Wien

Wiener Liliputbahn fährt mit "Kernenergie" durch Prater

Der historischen Dampflok im Prater fehlt die Kohle. Nun setzt man auf Alternativen: Die Bahn soll mit gepressten Olivenkernen betrieben werden.

Yvonne Mresch
Ronald Durstmüller ist technischer Leiter der Liliputbahn im Wiener Prater. Seit Mitte August fehlt dem Unternehmen die Kohle, nun will man auf eine Alternative setzen.
Ronald Durstmüller ist technischer Leiter der Liliputbahn im Wiener Prater. Seit Mitte August fehlt dem Unternehmen die Kohle, nun will man auf eine Alternative setzen.
Denise Auer

Seit 1928 tuckert die Liliputbahn durch den Prater. Die historische Dampflok bringt Groß und Klein vom Riesenrad ins Grüne und wieder retour. Doch seit Mitte August ist es still geworden auf den Schienen: Die Kohle fehlt.

Aus dem alten Rom nach Wien

"Der Brexit und der weltweite Ausstieg aus der Kohleverbrennung haben dazu geführt, dass wir keine Lieferungen mehr aus dem Bergwerk in Wales erhalten", berichtet Ronald Durstmüller, technischer Leiter der Bahn. Bereits vor dem Ausfall hatte sich das Team auf dem Markt nach Alternativen umgesehen - und wurde schließlich in England fündig.

Bereits Mitte September soll ein britisches, künstlich hergestelltes Ersatzprodukt getestet werden, das zu 50 Prozent aus gepressten Olivenkernen besteht. Der Rest ist Abfall aus der normalen Kohleproduktion. Bereits im alten Rom habe man Olivenkerne für Kochstellen verwendet, da sie keinen Rauch entwickeln, erklärt der Experte.

"Die Liliputbahn wird immer fahren", versichert Ronald Durstmüller. "Die Dampflok ist kulturelles Erbe."
"Die Liliputbahn wird immer fahren", versichert Ronald Durstmüller. "Die Dampflok ist kulturelles Erbe."
Denise Auer

"Die Liliputbahn wird immer fahren!"

Geht bei den ersten Tests alles gut, ist die Wiener Liliputbahn die erste österreichweit, die mit der "Oliven-Alternative" unterwegs ist. Damit ist nicht nur der Kohle-Engpass abgewehrt: 40 Prozent des ursprünglichen CO2-Ausstoßes können so eingespart werden, weiß Durstmüller. "Die Methode ist also zukunftssicher und umweltfreundlich."

10 bis 15 Kilogramm Kohle braucht die Liliputbahn pro Rundfahrt. Das ergibt einen Jahresverbrauch von rund 10 Tonnen. Eine Tonne "Oliven-Kohle" wurde vorerst bestellt. Die Kosten würden sich etwa auf das Gleiche belaufen, betont Durstmüller. Er ist guter Dinge, dass die Tests erfolgreich verlaufen werden - auch wenn es bisher wenige Erfahrungsberichte gibt.

Sollte er nicht recht behalten, wolle man weiter nach Alternativen suchen: "Die Liliputbahn wird immer fahren. Wir haben ja auch vier Diesellokomotiven. Aber Dampfloks sind kulturelles Erbe und wir setzen alles daran, dies zu bewahren!" Die aktuelle Saison läuft noch bis 31. Oktober. Am finalen Tag ist ein Halloween-Special geplant. Mehr Infos auf www.liliswelt.at

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