Austro-Beteiligung in Venedig

Wiener Regisseur mietet für sein Kino-Debüt Freunde

In seinem Kinofilm "Peacock" beschäftigt sich der Regisseur mit dem "Rent a Friend"-Business und feiert bei den Filmfestspielen in Venedig Premiere.

Magdalena Zimmermann
Wiener Regisseur mietet für sein Kino-Debüt Freunde
Bernhard Wenger gibt mit "Peacock" sein Kinofilmdebüt.
Hannah Schwaiger, NGF - Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH

"Peacock" ist Bernhard Wengers erster Kinofilm. Mit diesem debütiert der österreichische Regisseur bei den Venediger Filmfestspielen am 28. August. "Es ist mein erster Kinofilm, an dem ich sechs Jahre lang gearbeitet habe. Dass er jetzt in Venedig seine Weltpremiere feiern kann, ist natürlich eine Riesenfreude und eine große Ehre," so Wenger im Gespräch mit "Heute".

Bei der "Settimana Internationale Della Criticia" - also den Kritikerwochen - laufen gesamt sieben Filme im Wettewerb und Wengers ist einer davon. Mit seinen Kurzfilmen "Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin" wurde er bei der Diagonale, dem Max Ophüls Preis und dem österreichischem Filmpreis als bester Kurzfilm ausgezeichnet. "Peacock" ist jetzt der erste Langfilm des Wieners, der in Salzburg aufgewachsen ist.

Wie echt muss Freundschaft sein?

In dem Streifen dreht sich alles um das "Rent a Friend"-Business. "Der Begriff "Rent-a-friend" ist ja auch relativ selbsterklärend", erklärt Wenger, "ich bin vor vielen Jahren zufällig in einem Artikel auf sogenannte "Rent-a-Friend"-Agenturen gestoßen und das Thema hat mich gleich fasziniert. Bei diesen Agenturen, die in Japan existieren, kann man Personen als Freunde, Verwandte - oder alles, was man im Leben nicht hat - mieten."

Eine Person hat mir erzählt, da sie jeden Tag im echten Leben jemand anders spielt, hat sie das Problem, keine echten Emotionen mehr ausleben zu können
Bernhard Wenger
im Gespräch mit "Heute"

Für seine Recherchearbeit ist der Drehbuchautor und Regisseur dann 2018 nach Japan gereist, hat sich dort mit Menschen getroffen, die in diesem Business arbeiten. Dabei hat Wenger ganz besondere Erlebnisse erfahren können: "Eine Person hat mir erzählt, da sie jeden Tag im echten Leben jemand anders spielt, hat sie das Problem, keine echten Emotionen mehr ausleben zu können. Das habe ich wahnsinnig spannend gefunden und es für die Hauptfigur des Films übernommen", erklärt der Regisseur, "die Person, die ich in Japan kennengelernt habe, hat das Problem nicht mehr 'echt' sein zu können."

So ist in "Peacock" auch Protagonist Matthias ein Meister seines Faches, überzeugt seine Kunden in allen Rollen - ist alles vom perfekten Sohn bis hin zum perfekten Freund, für den eigenen Instagram-Feed. "Es werden auch Leute gemietet zur besseren Selbstpräsentation, um Lügen zu vertuschen oder zur Machtdemonstration. Im Film behandle ich diese Themen satirisch, im Hinblick auf unsere Social Media geprägte Gesellschaft."

Denn was immer mehr angestrebt wird, ist Perfektion. Dabei scheint es aber auch immer mehr in den Hintergrund zu rücken, ob diese auch tatsächlich real ist. Hauptsache es macht sich gut in den sozialen Medien, hauptsache man wirkt glücklich - hinter die Fassade zu blicken bleibt immer mehr auf der Strecke. "Wenn man auf Social Media schaut, sieht man, dass sich jeder von seiner besten Seite präsentiert und solche Agenturen sind ja eigentlich nichts anderes, als eine Erweiterung davon ins echte Leben", so Wenger.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der österreichische Regisseur Bernhard Wenger feiert sein Kinodebüt mit dem Film "Peacock" bei den Filmfestspielen in Venedig, nachdem er sechs Jahre an dem Projekt gearbeitet hat
    • Der Film behandelt das "Rent a Friend"-Business und thematisiert die Suche nach echter Freundschaft in einer von Social Media geprägten Gesellschaft
    • Wenger hat für seine Recherchearbeit sogar Japan besucht, um Einblicke in diese Branche zu gewinnen
    mz
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