Wien

Wiener Wohnen wirft Multimillionär aus Gemeindebau

Weil Investor und Top-Manager Sigi Wolf offenbar keinen Bedarf mehr an seiner Gemeindewohnung hat, schmeißt ihn Wiener Wohnen raus.

Leo Stempfl
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In diesem Gemeindebau war der Multimillionär von 1978 bis 2020 gemeldet.
In diesem Gemeindebau war der Multimillionär von 1978 bis 2020 gemeldet.
"Heute"-Montage: FOTOKERSCHI.AT / APA / picturedesk.com & "Wien heute"

Es war eine Geschichte, die mit jedem Detail kurioser wurde. Der österreichische Multimillionär Sigi Wolf war bis vor kurzem in einem Wiener Gemeindebau gemeldet. Wie "Profil" recherchierte, mietete er die Wohnung 1978 zu seiner Lehrzeit. Als er später Spitzenmanager bei Magna, ÖBAG-Aufsichtsratsvorsitzender und Investor wurde, behielt er die Gemeindewohnung. Ab 2003 als Nebenwohnsitz, im November 2020 folgte die Abmeldung.

In der Zeit davor sollen aber auch immer wieder nahe Angehörige dort gemeldet gewesen sein – obwohl eine Untervermietung verboten ist und Gemeindewohnung nur zur Stillung des dringenden Wohnbedürfnisses vergeben werden. Ein Monat später kam ein mutmaßlicher Finanzskandal, in den der Unternehmer verwickelt sein soll, ans Licht – mehr dazu hier.

"Wir san lauter arme Leit da"

Nun kommt wieder etwas Wind in die Wohnung-Causa. "Wien heute" hat dem Objekt in Wien-Favoriten deswegen einen Besuch abgestattet. Nachbarn zeigen sich in der Reportage überrascht. "Wir san lauter arme Leit da", erzählt eine ältere Bewohnerin. "Leisten kann er sichs sicher, dass er wo anders wohnt", mutmaßt ein anderer. Damit dürfte er wohl Recht haben.

Obwohl sich Wolf also im November ganz von der Adresse abmeldete, bleib er weiterhin Mieter der 47-Quadratmeter-Wohnung. Wie der "ORF" berichtet, will  Wiener Wohnen sie deswegen nun zurück haben – es gäbe offensichtlich keinen Wohnbedarf mehr.

"Höchst ungerecht"

"Mittels Schreiben hat Wiener Wohnen den Hauptmieter Wolf aufgefordert, die Wohnung zurückzugeben. Er hat jetzt ein Monat Zeit, das zu tun", erklärt Sprecherin Andrea Janousek. Ansonsten würde die Sache vor Gericht gehen.

Derzeit warten rund 17.000 Menschen auf eine leistbare Gemeindewohnung. "Und daher ist es einfach höchst ungerecht, wenn eine Wohnung nicht benutzt wird, und für eine andere Wienerin oder einen anderen Wiener blockiert wird und nicht zur Verfügung steht", so Janousek

Pikant: Insgesamt sollen es ganze fünf Personen sein, die an der Adresse einen Nebenwohnsitz hatten. Ein Sprecher von Siegfried Wolf erklärt das so: "Herr Wolf hat schon klargestellt, dass er diese Wohnung während seiner Zeit als Lehrling übernommen hat, aber jetzt nicht mehr dort wohnt."

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    ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com