Brennpunkt Favoriten
Wiener trägt am Reumannplatz täglich Stichschutzweste
Der Reumannplatz gilt als einer der Gewalt-Hotspots im Wiener Brennpunktbezirk Favoriten. Anrainer berichten nun über die Situation vor Ort.
Blutige Auseinandersetzungen und sexueller Missbrauch im Wiener Brennpunktbezirk Favoriten sorgen weiterhin für Schlagzeilen. Die ansteigende Kriminalität im 10. Bezirk fordert nun die Politik zum Handeln auf. Wie "Heute" in Erfahrung bringen konnte, wird der Reumannplatz zur Waffenverbotszone erklärt. Laut Innenminister Gerhard Karner erhalte die Polizei dadurch "effiziente Befugnisse", um Messer aus dem Verkehr zu ziehen.
Bis die Maßnahmen der Bundesregierung Wirkung zeigen, treffen manche Bewohner des betroffenen Bezirks selbst Sicherheitsmaßnahmen. "Ich laufe immer mit einer Stichschutzweste herum", erklärt Anrainer Sascha bei einem Lokalaugenschein von "Wien Heute". Diese habe er bereits zu einem früheren Zeitpunkt "billig" bekommen. "Es ist aber nicht notwendig, dass man wie ich herumläuft", betont der Wiener. Seiner Meinung nach müsse man sich jedoch nicht fürchten.
"Muss jeden mit Bruder anreden"
Würstelstand-Verkäuferin Ayse beobachtet die Auseinandersetzungen bereits seit längerer Zeit. Sie spricht von einem Machtkampf zwischen Afghanen, Tschetschenen und Syrern. "Da braucht nur einer den anderen schief anzusehen und es eskaliert", erklärt sie gegenüber dem ORF. Sie selbst sei auch schon bedroht worden. "Ich muss wirklich jeden mit Bruder anreden. Das hilft, denn dann haben sie Respekt", so Ayse.
Sascha und Ayse im ORF-Interview:
"Höchste Kriminalität"
Wie der ehemalige stellvertretende Wiener Polizeichef Kurt Hengelmüller gegenüber ORF-Moderator Patrick Budgen erklärt, sei Favoriten ein "Problembezirk". Zwar sei Favoriten schon immer ein heißes Pflaster gewesen, vergleichbar mit früher sei es jedoch nicht mehr, erklärt der pensionierte Polizist. Sein Sohn habe ihm bereits verboten, zu Fuß alleine durch den Bezirk zu gehen.
Kriminalität sei in Favoriten immer ein großes Thema gewesen. Während es früher Körperverletzungen waren, sei nun laut Hengelmüller "höchste Kriminalität" zu beobachten.