Titel: "Kein Mampf"

Wiener macht aus Hitlers "Mein Kampf" ein Kochbuch

Wie aus "Mein Kampf" ein Kochbuch wird: Nach den ersten 100 Seiten zeigt der Künstler am 4. April, wie aus Hitlers Buch nun etwas Sinnvolles entsteht.

Wien Heute
Wiener macht aus Hitlers "Mein Kampf" ein Kochbuch
Andreas Joska-Sutanto zerschneidet seit 8 Jahren Hitlers Buch "Mein Kampf". Aus den Buchstaben entsteht ein Kochbuch.
privat

1.57 Millionen Buchstaben, 782 Seiten: Andreas Joska-Sutanto zerschneidet seit 2016 Adolf Hitlers "Mein Kampf" in seine einzelnen Buchstaben, um diese wieder zu Kochrezepten zusammenzusetzen. Das Kochbuch heißt "Kein Mampf". Bisher hat er 25 Rezepte erstellt und zerschneidet am Donnerstag, 4. April, feierlich und öffentlich die 100. Seite. Ab 18 Uhr wird nach acht Jahren mit dem Zerschneiden der hundertsten Seite ein Viertel des Projektes abgeschlossen. Dazu lädt der Künstler ins LOT in der Ankerbrotfabrik, Absberggasse 31 (Favoriten) ein. Der Eintritt ist frei.

"Nichts macht Hitler kleiner als ein guter Witz über ihn", findet der Künstler und Grafiker. "Ich will die Betrachter dazu bringen, sich wieder mit dem schwierigen Thema des Dritten Reiches und dem damit verbundenen Elend zu beschäftigen. Der humorige Titel ist dabei nur Mittel zum Zweck", erklärt Andreas Joska-Sutanto die Hintergründe seines Projekts. Er findet, gerade in einer Zeit, in der in Europa wieder Krieg geführt wird, sei die Auseinandersetzung mit dem NS-Kapitel besonders brisant.

Akribische  Arbeit - 100 Seiten von knapp 800 Seiten hat der Künstler bereits zerlegt.
Akribische  Arbeit - 100 Seiten von knapp 800 Seiten hat der Künstler bereits zerlegt.
Andreas Joska-Sutanto

"Wenn man sich anschaut, was gerade in der Welt passiert, wenn sich Demokratien in Diktaturen verwandeln - und das in kürzester Zeit", dann bekommt der Künstler auch Zukunftsangst. "Ich denke dann auch an meine Kinder, die in dieser Welt leben müssen. Wenn man sich umsieht, kommt einem das Grausen."

"Als Gesellschaft müssen wir aufpassen, Fehler nicht zu wiederholen"

"Als 2015 das Copyright für 'Mein Kampf' auslief, kam in mir der Wunsch auf, das Buch zu zerschneiden. Ich möchte mit diesem Projekt darauf aufmerksam machen, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, in Frieden zu leben und dass wir als Gesellschaft aufpassen müssen, nicht die gleichen Fehler wie damals zu begehen". Hier kannst du dir den Film zum Projekt ansehen.

"Das Werk "Mein Kampf", diesen Schwachsinn zu atomisieren, fand ich eine gute Idee. Ein Bekannter von mir hat in einem Antiquariat gearbeitet. Der hat mir das Buch nach einigen Widerständen schließlich besorgt – und in einem Billasackerl überreicht. Nun war ich ihm was schuldig und im Zugzwang. Also musste ich wirklich mit dem Projekt anfangen. Und ja, es ist ein ziemlicher Arbeitsaufwand."

800 Stunden hat der Künstler schon mit dem Zerschneiden von "Mein Kampf" verbracht.
800 Stunden hat der Künstler schon mit dem Zerschneiden von "Mein Kampf" verbracht.
Andreas Joska-Sutanto
Die Leute sollen sich auf das irrsinnig grausliche Thema einlassen. Es gelingt ein leichterer Zugang mit Humor.
Andreas Joska-Sutanto
Künstler

Andreas Joska-Sutanto ist von 15 Jahren Schneidarbeit ausgegangen. Jetzt nach acht Jahren hat er 1/4 geschafft. Schon 800 Stunden hat er in die Arbeit hereingesteckt. Er macht das nicht aus Spaß, sondern mit einem Ziel: "Die Leute sollen sich auf das irrsinnig grausliche Thema einlassen. Es gelingt ein leichterer Zugang mit Humor. Mein Projekt und sein Name ist eine Verballhornung von "Mein Kampf", aber nicht von dem, was im Nationalsozialismus passiert ist." 

Im Kochbuch sind aus den Buchstaben von "Mein Kampf" schon 25 Rezepte entstanden. Neben Spargelsalat und einem Pizzarezept von seinem Vater gibt es auch ein Rezept für Eiernockerl - "auch die will ich entpolitisieren". Aus einer Seite "Mein Kampf" lassen sich circa zwei Rezepte komponieren. "Ich will Leute dazu bringen, sich mit dem Thema auseinandersetzen. Die ersten 100 Stunden waren ur-spannend. Aber jetzt ist es auch manchmal langweilig, doch nicht nur --- es hilft beim Denken." Als Hauptberuf möchte er 40 Stunden die Woche lieber nicht "Mein Kampf" zerschneiden. "Da bekomme ich ja einen Buckel".

Donnerstag, 4. April, wird 18  Uhr feierlich und öffentlich die 100. Seite von "Mein Kampf" zerschnitten. 
WO: LOT in der Ankerbrotfabrik, Absberggasse 31 (Favoriten) ein.
Der Eintritt ist frei

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