Wien
Wiener Privat-Altenheim wirft neun Pensionisten raus
Die Senioren Residenz Josefstadt ist tief ins Minus gerutscht. Nun wird der Betreiber getauscht - und die unprofitable Pflegestation geschlossen.
Der Weg in ein Seniorenheim fällt Betroffenen oft nicht leicht. Manche fühlen sich abgeschoben, haben das Gefühl, von Gesellschaft und Angehörigen nur noch als Last empfunden zu werden. Dazu kommt, dass einem der Umzug ins Pensionistenwohnheim die eigene Endlichkeit sehr drastisch vor Augen führt. Ist es meist doch der letzte Umzug und die Finale Station eines Menschenlebens.
Zwei-Zimmer-Suite ab 2.670 Euro im Monat
Wenn schon Heim, dann in ein luxuriöses - so man es sich leisten kann. Ein solches Luxus-Seniorenheim ist die Senioren Residenz Josefstadt. Die Zwei-Zimmer-Suite gibt es ab 2.670 Euro und mit Balkon ab 3.700 Euro, drei Zimmer zu einem Preis "auf Anfrage". Dafür verspricht die Website das "Service eines Fünf-Sterne-Hotels mit Charme“, Betreuung durch ein "Team, das rund um die Uhr“ verständnisvoll auf die "Wünsche und Ansprüche älterer Menschen“ eingeht, sowie Zugang zu einer "hauseigenen, professionellen Pflegeabteilung".
Unprofitable 24-Stunden-Pflegestation wird geschlossen
Diese wird nun aber geschlossen. Und damit müssen neun Pensionisten, die derzeit in der Senioren Residenz Josefstadt eines der zehn Einzelzimmer auf der 24-Stunden-Pflegeabteilung bewohnen, nun aber erneut umziehen, sitzen auf der Straße. Und das nicht freiwillig, wie der "Falter" berichtet: Das Seniorenheim im Besitz der Residenz Josefstadt AG in Zürich schreibt Verluste, von elf Millionen Euro Minus ist die Rede. Ein neuer Betreiber soll es nun richten. Dieser ist zwar offiziell noch nicht gefunden, fix ist aber, dass mit 31. Juli die offenbar unprofitable Pflegestation geschlossen werden soll. "Mobile Pflege für die aktiven Resident:innen soll aber selbstverständlich auch in Zukunft in der Residenz Josefstadt möglich sein", wird beteuert..
Ihre neun Bewohner werden vor die Tür gesetzt - "unter Berücksichtigung der geltenden Gesetzeslage“, so Direktorin Brigitta Hartl-Wagner in einem schriftlichen Statement gegenüber "Heute". "Wir sind mit allen Resident:innen der Pflegestation bzw. deren Angehörigen in intensivem Kontakt und Austausch und unterstützen sie bestmöglich dabei, Lösungen zu finden, sodass sie bereits in den kommenden Wochen neue Pflegeplätze bekommen“, heißt es im Statement der Direktorin, die sich derzeit auf einem "lange geplanten Urlaub" befindet.
Drei Bewohner suchen noch nach neuem Zuhause
Sechs Bewohner hätten inzwischen eine neue Bleibe gefunden, heißt es am Dienstag von einer Sprecherin gegenüber "Heute“, die Suche für die drei weiteren Bewohner laufe. Man unterstütze diese dabei, so gut es gehe. Wer Probleme damit habe, eine neue Unterkunft zu finden, könne sich an den Fonds Soziales Wien (FSW) wenden, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) gegenüber dem "Falter". Einige Bewohner bzw. deren Angehörige hätten sich bereits über ihre Möglichkeiten eine neue Unterkunft zu bekommen informiert, heißt es vom FSW gegenüber "Heute". Vertragsabschlüsse habe es bisher aber keine gegeben.
Pflegepersonal verliert seinen Job
Mit der Schließung der 24-Stunden-Pflegestation verliert auch rund ein Drittel der insgesamt 45 Mitarbeiter nun ihren Job. Denn ohne Pflegeabteilung wird natürlich auch kein Pflegepersonal mehr benötigt. Rund 15 Personen seien betroffen - was aber nicht so schlimm sei: "Diese Personen sind am Arbeitsmarkt sehr nachgefragt“, beruhigt die Sprecherin gegenüber "Heute“. "Wir unterstützen sie darin, neue Beschäftigungen in der Pflege zu finden."