Wien
"Tsunami" – Wien Energie-Chef irritiert Armin Wolf
Vor einem Monat, Ende August, kam die Wien Energie in finanzielle Turbulenzen. Geschäftsführer Michael Strebl rechtfertigt in der ZIB2 sein Vorgehen.
Wegen rasant gestiegener Energiepreise mussten plötzlich Milliarden an Euro für Sicherheitsleistungen an den Energiebörsen her. Bürgermeister Michael Ludwig hatte per Notkompetenz bis dahin schon 1,4 Milliarden Euro locker gemacht, doch es war nicht genug. Der Bund musste einspringen, alles wurde öffentlich.
Wie konnte die Wien Energie so in Schieflage geraten? In der ZIB2 erklärt Michael Strebl, Geschäftsführer der Wien Energie, warum man trotz extremer Preisschwankungen das Geschäft an den Energiebörsen nicht zurückgefahren sondern sogar mehr als verdoppelt hatte.
"Wir haben bisher keinen einzige Cent für diese Sicherheiten abrufen müssen", betont der Wien-Energie-Boss gleich zu Beginn, was Armin Wolf zu der verwunderten Nachfrage brachte, ob dann nicht diese Krisensitzung und plötzliche Forderung nach Milliarden von Euro nicht unnötige Panikmache gewesen seien.
Tsunami, Tsunami
"Wir haben an diesem Freitag einen Tsunami erlebt, wie es ihn noch nie zuvor gegeben hatte", sagt Strebl, der sich nur allzusehr in dieses Gleichnis verliebt hat. Das Wort "Tsunami" sollte man in diesem Interview dann noch ein paar Mal zu oft hören.
Jedenfalls: Man habe nicht wissen können, ob diese "verrückte Marktsituation" auch an den folgenden Tagen auftrete. Dafür hätte man das Geld des Bundes gebraucht, doch dieser Worst Case sei glücklicherweise nicht eingetreten. "Das war eine vorausschauende Vorsichtsaktion", sagt Strebl.
Die Geschäftstätigkeit an der Börse sei völlig im Rahmen gewesen, der Handel dort sei normalerweise sehr sicher, sagt der Unternehmenschef. "Risikomanagement" nennt das Strebl, was angesichts des volatilen Börsen-Umfelds den ORF-Anchorman neuerlich sichtlich irritierte.
"Börse ist der sicherste Ort"
"Die Börse ist der sicherste Ort, wo sie Strom handeln können", führte er mit Hinblick auf genau jene Sicherheitsleistungen, die sein Unternehmen an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht hatten, aus. Im direkten Vertrieb (OTC) abseits der Börsen sei es für einen Energieversorger von der Größe der Wien Energie nämlich nicht einfach, einen verlässlichen Handelspartner zu finden.
Die Sorge des Unternehmens gelte rein der Versorgungssicherheit der Kunden – und die sei heute auch gewährleistet.