Österreich

Wienerin im Aufwind: Kabarett statt Kokain

Sie liebte das Leben und nahm sich zu viel davon, bis es in ihrem "Kopf krachte". Verena Titze schrieb ein Buch und ein Kabarett über ihr Burnout.

Sandra Kartik
Verena Titze arbeitete und feierte soviel, bis ihr Körper aufgab. In ihrem Buch und Kabarettprogramm "Burnout" spricht sie schonungslos über ihre härteste Zeit.
Verena Titze arbeitete und feierte soviel, bis ihr Körper aufgab. In ihrem Buch und Kabarettprogramm "Burnout" spricht sie schonungslos über ihre härteste Zeit.
Dominik Geiger

Verena Titze ist beruflich erfolgreich, eine attraktive Frau Anfang 30, die gerne und ständig arbeitet. Mit derselben Intensität stürzt sich die Wienerin auch ins Nachtleben – Partys, Alkohol, Drogen und Sex sind ihr Alltag. Eines Morgens wacht sie in einem fremden Bett auf und nichts ist mehr, wie es war.

"Mein Kopf kann einfach nichts entziffern. Alles dreht sich", beschreibt sie ihren Zustand in ihrem Debütroman "Burnt.Out" und dem gleichnamigen Kabarett-Programm, das am 8. November in der Kulisse Wien Premiere feiert. Auf die ersten Erschöpfungs-Erscheinungen folgt "Panik, die immer wieder von hinten über meine unbewegliche Wirbelsäule hinauf zu meinen kribbelnden Ohren schießt". Titze kann nicht mehr, ihr Körper schreit Stopp, sie ist tief in ein Burnout geschlittert.

Nach dem Entzug geht’s bergauf

"Seither ist kein Stein auf dem anderen geblieben", erzählt die Neo-Autorin und -Kabarettistin im "Heute"-Gespräch. "Ich habe mich von vielen Dingen verabschieden müssen. Das ist schmerzhaft, es ist schwer, loszulassen. Aber jetzt geht’s mir wirklich gut." Titze hat einen Entzug hinter sich. "Ich trinke seit zwei Jahren keinen Alkohol mehr. Das war wichtig." Auch Drogen wie Kokain hat sie aus ihrem Leben verbannt. "Ich wollte mich mit dem Feiern ablenken, gut fühlen und meinen Selbstwert aufbessern. Ich habe sehr viel gearbeitet und nicht auf mich geschaut. Das alles war kein Erfolgsrezept", weiß sie heute. 

"Ich frage mich, wie nüchterne Menschen das Leben überhaupt aushalten, wenn die Verzweiflung sie zerfrisst?", schreibt sie in ihrem Buch. Heute hat sich Titze aus diesem Teufelskreis befreit. "Ich bin meinem Körper so dankbar für den Shutdown."

Sie hat ihren Job, bei dem sie ständig erreichbar und im Einsatz sein musste, aufgegeben. Stattdessen hat Titze ihre Liebe zur Natur entdeckt, sich professionelle Hilfe geholt, Schauspielunterricht genommen und das Erlebte verarbeitet. "Ich bin draufgekommen, wieviel Freude ich habe, wenn ich auf der Bühne stehe." Davon kann man sich bei ihrem tragisch-komischen Solo-Programm bald überzeugen.

So erkennt man ein Burnout

Titze übersah die Burnout-Zeichen viel zu lange. "Ich habe nicht rechtzeitig die Reißleine gezogen." Darauf hätte sie achten sollen:

Konzentrationsprobleme: "Meine To-Do-Liste war ewig lange. Ich wollte alles erledigen, am liebsten gleichzeitig, das ging natürlich nicht."

Offene Aufgaben: "Ich habe vieles begonnen, aber nicht fertig gemacht."

➤ Immer in Gesellschaft: "Ich konnte nicht mehr alleine sein."

➤ Party ohne Ende: "Man lenkt sich ab, um sich nicht genau mit sich selbst beschäftigen zu müssen."

Unruhe: "Ich hatte extrem rastlose Tage, bei denen ich nicht zur Ruhe gekommen bin."

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