Wien
"Wien, wie sie will": Jetzt sind die Frauen am Wort
Pünktlich zum Frauentag startet die Stadt eine Online-Befragung für Frauen. Anstoß gibt die Coronakrise, die das Leben der Wienerinnen verändert hat.
"Wien, wie sie will" lautet das Motto einer großen Frauenbefragung der Stadt Wien. Was sie wollen, welche Bedürfnisse und Wünsche sie haben: Das alles können Wienerinnen zwischen 8. März und 10. April online kundtun.
Corona hat alte Rollenbilder gefestigt
Die Befragung – ausgeführt durch die Forschungsinstitute IFES und OGM – findet in zwei Teilen statt. Im ersten Teil wurden die Wienerinnen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie in den verschiedensten Lebensbereichen befragt. Die repräsentative Befragung fand Anfang des Jahres (zwischen 3. Jänner und 12. Februar) online und telefonisch statt. 3.076 Interviews wurden durchgeführt, 200 davon in Fremdsprachen und 30 Prozent von Wienerinnen mit Migrationshintergrund.
Das Ergebnis zeigt, dass Corona alte Rollenbilder verfestigt. Junge Frauen und Mädchen fühlen sich stärker belastet und nehmen verstärkt Spannungen wahr. Durch den zusätzlichen Betreuungsaufwand, wie etwa beim Home Schooling, fühlen sich Mütter außerdem belastet. Besonders zeigt sich das bei Alleinerzieherinnen. Vollzeit berufstätige Frauen sind mit Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen einer Mehrfachbelastung ausgesetzt. Ältere Frauen haben in der Pandemie mehr Zeit zuhause verbracht.
Teilnahme in acht Sprachen möglich
Der partizipative Prozess, dessen Startschuss nun am 8. März fällt, ermöglicht jedem Mädchen und jeder Frau in Wien, teilzunehmen. Inhaltlich geht es um die Ansichten und Vorstellungen der Wienerinnen für die Zukunft. Und so funktioniert's: Interessierte können auf www.frauenbefragung.wien.gv.at einen Fragebogen ausfüllen. Gefragt wird etwa zu Themen wie Arbeit, Einkommen, Ausbildung, Gesundheit, Zusammenleben, Gleichstellung, Wohnen, Klima oder Mobilität.
Die Teilnahme ist in insgesamt acht Sprachen (deutsch, englisch, türkisch, bosnisch, kroatisch, serbisch, arabisch, farsi) möglich. Damit wirklich alle Wienerinnen teilnehmen können, werden an ausgewählten Orten auch Straßenbefragungen durchgeführt und Papierfragebögen eingeholt. Damit sollen unter anderem vor allem ältere Frauen erreicht werden, um eine mögliche digitale Kluft zu überwinden.
Endergebnis noch heuer erwartet
"Wir wollen wissen, was die Wienerinnen bewegt, um dann mit konkreten Maßnahmen eine noch bessere Zukunft für sie gestalten zu können. Wir reden nicht über, sondern mit Frauen", so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ). Für IFES-Geschäftsführerin Eva Zeglovits sind die Ergebnisse der ersten Befragung bereits enorm wichtig: "Die repräsentative Befragung unter mehr als 3.000 Frauen in Wien zeigt ganz klar, dass die Pandemie und ihre Folgen Frauen vor sehr große Herausforderungen stellen. Dabei geht es nicht nur um die direkten Folgen der Pandemie, sondern auch um Themen wie die Ungleichverteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit."
Das Endergebnis der Befragung wird noch heuer erwartet. Darauf aufbauend sollen dann konkrete Maßnahmen gesetzt werden, um Frauen und Mädchen in Wien in Zukunft noch besser unterstützen zu können.