Österreich

Wiener ließ Tochter Anna (6) gegen Corona impfen

Eine Corona-Impfung ist unter zwölf Jahren in Österreich nicht zugelassen. Dennoch haben bereits Hunderte Eltern ihre Kinder impfen lassen.

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Herr Meier* ließ seine sechsjährige Tochter Anna* gegen Corona impfen. (Symbolbild)
Herr Meier* ließ seine sechsjährige Tochter Anna* gegen Corona impfen. (Symbolbild)
Utrecht, Robin / Action Press / picturedesk.com

Donnerstag, 15 Uhr: In der Praxis eines renommierten Wiener Kinderarztes warten Eltern mit ihren Kindern. Alle Patienten sind unter zwölf Jahre alt und bekommen eine Impfung gegen das Coronavirus. Ihre Eltern haben sich für "Off Label Use" entschieden – die Verwendung eines Arzneimittels außerhalb der Zulassung. Das ist in Österreich erlaubt. Geimpft wird mit BionTech/Pfizer, die Dosierung dem Alter angepasst. BionTech selbst rechnet mit der Zulassung für Fünf- bis Elfjährige in wenigen Wochen.

Von der Politik im Stich gelassen

Ob steigender Infektionen wollen aber viele Eltern nicht mehr länger warten: "Ich habe mir die Infektionszahlen angeschaut, durchgerechnet und bin zum Schluss gekommen, dass meine Tochter ohne Impfung keine Chance hat, sich nicht anzustecken", so Herr Meier* im "Heute"-Interview.

Meiers Tochter Anna* (6, keine Vorerkrankung) ist bereits gegen Covid-19 geimpft. Die Entscheidung war für den Vater keineswegs einfach: "Ich hätte sie nie 'Off Label Use' impfen lassen, wenn es ausreichend Schutz für Kinder geben würde. Doch die Politik hat versagt und ließ mir keine andere Wahl." Die Impfung habe seine Tochter gut vertragen, Nebenwirkungen gab es keine. "Wir sind jetzt sehr erleichtert."

614 Kinder geimpft

Herr Meier, ein Naturwissenschafter mit Einblick in die Forschungslage, ist mit seiner Entscheidung nicht alleine: Mittlerweile sind in Österreich 614 Kinder unter zwölf (Quelle: e-Impfpass) gegen Covid-19 geimpft, Tendenz steigend. In sozialen Netzwerken suchen derzeit Dutzende Eltern verzweifelt nach Medizinern, die "Off Label Use" impfen – Eltern von Kindern mit und ohne Vorerkrankungen.

"Die Impfung birgt für meine Tochter weniger Risiko als die Infektion."

Das Kind vor einer Corona-Erkrankung zu schützen, ist auch Antrieb von Johannes W*.: Der Salzburger hat deshalb ebenfalls seine Tochter (8, keine Vorerkrankung) impfen lassen: "Die Impfung birgt für meine Tochter weniger Risiko als die Infektion, die ob unzureichenden Schutzmaßnahmen unvermeidbar gewesen wäre. So blieb mir nur noch übrig, mein Kind impfen zu lassen", so der Wissenschafter im "Heute"-Gespräch.

Warten auf Zulassung

Die Slowakei hat mittlerweile die Impfungen für Fünf- bis Elfjährige zugelassen. Auch in Österreich wird vielleicht nicht auf eine EMA-Zulassung gewartet. "Das Nationale Impfgremium beobachtet genau. Sobald es eine Entscheidungsgrundlage gibt, wird eine Empfehlung ausgesprochen werden", so Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein.

Zurück in der Wiener Arztpraxis, in der gerade Paul* (8) und Peter* (11) geimpft werden. Mama Viola N*. erzählt, wie die Kinder reagierten, als sie mit ihnen über die Covid-Impfung sprach: "Der Jüngere umarmte mich, sagte: 'Super, dass du das für mich tust.' Der Ältere kommentierte: 'Na endlich'..."

Ärzte: "Nutzen der Impfung höher als Risiko"

Einer der Ärzte, der Kinder unter zwölf impft, ist Maximilian F.*. Er macht dies aus tiefster Überzeugung: "Kinder müssen per Impfung gegen das Virus geschützt werden. Erst waren es die Älteren, die auf der Intensivstation gelandet sind. Jetzt sind es junge Menschen und Kinder, die im Spital und auf der Intensivstation landen." Der Impfstoff sei sicher und greife nicht in die Genetik ein.

"Delta ist hochansteckend."

Ob das Kind gegen Corona geimpft wird, entscheide der Arzt gemeinsam mit Eltern und Kind. Nutzen und Risiko werden abgewogen. "Der Nutzen der Impfung, mit der bislang weltweit 5,7 Milliarden Menschen immunisiert wurden, ist höher als das Risiko. Denn selbst wenn das Kind nicht schwer erkrankt, ist auch Long Covid nicht zu unterschätzen. Auch hier steigen bereits die Zahlen." Den Herbst sieht der Mediziner nicht rosig: "Delta ist hochansteckend. Wir werden einen massiven Anstieg bei Kindern haben und wir wissen nicht, wie viele Mutationen noch auf uns zukommen."

Beunruhigende Zahlen

"Heute" hat sich die aktuellen Zahlen angeschaut – und die sind beunruhigend: Alleine in Wien sind 2.280 der derzeit 7.705 Corona-Erkrankten Kinder unter 18 Jahren. 13,9 Prozent davon ( 316 Kinder) sind unter zwölf, so die Daten aus dem Corona-Krisenstab der Stadt Wien. (Stand: 14. September). Im Spital liegen derzeit sechs Kinder, drei davon auf der Intensivstation, heißt es auf Anfrage aus dem Wiener Gesundheitsverbund.

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