Wien
Wienerin: "Arzt hat mich mit Händen vergewaltigt"
Für Antonia P. endete ein Arztbesuch in einem Albtraum! Die Frau wirft einem Wiener Orthopäden einen sexuellen Übergriff vor.
Im August 2019 suchte Antonia P. einen erfahrenen Orthopäden, der auf Osteopathie spezialisiert ist, auf. Bereits seit geraumer Zeit hat die Wienerin Schmerzen in der linken Schulter. Doch die vermeintliche Routine-Untersuchung bei dem Mediziner endet für die Frau in einer schrecklichen Erfahrung.
"Im Rahmen der Untersuchung bat er mich, dass ich mich in Unterwäsche ausziehe", erzählt Antonia P. gegenüber Puls4. Ohne jegliche Aufklärung oder Vorankündigung hätte ihr der Arzt dann hinter ihr stehend "meinen Slip beiseite geschoben und mich ohne Handschuhe mit mehreren Fingern vaginal penetriert."
Und weiter: "Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, es war eine Vergewaltigung mit den Händen." Die Wienerin sei zuerst "schwer verwirrt und verstört gewesen", hätte nach der Behandlung aber bei der Polizei umgehend Anzeige gegen den Arzt aus Wien erstattet.
Kein Einzelfall
Eine nachfolgende Untersuchung zeigte mehrere Verletzungen durch die "Behandlung". "Ich habe von dieser Untersuchung/ Behandlung einen vaginalen Riss und mehrere Blutungen, bis hinauf zum Muttermund davongetragen", sagt die Ärztin zu dem TV-Sender.
Antonia P. ist offenbar kein Einzelfall! Mindestens fünf weitere Frauen berichten nämlich von ähnlichen Vorfällen bei dem Wiener Mediziner. Die Wiener Ärztekammer bezog bereits schriftlich Stellung zu den Anschuldigungen rund um den Orthopäden, berichtet Puls4.
Laut Ärztekammer werden solche Fälle laufend geprüft, allerdings möchte man dabei auch klarstellen, dass solche Vorfälle äußerst selten seien. Oder etwa doch nicht? Die Userin Joanalistin rief auf Twitter unter dem #frauenbeimarzt dazu auf, über derartige Übergriffe zu berichten und zu teilen.
Innerhalb kürzester Zeit meldeten sich daraufhin zahlreiche Opfer. "Ich war ungewollt schwanger. Der Arzt stellte mir Fragen, wie wir es 'getrieben haben'. Danach wollte er sich mit mir auf ein Bier verabreden" oder "Mit 13, mit der Zahnspange beim Zahnarzt. Er greift mir unter die Bluse und ist verwundert, dass ich schon BH trage" – nur zwei der Kommentare.
Fall landet vor Gericht
Antonia P. bringt ihren Fall schließlich sogar vor Gericht. Der 60-jährige Arzt muss sich wegen Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses vor Gericht verantworten. Bei seiner Aussage beruft sich der Arzt auf eine spezielle Osteopathie-Behandlung namens "Vaginal-Touché".
Der Arzt räumte vor Gericht zwar eine fehlende Aufklärung seinerseits ein, das Verfahren endet für Antonia P. aber anders als erhofft. Es kommt in der Folge nämlich zu einem Freispruch für den Angeklagten.
"Die Richterin hat in ihrer mündlichen Urteilsbegründung ausgeführt, dass aus solcher mangelnder Aufklärung nicht auf einen sexuellen Missbrauch im Sinne des missbrauchtes Autoritätsverhältnisses in der Arzt-Patienten-Beziehung zu schließen ist", erklärt Marina Baier-Grabner, die Anwältin von Antonia P. gegenüber Puls4.
"Es bestürzt"
Antonia P. kann das Urteil nicht verstehen. "Es bestürzt. So ein Verfahrensausgang provoziert weitere Opfer. Provoziert, dass sich Täter, die sich eines solchen Verfahrens ermächtigen in Sicherheit wägen", sagt die Wienerin zu dem TV-Sender. Für die Wiener geht der Albtraum weiter.