Wien

Ärzte fühlen sich mit Problemen "alleine gelassen"

Die Wiener Spitalsärzte sehen große Qualitätsverluste und Engpässe in der Patientenversorgung. Die Stadtpolitik tue "nichts gegen die Probleme".

Die Wiener Ärzteschaft kritisiert das Vorgehen von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.
Die Wiener Ärzteschaft kritisiert das Vorgehen von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.
ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com

Wie Heute bereits am Montag berichtete, findet in sechs Wiener Spitälern am Mittwoch wegen Reallohnverlusten ein Warnstreik statt.

Nun kamen Umfrageergebnisse zutage, die die Unzufriedenheit der Wiener Ärzte deutlich zeigen. Zwischen September und Oktober wurden fast 2.000 Wiener Ärzte befragt: "Die Ärzteschaft fühlt sich alleine gelassen mit ihren Problemen", fasste der Geschäftsführer von Public Opinion Strategies, Peter Hajek, die Ergebnisse am Dienstag zusammen.

Die aktuellen Rahmenbedingungen im Spital führen laut 84 Prozent der Wiener Spitalsärzte "zu einem anhaltenden und nachhaltigen Qualitätsverlust in der medizinischen Betreuung". 78 Prozent sehen große Engpässe bei der Versorgung der Patienten. Auch die medizinische Ausbildung von Turnusärzten leidet laut 82 Prozent der Befragten unter der aktuellen Situation. 

Kritik an Hacker

Mit Kritik an der Stadtpolitik sparen die Ärzte nicht: 72 Prozent sind der Meinung, dass sie "nichts gegen die Probleme in Wiener Spitälern" tue. Weiters nehme Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) die Gefährdungsanzeigen aus Wiener Spitäler "nicht ernst genug", so 68 Prozent der Wiener Ärzte. Hacker selbst sieht das nicht so. Seine Gesprächsbereitschaft bestehe ungebrochen und würde auch genützt, "aber nicht immer im Lichte der Öffentlichkeit". 

Was für die Ärzte gilt, gelte auch für die Pflegekräfte, so Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl in einer Aussendung am Dienstag. Sie beklagen, dass viele durchaus notwendige Leistungen der Pflege aus Zeitmangel unter den Tisch fallen würden. Dies führe dazu, dass gefährliche Situationen seltener erkannt werden und die Betroffenen schlechter informiert das Krankenhaus verlassen. 

Die Wiener Ärztekammer will die kommenden zwei Wochen nun nützen, um "Aktionswochen" zu veranstalten und alle Spitäler zu besuchen. Man wolle die Belegschaft so dazu ermutigen, Missstände weiter zu melden. "Solidarisch" erklärt sich die Ärztekammer mit dem für Mittwoch angekündigten Streik. 

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