Niederösterreich

Niederösterreicherin landete nach Impfung auf Intensiv

Eine Niederösterreicherin landete nach der Impfung auf der Intensivstation und erzählt: "Mein Leben hat sich um 180 Grad zum Negativen gewendet."

Amra Duric
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Sabine T. erlitt nach der ersten Corona-Impfung eine lebensbedrohliche allergische Reaktion.
Sabine T. erlitt nach der ersten Corona-Impfung eine lebensbedrohliche allergische Reaktion.
iStock, privat

Die Corona-Pandemie hat den Alltag vieler verändert. Auch von Sabine T. (Name geändert). Die Niederösterreicherin arbeitete in Wien als Krankenschwester. Nun schafft sie es fast nicht mehr aus dem Bett. "Mein Leben hat sich seit der 2. Impfung um 180 Grad zum Negativen gewendet. Ich bin jetzt seit fast sieben Monaten krankgeschrieben, ans Haus gebunden und selbst normale Alltagstätigkeiten oder Arztbesuche sind nur mit längeren Ruhepausen danach möglich."

"Mein Leben hat sich seit der 2. Impfung um 180 Grad zum Negativen gewendet. Ich bin jetzt seit fast 7 Monaten krank geschrieben, ans Haus gebunden und selbst normale Alltagstätigkeiten oder Arztbesuche sind nur mit längeren Ruhepausen danach möglich."

Seit 2013 leidet die Niederösterreicherin an 2013 ME/CFS (Myalgische Enzephalitis/Chronic Fatigue Syndrome) in milder Form. "Ich war noch arbeitsfähig mit 30 Wochenstunden als Krankenschwester. Zwar hatte ich immer wieder kleinere "Crashs" über ein paar Tage, aber diese waren gut kompensierbar. Auch leichte sportliche Aktivitäten wie Skifahren, eislaufen, Schwimmen, Radfahren mit zwei bis drei Stunden Ruhepause danach, waren gut möglich." 

Nach der ersten Impfung auf die Intensivstation

Ein Jahr später verschlechterte sich jedoch der Gesundheitszustand von Sabine T. "Ich wurde mit MCAS (Mastzellaktivierungssyndrom) diagnostiziert. Seitdem nehme ich Medikamente und habe keinen anaphylaktischen Schock mehr gehabt. Dafür aber viele Allergien und Unverträglichkeiten." Wegen diesen wurde die Krankenschwester von Mai 2020 bis Juni 2021 mit einem offiziellen Covid-19 Risikoattest von der Arbeit freigestellt. "Im Sommer 2021 ging es mir so gut wie seit Jahren nicht mehr, weshalb ich mich für die Impfung entschieden habe."

"Nach 35 Minuten kam es dann aber leider doch zur plötzlichen Anaphylaxie, die durch die anwesende Notärztin sofort medikamentös behandelt wurde. Mit Notarztbegleitung wurde ich ins Krankenhaus in die Notaufnahme und von dort direkt auf die Intensivstation gebracht."

Aufgrund ihrer gesundheitlichen Vorgeschichte wurden im Impfzentrum besondere Maßnahmen getroffen. "Ein Notarzt war mit einem zusätzlichen Antihistaminikum anwesend. Vor der Impfung ging es mir blendend. Nach 35 Minuten kam es dann aber leider doch zur plötzlichen Anaphylaxie, die durch die anwesende Notärztin sofort medikamentös behandelt wurde. Mit Notarztbegleitung wurde ich ins Krankenhaus in die Notaufnahme und von dort direkt auf die Intensivstation gebracht und 24 Stunden überwacht. Viel weiß ich davon nicht mehr, ich war ziemlich weggetreten von den vielen Medikamenten", berichtet die 41-Jährige.

Einen Tag nach der Impfung durfte T. wieder nach Hause, kämpfte die ganze Woche aber mit massiven Kreislaufproblemen, Kopfschmerzen, extremer Müdigkeit, sowie Schüttelfrost trotz sommerlicher 30 Grad. "Nach 10 Tagen war ich wieder einigermaßen fit."

Zweite Impfung im Spital erhalten

Ende Juli sollte dann die zweite Corona-Impfung folgen. "Nach Beratschlagung meiner Ärzte und Rücksprache mit diversen Allergologen wurde die 2. Impfung unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen freigegeben. Die gefährliche "Delta-Welle" stand bevor und aufgrund meiner massiven Maskenunverträglichkeit wäre ich der quasi schutzlos ausgeliefert gewesen."

Die Impfung erhielt die Niederösterreicherin direkt auf der Intensivstation unter medikamentöser Vorbereitung mit Antihistaminikum und hochdosiertem Cortison,  sowie 24-Stunden-Überwachung. "Es kam zwar zu keiner allergischen Reaktion, gut ging es mir danach aber auch nicht. Die Zeit im Krankenhaus habe ich fast nur verschlafen. Die ersten 4 Tage kämpfte ich danach mit den üblichen Impfreaktionen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Impfarm, Fieber, Schüttelfrost, aber insgesamt ging es mir deutlich besser als nach der 1. Impfung. Nach vier Tagen war es überstanden und ich fühlte mich super."

"Zweieinhalb Monate hatte ich dann Symptome des Pfeifferschen Drüsenfiebers mit massiver Erschöpfung und fast täglich erhöhter Temperatur. Ab etwa Ende Oktober kamen dann immer mehr Symptome dazu."

Doch keine 12 Stunden später sollte sich der Gesundheitszustand von Sabine T. drastisch verschlechtern. "Es kam zu einem massiven Krankheitsgefühl mit allen möglichen Symptomen, was sich als EBV-Reaktivierung, im sehr wahrscheinlichen Zusammenhang mit der Impfung, herausstellte. "Zweieinhalb Monate hatte ich dann Symptome des Pfeifferschen Drüsenfiebers mit massiver Erschöpfung und fast täglich erhöhter Temperatur. Ab etwa Ende Oktober kamen dann immer mehr Symptome dazu. Kognitive Probleme, Kurzatmigkeit bei Anstrengung, Druck in der Brust, Nerven-Glieder-Muskelschmerzen am ganzen Körper, zunehmend stärker werdende Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit, ein Infekt nach dem anderen und massive Histaminschübe trotz Erhöhung der MCAS Basismedikation."

"Ich hatte in nur sechs Monaten 43 Arztbesuche"

Die Niederösterreicherin absolvierte daraufhin einen Ärztemarathon. "Ich hatte in nur sechs Monaten 43 Arztbesuche." Doch, obwohl es ihr immer schlechte ging, blieb eine Diagnose aus. "Im Dezember wurde dann der Verdacht auf "Post Covid nach Impfung" gestellt, obwohl ich kein Corona gehabt habe." Im Jänner beschloss die 41-Jährige auf eigene Kosten agonistische Post Covid Autoantikörper im Blut bestimmen zu lassen. Viele Patienten, die wegen COVID-19 behandelt werden, haben Autoantikörper im Blut, die auch bei seltenen Autoimmunerkrankungen auftreten.

Tatsächlich wurden derartige Autoantikörper bei der Krankenschwester gefunden. "Erstmal war ich erleichtert, dass ich endlich einen Beweis in der Hand hielt, der meine ganzen Symptome erklärte. Die Freude darüber hielt allerdings nicht lange an, denn bei der Immunologin erfuhr ich, dass es für diese Art von funktionellen Autoantikörpern zwei mögliche Therapieoptionen gäbe. Beide privat nicht leistbar und nur schwer von der Gebietskrankenkasse bewilligt zu bekommen. Also entweder man entfernt diese Autoaantikörper mit einem sehr aufwendigen Verfahren namens Immunpharese aus dem Blut oder man unterdrückt sie mit langfristigen regelmäßigen Gaben von intravenösen Immunglobulinen. Beide Optionen waren leider nicht das, was ich mir erhofft hatte, nämlich eine schnelle und einfache Lösung für meine Beschwerden."

Antrag auf Entschädigung gestellt

Eine Impfbefreiung von einer Fachärztin hat die Niederösterreicherin mittlerweile bekommen. Diese muss jedoch noch vom Amtsarzt bestätigt werden. "Ob mit oder ohne Befreiung, ich lasse mich sicher kein weiteres Mal mehr impfen. Im Gegenteil. Ich habe jetzt einen Antrag auf Entschädigung nach dem Impfschadengesetz gestellt. Zumindest für die Arzt- und Therapiekosten müsste der Staat aufkommen. Es kann und darf nicht sein, dass Impfopfer in Österreich unter den Teppich gekehrt werden. Sicher, in der Gesamtbetrachtung der verabreichten Impfungen, betrifft es vielleicht nur einen Bruchteil, aber auch das sind gar nicht so wenige Menschen, deren Leben nicht mehr so ist, wie vor der Impfung und auch uns muss geholfen werden."

"Ob mit oder ohne Befreiung, ich lasse mich sicher kein weiteres Mal mehr impfen. Im Gegenteil ich habe jetzt einen Antrag auf Entschädigung nach dem Impfschadengesetz gestellt. Zumindest für die Arzt- und Therapiekosten müsste der Staat aufkommen."

In Österreich wurden mit Stand 9. Februar 2022 bereits über 17,8 Millionen Coronaimpfungen verabreicht. Mit der Zahl der Impfungen steigen auch die Meldungen zu Nebenwirkungen. Diese werden vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) erfasst. Der aktuelle Bericht vom 27.12.2020 bis 14.1.2022 zeigt, dass bei 518 Patienten und Patientinnen Nebenwirkungen als lebensbedrohend gemeldet wurden. Bei insgesamt 152 Personen konnte der Gesundheitszustand wiederhergestellt werden. 

Sabine T. hat nun einen Impfschadenantrag eingereicht. "Sollte er nicht anerkannt werden, dann werde ich mir einen Anwalt nehmen und klagen."

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