Wien

Wiener Löwenmama kämpft 24 Stunden am Tag für Theodor

Theodor kam mit einem seltenen Gendefekt zur Welt. Seine Mutter kümmert sich 24 Stunden lang um ihn. Ihre Erlebnisse hat sie nun zu Papier gebracht.

Yvonne Mresch
Astrid Eldflug (38) mit Sohn Theodor (9) und Hündin Felice (2). Die "Löwenmutter" kümmert sich 24 Stunden lang um ihren Sohn.
Astrid Eldflug (38) mit Sohn Theodor (9) und Hündin Felice (2). Die "Löwenmutter" kümmert sich 24 Stunden lang um ihren Sohn.
Sabine Hertel

"Ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten, und ich schluckte schwer. Ich fühlte Mitleid in mir aufsteigen. Nun hatte ich zwar die Gewissheit, dass mein Kind behindert war. Aber war er nicht immer noch dasselbe Baby, das ich bis zur Diagnose so sehr geliebt hatte? Zum ersten Mal in meinem Leben bekam ich ein Gefühl dafür, wie sich bedingungslose Liebe anfühlt", schreibt Astrid Eldflug in ihrem Buch "Fußspuren".

"Die Ärzte sagten, er wird nie stehen können"

Theodor wurde mit einem seltenen Gendefekt geboren, hat einen Behinderungsgrad von 100 Prozent. Es ist "lediglich" ein Stück des Chromosoms 5, das ihm fehlt. Doch genau das soll sein Leben verändern, ist es doch für die Entwicklung essentiell. Was für andere Kinder in seinem Alter selbstverständlich ist, ist für Theodor ein Wunder. "Die Ärzte erklärten mir, er wird nie sitzen, stehen oder gehen können", erinnert sich Eldflug an die Schock-Diagnose. Sie sollte ihnen das Gegenteil beweisen.

Die Alleinerzieherin entschied, fortan nur mehr für ihren Sohn da zu sein. Die studierte Publizistin kündigte ihren Job und übernahm die 24-Stunden-Pflege. In Eigenregie organisierte die "Löwenmutter", wie sie oft genannt wird, Therapiestunden, recherchierte akribisch, was Theodor helfen könnte. Eine Spezial-Therapie in Deutschland brachte den bislang größten Erfolg. Heute ist Theodor neun Jahre alt und hat beeindruckende Fortschritte gemacht: Er kann nach Dingen greifen, mit Unterstützung sitzen und stehen und hat sogar schon seine ersten Schritte gemacht. Unterstützung bekommt die kleine Familie von Hündin Felice, die derzeit eine Ausbildung zur Therapiehündin macht und speziell für Theodor ausgewählt wurde.

"Wenn man ein besonderes Kind hat, muss man oft kämpfen"

Der Neunjährige geht aus medizinischen Gründen nicht in die Schule, wird rund um die Uhr von Mama Astrid umsorgt. Die beiden haben ein strukturiertes Tagesprogramm, zu dem etwa eine spezielle Faszienmassage gehört, die das Bindegewebe kräftigt. Er braucht viel Unterstützung, muss gefüttert werden und kann nicht sprechen. "Ich erkenne, was er braucht, wir sind ein eingespieltes Team", sagt seine Mutter. "Er ist ein zufriedenes und glückliches Kind."

Um ihre Erfahrungen mit anderen Eltern zu teilen und ihnen Mut zu machen, hat Eldflug ihre Geschichte niedergeschrieben. "Fußspuren" lautet der Titel ihres Buches, das am 1. Juni im "Cape 10" in Favoriten vorgestellt wird (Anmeldung). "Ich habe in den neun Jahren so viel erlebt und viele Eltern sind auf mich zugekommen, weil sie Tipps wollten. Ich habe gespürt, ich muss es zu Papier bringen, um zu zeigen was alles möglich ist, wenn man an das Kind glaubt", erzählt sie. "Ich wäre froh gewesen, wenn mir jemand geholfen hätte!" Dass sie als Löwenmutter bezeichnet wird, freut die Wienerin: "Ich habe mich nie als starke Frau gesehen. Aber mir ist klar geworden, dass ich schon stark bin. Wenn man ein besonderes Kind hat, muss man oft kämpfen. Sonst erreicht man nichts."

30.000 Euro für Spezialtherapie

Finanziell kämpft Astrid Eldflug auch: Als Vollzeit-Mama hat sie kein Einkommen, lebt von Mindestsicherung und Pflegegeld. Doch die Wohnung ist nicht behindertengerecht: "Wir haben eine Treppe, über die ich Theodor trage. Doch er wird immer schwerer, wir brauchen früher oder später einen Treppenlift. Außerdem muss das Bad umgebaut werden, wir benötigen eine barrierefreie Dusche." Die Spezialtherapie für Theodor wird nicht von der Krankenkasse übernommen. 30.000 Euro im Jahr muss seine Mutter dafür bezahlen. "Das ist praktisch unmöglich, wir sind hier auf private Spenden angewiesen."

Wer helfen möchte:

Spendenkonto Astrid / Theodor Therapie
IBAN: AT79 1420 0200 1741 3024
easybank

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