6,2 Millionen Euro Schulden
Wiener Socken-Millionär ist jetzt insolvent
Erst lagen ihm Fans der "Neuro Socks" zu Füßen, dann gingen sie andere Wege. "2 Minuten 2 Millionen"-Teilnehmer Wolfgang Cyrols Firma ist pleite.
Der Glaube an seine Erfindung war so groß, dass sich Unternehmer Wolfgang Cyrol sogar den Namen der Website seiner "Neuro Socks" auf die Brust tätowieren ließ. Doch anders als der permanente Schriftzug ist seine Firma nicht so gut haltbar. Vor wenigen Tagen musste der Wiener überraschend Insolvenz anmelden. Es geht laut Kreditschutzverband (KSV) um 6,2 Millionen Euro Schulden.
2019 hatte der Gründer seine Spezial-Socken, die "Wohlbefinden und Lebensqualität" ihrer Träger steigern sollten, in der TV-Show "2 Minuten 2 Millionen" vorgestellt. Mediashop-Gründerin Katharina Schneider stieg nach dem überzeugenden Auftritt bei ihm ein, der TV-Verkauf seines Produktes ging schnell steil nach oben. Alleine im ersten Quartal 2020 soll Cyrol laut "Brutkasten" drei Millionen Euro Umsatz gemacht haben. Sein Vertriebssystem umfasste kurz vor der Pleite 1.000 "Business-Partner", die auf Provisionsbasis seine "Wunder-Socken" anpriesen.
"Irreführende Werbung"
Die "Neuro Socks" versprachen nicht nur Komfort, sondern auch zahlreiche, medizinische Vorteile: So sollten sie Schmerz lindern, das Immunsystem stärken, bei Knie- und Rückenproblemen helfen und sogar Virus-Erkrankungen vermeiden. Letzteres ausgerechnet am Beginn der Pandemie in Aussicht zu stellen, half womöglich auch, die Verkaufszahlen rasant zu steigern. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) nahm die "esoterischen" Versprechen des Unternehmers bald ins Visier und kritisierte die "irreführende Werbung mit gesundheitsbezogenen Angaben".
Mehrere Prozesse, die "Neuro Socks" verlor, untermauerten das und sollen laut KSV auch der Grund für die Insolvenz gewesen sein: "In der Folge kam es dann zu einem starken Umsatzeinbruch sowie zusätzlich zu gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem Hauptlieferanten, die schlussendlich zu dieser Insolvenz geführt haben."
"Gesellschaft voller Neid"
16 Gläubiger und zwei Mitarbeiter sind nun unmittelbar von der Pleite betroffen. Ein Sanierungsverfahren wurde eingeleitet. Auf Facebook meldete sich Cyrol nun selbst zur Insolvenz zu Wort: "Ich liebe dieses Land Österreich, jedoch ist die Gesellschaft voller Neid und Missgunst. Keine/r kennt die Hintergründe, das hab ich nun mit 57 Jahren lernen dürfen", schreibt er.
Er hege dennoch keinen Groll gegen seine Kritiker: "Ich schicke all diesen Menschen positive Energie, denn urteilen können nur jene, welche schon einmal in ihrem Leben ihren Arsch bewegt haben, und etwas für die Menschheit getan haben." Cyrol hat inzwischen auch schon ein neues Produkt entwickelt, das wieder mit einem großen Versprechen aufwartet: Ein spezieller Duft, der beim Abnehmen helfen soll.