Wien
Wien verimpft AstraZeneca auch an über 65-Jährige
Die Stadt tritt bei den Coronaimpfungen aufs Gas. Um die Lieferengpässe auszugleichen, kommt AstraZeneca nun auch bei Personen über 65 zum Einsatz.
Am Mittwoch informierten Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und der Medizinische Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes Michael Binder über den aktualisierten Impfplan der Stadt. Dabei gibt es eine Überraschung: Nachdem das nationale Impfgremium bisher beim Einsatz des Impfstoffes von AstraZeneca für über 65-Jährige vorsichtig war, will die Stadt dennoch auf das Vakzin setzen.
"Nationales Gremium sieht AstraZeneca beim Ausrollen als empfehlenswert an"
"Der Impfstoff von AstraZeneca ist in Europa ohne Einschränkungen und Altersgrenzen zugelassen. Auch das nationale Impfstoffgremium gab bisher keine generelle Empfehlung ab, es wollte auf die Publikation neuer Studien warten. Das Impfgremium erklärte aber auch, dass wenn die Verwendung für ein breites Ausrollen der Impfungen sinnvoll erscheint, AstraZeneca aber natürlich zu empfehlen sei", erklärt Binder auf "Heute"-Rückfrage.
Aus seiner Sicht gebe es keinen Grund auf das offizielle Erscheinen der Studien aus Großbritannien und Irland zu warten, die als "Pre-Print" bereits zu lesen sind und die auch in der Gruppe der älteren Personen eine gute Wirksamkeit bescheinigen. Prioritär setze die Stadt bei den über 65-Jährigen zwar weiter auf die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna, aber mit AstraZeneca könne man das Tempo bei den Impfungen deutlich beschleunigen.
Die weitere Verwendung von AstraZeneca – konkret an wen darf es verimpft werden – hat direkte Auswirkungen auf den Detailimpfplan der Stadt. "Bisher haben sich in Wien 558.307 Personen für eine Impfung vormerken lassen. Bis inklusive heute haben 93.076 die erste Teilimpfung erhalten, 57.108 Personen sind bereits vollimmunisiert", informiert Hacker.
Ab April sollen pro Woche rund 100.000 Impfdosen kommen
Aufgrund der geplanten Impfstoffmengen für die kommenden Wochen können in Wien bis Quartalsende deutlich mehr Menschen als bisher in wesentlich mehr Priorisierungsgruppen geimpft werden. Damit erreicht die Stadt im März einen vorläufigen Höchststand an Impfleistung. Seit Beginn der Impfungen in der Kalenderwoche 53 im Jahr 2020 bis zur Kalenderwoche 8 (also bis Ende vergangener Woche) wurden rund 88.200 Personen erstgeimpft. In den kommenden Wochen (1. März bis 4. April) soll diese Zahl um weitere 192.900 Erstimpfungen steigen. Bis Ende der Kalenderwoche 16 (25. April) rechnet die Stadt mit insgesamt 686.600 verimpften Dosen.
Möglich ist das durch die Steigerung der gelieferten Impfstoffe. Als gesichert gelten 33.200 Dosen in der Woche von 1. bis 7. März sowie 62.000 Dosen in der Woche von 8. bis 14. März. Danach gibt es Erwartungen, die eintreffen können oder eben nicht. Derzeit geht die Stadt von 37.900 Impfdosen für die Kalenderwoche 11, 51.800 in der KW 12 und 47.600 Dosen in der KW 13 aus. Ab April sollen die Impfstofflieferungen dann auf knapp 100.000 Dosen pro Woche steigen. Der Großteil stammt aus heutiger Sicht von Biontech/Pfizer, gefolgt von AstraZeneca und Moderna.
Coronafälle in Alten- und Pflegeheimen auf dem Tiefstand
Erfreulich sei es, dass die Impfungen zu einem Tiefstand an Covid-Infektionen in den Wiener Alten- und Pflegeheimen geführt habe, so Hacker. Die Zahl der aktiven Fällen ist auf 57 gesunken – im Vergleich zum diesjährigen Höchststand von 437 ein Minus von rund 87 Prozent.
Mit Ende Februar hat die Stadt die Coronaimpfungen in den Alten- und Pflegeheimen abgeschlossen, sowohl was Erst- und Zweitstiche angeht. Fertig durchgeimpft ist auch das innerklinische Personal sowie die Rettungsdienste. Bei den niedergelassenen Ärzten, dem hochexponierten Bereich wie etwa Covid-Labore sowie im Bereich der mobilen Pflege und der Pflegebedürftigen zu Hause sowie Menschen mit Behinderung liegt die Durchimpfrate bei den Erststichen etwa bei 50 Prozent. Bis zum 21. März sollen hier alle Gruppen abgeschlossen sein.
Bildungspersonal macht Anfang bei Berufsgruppen
Ab heute sind nun Wiens Lehrer und Elementarpädagogen sowie das Verwaltungspersonal an Schulen und Kindergärten an der Reihe. Bisher haben sich rund 35.000 Personen für eine Impfung angemeldet, bis 21. März sollen alle den Erststich erhalten haben.
Neu in die Gruppe jener, die in den nächsten Wochen geimpft werden, fallen auch Kontaktpersonen von Schwangeren (im selben Haushalt), Sozialeinrichtungen, Nicht-medizinische Gesundheitsberufe, Apotheken, Feuerwehr, Polizei, Risikopatienten im Krankenhaus. Auch in den Betrieben laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. "Wir sind in Gesprächen, welche Firmen selbst impfen können und welche nicht", heißt es.
Schnupfenboxen werden zu Impfboxen
Voraussichtlich Ende März soll dann die "tragende Säule" (O-Ton Hacker) der niedergelassenen Ärzte zum Einsatz kommen. Rund 900 Ärzte (theoretisch dürfen alle niedergelassenen Ärzte außer Zahnärzte impfen, neben Hausärzten etwa auch Gynäkologen oder Orthopäden) haben bei der Stadt ihr Interesse zum Impfen bekundet.
Durchgeführt werden können die Covid-Injektionen entweder in den Ordinationen oder in umfunktionierten Schnupfenboxen der Stadt. "Wir bieten den Ärzten an, die Schnupfenboxen für ein Zeitfenster zu mieten, um dort die Patienten impfen zu können", erklärt Hacker. Details dazu würden derzeit mit der Ärztekammer besprochen.