Wien

Wiener (42) gekündigt, obwohl er kranken Sohn pflegte

Der kleine Aras ist Autist und leidet an einer Muskelschwäche. Als sein Vater erneut Urlaub nehmen musste, flatterte die Kündigung ins Haus.

Yvonne Mresch
Denis (re.) wurde gekündigt, nachdem er sich in der Arbeitszeit um seinen autistischen Sohn kümmern musste. Die Familie ist verzweifelt.
Denis (re.) wurde gekündigt, nachdem er sich in der Arbeitszeit um seinen autistischen Sohn kümmern musste. Die Familie ist verzweifelt.
Denise Auer

"Ich fühle mich ausgenutzt", klagt Denis S. (alle Namen geändert). Seit Oktober 2022 ist der 42-jährige als Rezeptionist in einem Wiener Hotel beschäftigt. Zuhause betreut der Familienvater seinen vierjährigen Sohn Aras. Der Bub ist Autist und leidet an einer Muskelschwäche, ist zu 70 Prozent beeinträchtigt. 

"Statt Pflegeurlaub wurden mir Urlaubstage abgezogen"

"Er geht in den Kindergarten, braucht aber besondere Betreuung", erzählt der Vater. Zwei Mal musste er nach eigenen Angaben für eine Woche nach Deutschland fahren, um seinem Kind eine spezielle Therapie zu ermöglichen. "Ich habe dafür Pflegefreistellung genommen und im Nachhinein erfahren, dass mir stattdessen reguläre Urlaubstage abgezogen wurden", wunderte er sich zunächst.

Als er eine dritte Therapiewoche für Aras beantragen musste, folgte der Schock: "Ich wurde ganz plötzlich gekündigt. Es hieß, man brauche eine Vollzeitkraft, es herrsche Personalmangel. Aber ich habe meine 40 Stunden immer absolviert, nicht eine Stunde außerordentlich gefehlt. Die Pflegeurlaube habe ich rechtzeitig gemeldet", so der verzweifelte Wiener. Eine einvernehmliche Kündigung lehnte er ab, will um sein Recht kämpfen. "Das ist menschliche Diskriminierung. Meine Arbeitsleistung passt, es gab keine Probleme." Seine Frau arbeite Teilzeit, mit Arbeitslosengeld alleine wäre es schwierig, über die Runden zu kommen. 

"Sprechen Kündigungen nie leichtfertig aus"

Sein Arbeitgeber sieht die Situation gänzlich anders: Einen Pflegeurlaub habe der Mitarbeiter nie eingereicht, heißt es auf "Heute"-Anfrage. "Sollte er verabsäumt haben, im Ausmaß der ihm vom Gesetz zustehenden Pflegeurlaubstage, diese bei seinem Arzt einzureichen und uns den diesbezüglichen Nachweis zu erbringen, bedauern wir dies zutiefst." Aufgrund seiner Situation zuhause habe Denis S. dem Rezeptionschef die "von ihm benötigten Ruhetage vorgegeben". Dieser habe stets versucht die Wünsche zu erfüllen: "Zum einen, weil der Mitarbeiter diese mit dem Pflegeaufwand für sein Kind begründete, zum anderen, weil er anderenfalls einen Urlaubstag einforderte", heißt es.

"Wir versichern, dass wir Kündigungen nie leichtfertig aussprechen, zumal wir händeringend geschultes Personal suchen. "In diesem Fall handelte es sich um eine Entscheidung des gesamten Teams. Der Mitarbeiter konnte, trotz aller Bemühungen und Entgegenkommen unserseits, die Aufgaben nicht immer zu unserer Zufriedenheit erfüllen und sich nicht in das bestehende Team einfügen." Inzwischen hat sich Denis S. auch an die Arbeiterkammer gewandt und klagt auf Schadenersatz. Ein Schlichtungsgespräch ist Ende Juli geplant.

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