"Heute"-Reportage

Wienerin in Armut getrieben: "Sohn kauft mir Klopapier"

Die Inflationsrate ist endlich unter 3% gesunken. Dennoch kommen viele kaum noch über die Runden. Eine "Heute"-Reportage im 10. Wiener Gemeindebezirk.

Annika Fried
Wienerin in Armut getrieben: "Sohn kauft mir Klopapier"
Wienerin berichtet: Sie kann sich oft nicht einmal mehr Klopapier leisten.
heute.at

Teuerung ohne Gnade. Drei Viertel der Österreicher schränken ihren Konsum ein. Die Inflationsrate ist im Juli zwar erstmals seit mehreren Jahren auf unter drei Prozent gesunken, trotzdem haben immer mehr Menschen Probleme ihre Grundbedürfnisse zu decken. Lokalbesuche werden für viele sowieso zum Luxus, denn die Preisanstiege in der Gastronomie sind weiterhin überdurchschnittlich hoch.

"Heute" war in Wien-Favoriten unterwegs und hat sich umgehört, wie es den Menschen in Österreich wirklich geht.

"Kann mir kein Essen mehr leisten"

Wir treffen Jutta (70), die auf der Favoritenstraße unterwegs ist. Sie erzählt uns, wie schwer ihr Leben finanziell geworden ist und, dass sie mit ihrer Pension kaum über die Runden kommt. "Ich hänge finanziell komplett am Sand", sagt sie bedrückt. Essen gehen kann sie sich nur noch selten leisten.

In ihrem Stammlokal, einer alten Gaststube in der Nähe ihrer Wohnung, bekommt sie noch ein Wiener Schnitzel und eine Suppe unter 10 Euro. "Da kann ich mir noch ein Menü leisten" erzählt sie uns. Zum Glück bekommt sie Unterstützung von ihrem Sohn, der ihr regelmäßig die wichtigsten Sachen vorbeibringt.

Ich kann mir derzeit kein Essen mehr leisten, weil ich muss froh sein, wenn ich mit meiner Pension durchkomme. Mein Sohn ist gestern gekommen und hat mir Klopapier gekauft, weil er weiß, dass ich nichts zuhause habe. Es ist traurig!
Jutta, 70
kommt kaum noch über die Runden

"Eine Katastrophe"

Nicht nur für Jutta (70) sind die hohen Preise eine Herausforderung. Auch der 19-Jährige Iraq muss jeden Cent umdrehen, wenn er sich etwas zu Essen kauft. "Ich habe letztens einen Döner-Laden gesehen, wo man 7 Euro bezahlt. Das ist wirklich eine Katastrophe" erzählt er uns. Mehr als 5,50 Euro für eine Speise hat er eigentlich nicht zur Verfügung.

Auch Hary (44) geht kaum noch in Restaurants. Sogar das Schwimmbad ist ihm mittlerweile zu teuer geworden. "Wir gehen nicht mehr schwimmen, der Eintritt kostet 8 Euro. Mit 2 Kindern geht man dann besser zu einem Teich", beklagt er sich.

5,50 Euro ist meine Schmerzgrenze, wenn ich mir etwas zu Essen kaufe. Ich habe letztens einen Döner-Laden gesehen, wo man 7 Euro bezahlen sollte. Das ist wirklich eine Katastrophe!
Iraq, 19
arbeitet im Supermarkt

Raststätten-Menü um 15 Euro

Egal, wen wir fragen, die Menschen sind sich einig: Die Preise in der Gastronomie sind zu hoch.
Der LKW-Fahrer Panovic (37) erzählt uns von Menüs an Raststätten, für die er 15 Euro bezahlen muss. "Die Zeiten werden schwieriger", sagt er.

Trotzdem geben die meisten der Befragten immer noch Trinkgeld, wenn sie dann doch einmal in ein Restaurant gehen. "Die Arbeiter können ja nichts dafür, dann können wenigstens die Kellner was trinken gehen, wenn wir das nicht mehr können" sagt Hary (44). Nachsatz: Die Menschen halten in schwierigen Zeiten zusammen.

Übrigens: Die Österreicher geben laut Statistik Austria rund 6% ihres monatlichen Einkommens für Cafés und Restaurants aus.

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    • Die Inflationsrate ist im Juli zwar erstmals seit mehreren Jahren auf unter drei Prozent gesunken, trotzdem können sich viele Menschen ihr Leben kaum noch leisten
    • "Heute" war in Wien-Favoriten unterwegs und hat sich umgehört, wie es den Menschen in Österreich wirklich geht
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