Österreich

Wienerin nach Techno-Party missbraucht und ausgelacht

MeToo in der Techno-Szene: Eine 23-Jährige wurde Opfer eines sexuellen Angriffs durch einen Veranstalter. Er wurde verurteilt, nun soll sie zahlen.

Newsdesk Heute
Eine junge Wienerin wurde nach einem sexuellen Übergriff nun vom Täter geklagt. Ihr Anwalt Philipp Springer (r.) spricht von einer "Verleumdungskampagne".
Eine junge Wienerin wurde nach einem sexuellen Übergriff nun vom Täter geklagt. Ihr Anwalt Philipp Springer (r.) spricht von einer "Verleumdungskampagne".
privat, iStock

Es war ihre Chance, endlich als Tänzerin durchzustarten und damit Geld zu verdienen. Die 23-jährige Paulina T. (Name geändert) wurde Anfang des Jahres für eine Techno-Party in Wien gebucht, ihre Performance kam gut an. Der etwa 15 Jahre ältere Organisator wollte den Auftritt am nächsten Tag nachbesprechen, auch um weitere gemeinsame Events zu planen. Da die junge Wienerin den Mann von früher kannte, wähnte sie sich nicht in Gefahr, als er sie dafür in seine Wohnung einlud.

"70-minütige Tortur"

Sie tranken keinen Alkohol, sondern sahen sich erst nur die Videos der Veranstaltung an. Als der Mann sie jedoch zu eindringlich anschaute, beschloss Paulina T. zu gehen. Dann eskalierte die Situation plötzlich: Er ließ sie nicht weg, sondern hielt sie fest, umklammerte ihren Hals und spuckte ihr ins Gesicht. Die Studentin versuchte, sich zu befreien, doch der Veranstalter war stärker. Er riss sie an den Haaren zu Boden, schlug sie mit dem Gürtel und missbrauchte sie. "Er hat sie während der 70-minütigen Tortur ausgelacht", ist Paulina T.s Anwalt Philipp Springer gegenüber "Heute" fassungslos. Nach der Tat ließ der bekannte Partymacher die 23-Jährige endlich gehen. Wie zum Hohn schrieb er ihr später eine Nachricht und fragte, ob sie gut nach Hause gekommen war.

Paulina T. fuhr nach dem sexuellen Angriff ins AKH, dort wurde die Polizei verständigt. Der Täter wurde angezeigt und wenig später inhaftiert. "Es ist das passiert, was man in 27 Staaten Vergewaltigung nennt", so der Vertreter des Opfers. Da die junge Frau nicht kräftig genug war, ihrem Angreifer Abwehrspuren zuzufügen, konnte man den Kampf nicht nachweisen. Das Gerichtsurteil fiel deshalb vergleichsweise milde aus: Der Angeklagte wurde wegen Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung und Körperverletzung rechtskräftig zu zehn Monaten verurteilt, davon sechs Wochen unbedingt.

Die traumatisierte 23-Jährige wollte verhindern, dass anderen Frauen dasselbe passiert und offenbarte sich Techno-Veranstalterin Frederika Ferková. Wie "Heute" berichtete, bat die Gründerin des feministischen Party-Kollektivs "Hausgemacht" auf Instagram daraufhin Betroffene, sich bei ihr zu melden. So brachten die beiden Frauen den Stein ins Rollen und legten offen, dass MeToo leider längst auch die Wiener Techno-Szene im Griff hat. Inzwischen haben sich schon mehr als 30 Frauen gemeldet, die Opfer von sexuellen Übergriffen oder Gewalt durch mächtige Männer des Nachtlebens wurden. Immer wieder fallen dabei die Namen von fünf mutmaßlichen Tätern.

Täter klagt Opfer

Gegenüber Bekannten soll der verurteilte Veranstalter nach seiner Haft behauptet haben, er hatte ein Burnout, um seine Tat zu verschleiern. "Dann hat er eine Verleumdungskampagne gegen meine Mandantin gestartet", sagt Springer weiter. Der Täter stellte den Missbrauch als Verstoß gegen den "Po-Grapsch-Paragraphen" dar – "eine extreme Verharmlosung" – und bezichtigte die junge Frau, zu lügen. Paulina T. klagte ihren Angreifer daraufhin wegen übler Nachrede.

Er klagte sie zurück – wegen "Ehrkränkung", das Opfer soll nicht behaupten dürfen, dass es vergewaltigt wurde. Dabei geht es um einen Streitwert von 21.000 Euro. Beide Prozesse sollen im Herbst stattfinden. Die hohe Summe kann die Wienerin, die inzwischen das Land verlassen hat, jedoch nicht aufbringen. Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) hat deshalb nun einen Spendenaufruf für Paulina T. gestartet. 

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