Wien
Wiener verspielt online 63.000 € – jetzt klagt er
Sveto K. verspielte im Online-Casino rund 63.000 Euro. Da der Anbieter keine Lizenz in Österreich hat, kann er nun seinen Verlust zurück klagen.
Vor rund zehn Jahren hatte Sveto K. familiäre Probleme, zog sich immer mehr in die Online-Casino-Welt zurück: "Ich hatte Probleme mit meiner damaligen Frau, verbrachte viel Zeit allein. Dann sah ich die Werbung für die Online-Casinos im Internet, so hat alles angefangen", erzählt der heute 55-Jährige im "Heute"-Interview.
Wenn er nicht gerade arbeitete, spielte der Wiener stundenlang am Computer oder am Handy: "Ich habe nur bei den Glücksspiel-Automaten mitgemacht – bei sehr, sehr vielen Anbietern. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele und welche es genau waren", erinnert sich der Lagerarbeiter.
Neue Liebe stoppte Gaming-Sucht
Mindestens 100.000 bis 120.000 Euro verzockte Sveto K. nach eigenen Angaben – die Folge waren hohe Schulden und Kredite bei der Bank. Der Wendepunkt für den gebürtigen Bosnier kam, als er sich von seiner damaligen Frau scheiden ließ und schließlich eine neue Partnerin fand: "Ich habe sie geheiratet, wir haben zwei Kinder. Jetzt bin ich glücklich", meint Sveto K. Als er seine neue Frau kennenlernte, hörte der 55-Jährige sofort mit dem Online-Gaming auf.
Durch Zufall las er im Internet von der Möglichkeit, die Verluste, die er bei den Online-Casinos gemacht hatte, wieder vom jeweiligen Anbieter zurück zu klagen. Denn: Online-Casino-Angebote (Poker, Automaten usw.) sind in Österreich illegal. Die einzige Ausnahme sind Sportwetten und das Portal "win2day", das eine Lizenz hat. Verluste der letzten 30 Jahre können daher rückgefordert werden. "Ich dachte zuerst, das ist ein Schmäh. Aber dann habe ich über die Rechtsanwaltskanzlei Gottgeisl & Leinsmer gelesen, die solche Fälle übernimmt", so der 55-Jährige.
„"In 700 Fällen haben unsere Klienten das Geld zurückbekommen. Bei einem Fall ging es sogar um eine Million Euro" - Rechtsanwalt Jakob Leinsmer“
Anfang 2021 wandte er sich an die Wiener Kanzlei – mit Erfolg: "Wir haben bisher etwa acht Klagen für Herrn K. eingereicht, teilweise endeten diese in einem Vergleich oder wurden bereits gerichtlich erledigt. So gibt es etwa ein Urteil (nicht rechtskräftig, Anm.) gegen "Mr. Green", bei dem Herrn K. 2.010 Euro zugesprochen wurden. Ein Verfahren gegen den Anbieter "bet-at-home" läuft noch, hier geht es um rund 63.000 Euro", erklärt Rechtsanwalt Jakob Leinsmer. Und sein Kollege, Karim Weber, ergänzt: "Viele Klienten wissen nicht, dass jede Art von Online-Gaming eingeklagt werden kann – etwa auch Online-Poker."
Bisher hat die Kanzlei nach Angabe von Leinsmer aufgrund von Online-Casino-Verlusten über 2.500 Mal Klage eingereicht: "In rund 700 Fällen haben unsere Klienten das Geld schon zurückbekommen. Bei einer Klage ging es sogar um eine Million Euro. Bis jetzt haben wir keinen einzigen Fall verloren", meint Leinsmer.
"Bet-at-home" stoppte Online-Casino in Österreich
"Bet-at-home" hat bereits auf die Klage-Flut reagiert und sperrte bis auf Weiteres sein Online-Casino in Österreich. Laut dem Unternehmen gibt es derzeit Kundenklagen in Höhe von 24,6 Millionen Euro. Für Sveto K. gehört das Online-Spielen jedenfalls der Vergangenheit an: "Ich spiele überhaupt nicht mehr und habe auch fast keine Schulden. Ich hoffe, dass ich den Rest in spätestens zwei Jahren abbezahlt habe. Ich habe mein Glück jetzt gefunden – bei meiner Familie."