lebte und zudem kein Wohnbedarfsgrund nach den geltenden Richtlinien vorlag.

    "Daraufhin wandte sich Frau M. mit einem etwas anderen Sachverhalt an die unabhängige Wohnungskommission. Sie gab an, in einer Maisonette-Wohnung zu wohnen und innerhalb der Wohnung Stufen bewältigen zu müssen. Aus diesem Grund wurde sie für eine erneute Prüfung ihres Wohnungsantrages an die Wohnberatung Wien verwiesen", heißt es von Wiener Wohnen.

    Und weiter: Der Antrag auf eine stufenlos zugängliche Wohnung sei an das zuständige Gremium weitergeleitet worden, das über den Antrag entscheiden werde. Frau M. soll schriftlich informiert werden, sobald eine Entscheidung getroffen wurde. Das soll laut der Betroffenen in zwei bis drei Wochen geschehen. Laut ihr trete das Gremium nur dann zusammen, wenn es genügend ähnliche Fälle vorliegen hätte. Dann stimme jedes Gremiumsmitglied ab, ob ein Antrag angenommen oder abgelehnt wird. Wie das im Fall von Frau M. ausgehen wird, bleibt abzuwarten.

    Auf den Punkt gebracht

    • Frau M., die einen 60-prozentigen Behinderungsgrad hat, wartet seit April 2024 vergeblich auf eine barrierefreie Wohnung, obwohl ihr Arzt bestätigt hat, dass sie Anspruch darauf hat
    • Trotz mehrfacher Anträge und einer zwischenzeitlichen Bewilligung ihrer Wohn-Ticketnummer, wurde sie immer wieder vertröstet und hat bisher keine geeignete Wohnung erhalten, was ihre Lebenssituation erheblich erschwert
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