Wiener Experte: "Ratten klettern bis in den 7. Stock"

"Ich kam von der Arbeit im Kindergarten nach Hause und in der Toilette saß eine Ratte", berichtete Pädagogin Julitta S. (53). "Ich habe mich zwei Wochen lang nicht getraut, aufs Klo zu gehen. Die Ratte kam wahrscheinlich über das Kanalrohr in den zweiten Stock herauf", so die geschockte Wienerin – wir berichteten.

"Ratte kam in 7. Stock"

Dass eine Ratte im zweiten Stock auftaucht, ist nicht ungewöhnlich, erklärt Wiens Top-Schädlingsbekämpfer Peter Fiedler. "Meistens kommen sie durch das WC in die Wohnung, eine Rückschlagklappe verhindert das aber", erklärt er. "Es gab auch schon Ratten in Wohnungen im 6. oder 7. Stock. Sie klettern Fassaden hoch, besonders wenn diese bewachsen sind", so der Vorsitzende der Wiener Kammerjäger.

Keine Essensreste im WC entsorgen

Oft kommen Nager in Wohnungen, wenn die Rattenpopulation in der Umgebung schon sehr groß ist. "Dann machen sich die Ratten auf die Suche nach Nahrung und gehen auf die Reise. Ratten werden angezogen, wenn die Bewohner Lebensmittelreste im WC durch den Kanal entsorgen. Sie haben eine sehr gute Geruchsorientierung und können gut klettern."

"Ratte springt sehr hoch"

Dass eine Ratte im WC entdeckt wird, passiere mehrmals pro Jahr in Wien. "Geschätzt aber im einstelligen Bereich." Bei einer Rattensichtung sollte man ruhigen Kopf bewahren. "Eine große Gefahr ist es, die Ratte in die Enge zu treiben. Dann wehrt sie sich, wenn sie keinen Ausweg mehr hat – und sie kann sehr hoch springen", warnt Fiedler.

Bis zu 2.000 Nachkommen pro Jahr

In Wien gebe es eine große Rattenpopulation. Bei guter Nahrungsquelle und gutem Versteck ist die Reproduktionszahl sehr hoch. Eine Ratte hat 5 bis 7 Würfe pro Jahr mit 10 bis 15 Jungen – also ca. 50 bis 75 Jungtiere pro Jahr. Diese sind nach wenigen Monaten ebenfalls geschlechtsreif und pflanzen sich fort. "Ein Rattenpaar kann pro Jahr im günstigsten Fall 1.000 bis 2.000 Nachkommen haben."

Märkte, Müll und Gastro

In Wien sind die Rahmenbedingungen gut: Es wird viel Müll produziert und die Versteckmöglichkeiten sind gut. Besonders gerne sind Ratten auf Märkten, bei der Outdoor-Gastronomie und beispielsweise bei den Gürtelbögen, dort gibt es Mülltonnen im Freien. Es gebe auch immer noch Wohnbauten, wo Müll in den Innenhof geworfen werde. "Durch Baustellen werden Ratten nur sichtbarer, weil der Mensch in ihre Lebensräume eindringt und Unruhe hineinbringt. Es gibt derzeit aber nicht mehr Ratten in der Stadt, als normalerweise."

"Ratten haben immer Saison"

Im Sommer beschäftigen Ameisen und Wespen saisonal die Kammerjäger. Relativ neu sind auch Einsätze wegen Bettwanzen. "Schaben und Ratten haben immer Saison. Die Präventionsarbeit der Schädlingsbekämpfer ist für Hausverwaltungen wichtig, Früherkennung bewahrt vor Schäden."