Wien-Wahl

Wie rettet man den Praterstern? Das sagen die Parteien

Praterstraße neu, Praterstern neu - nur das Riesenrad bleibt, wie es ist. Das sagen die Spitzenkandidaten zu den Top-Themen in der Leopoldstadt.

Claus Kramsl
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Das sind die Spitzenkandidaten in der Leopoldstadt
Das sind die Spitzenkandidaten in der Leopoldstadt
"Heute", zVg

Die Leopoldstadt machte im Sommer mit gleich zwei Pop-up-Radwegen - einer auf der Praterstraße, einer auf der Lasallestraße - Schlagzeilen. Kürzlich präsentierte die grüne Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger gemeinsam mit der grünen Verkehrsstadträtin Birgit Hebein ihre Pläne für den Umbau der Praterstraße, bei der zugunsten von mehr Grün und mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger eine Fahrspur für Autos wegfallen soll. Aber auch der Praterstern - einer der größten Öffi-Verkehrsknoten Wiens - ist ein ewiges Thema im Bezirk. Zwar läuft die bauliche Umgestaltung und das 2018 eingeführte Alkoholverbot brachte Verbesserungen, aber noch immer ist hier Luft nach oben.

Wiederholung nach Wahlanfechtung brachte Grünen den Sieg

Besonders das Match zwischen der grünen Bezirkschefin Uschi Lichtenegger und dem roten Herausforderer Alexander Nikolai wird spannend. Bis zur Wahl 2015 war die Leopoldstadt fest in SPÖ-Hand. Unregelmäßigkeiten bei den Wahlkarten bescherten den Leopoldstädtern am 18. September 2016 eine Wahlwiederholung. Bisher einmalig in der Wiener Wahlgeschichte. Der Grund: Die FPÖ hatte den Verfassungsgerichtshof angerufen, der den blauen Recht gab. Die Prüfer stellten fest, dass es zischen der Anzahl der in die Auszählung mit einbezogenen Briefwahlkarten und den tatsächlich gezählten Stimmen eine Differenz gab. Es waren 23 Stimmzettel zu viel. Das dürfte daran gelegen haben, dass auch nicht unterschriebene - und damit ungültige - Briefwahlkarten in die Auszählung gerutscht waren. Jedenfalls wurde neu gewählt und die Grünen schaften es überraschend auf den ersten Platz. Der (mittlerweile verstorbene) SPÖ-Bezirksvorsteher Karlheinz Hora musste überraschend seinen Chefsessel räumen. Die äußerst geringe Wahlbeteiligung von 35 Prozent hatte den Grünen in die Hände gespielt.

So stimmte die Leopoldstadt bei der Wahlwiederholung 2016 ab.
So stimmte die Leopoldstadt bei der Wahlwiederholung 2016 ab.
Stadt Wien

"Heute" sprach mit den jeweiligen Spitzenkandidaten der fünf größten Parteien im Bezirk, klopfte die wichtigsten Themen ab. Hier sind die Antworten:

Seit 27. April 2018 gilt am Wiener Öffi-Knoten Praterstern ein Alkoholverbot. Die Polizei kontrollierte bereits am ersten Tag streng, rund 20 Polizisten und auch vier Diensthunde waren im Einsatz. Es kam am Vormittag zu einer Festnahme.
Seit 27. April 2018 gilt am Wiener Öffi-Knoten Praterstern ein Alkoholverbot. Die Polizei kontrollierte bereits am ersten Tag streng, rund 20 Polizisten und auch vier Diensthunde waren im Einsatz. Es kam am Vormittag zu einer Festnahme.
(Sabine Hertel)

Wie rettet man den Praterstern?

Das sagt die grüne Spitzenkandidatin und Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger: "Mit dem Umbau des Pratersterns schaffen wir einen Treffpunkt mit viel mehr Grün, Aufenthaltsqualität und einem hohen Sicherheitsgefühl. Der Praterstern wird in Zukunft ein Anziehungspunkt für alle sein, an dem Urbanität im besten Sinne Platz findet."

Das sagt der SPÖ-Spitzenkandidat Alexander Nikolai: "Der Praterstern ist ein Markenzeichen mitten im Bezirk, der geplante Umbau wird den Platz mit Begrünungen, einem sternförmigen Sprüher und anderen baulichen Maßnahmen würdigen. Auch die Polizeistation kommt ja wieder zurück. Nach der Wahl werden zügig Gespräche mit der Stadt starten, um die Finanzierung des Umbaus zu regeln. Wir wollen hier eine Aufenthaltsqualität schaffen, damit Bewohner, Touristen, etc. den Praterstern als wunderbaren Mittelpunkt der Leopoldstadt genießen können. Das Alkoholverbot muss bleiben!"

Das sagt der FPÖ-Spitzenkandidat Wolfgang Seidl: "Ein Umbau des Praterstern kann aufgrund des derzeitigen Zustandes (fast) nur positiv werden. Die Probleme mit Personengruppen, die dort auch nach Einführung des Alkoholverbots vorherrschen, müssen aber vorrangig behoben werden."

Das sagt die ÖVP-Spitzenkandidatin Sabine Schwarz: "Eine zielführende Umgestaltung ist bereits seit Jahren ein großes Anliegen der Leopoldstädter Volkspartei. Eine seitens der grünen Bezirksvorsteherin initiierten teure Prozessbegleitung 'Perspektive Praterstern' hat schon vor Jahren alle sicherheitspolitischen Aspekte ignoriert. Nun sind wir mit einer Idee konfrontiert, die den Hotspot Praterstern sicher nicht verbessert. Schon jetzt ist klar, wer das „Wohnzimmer im Freien“ nutzen wird – sicher nicht jene Menschen, die an diesem Ort schon lange ihr subjektives Sicherheitsgefühl verloren haben und möglichst kurz den Praterstern frequentieren. Was den Menschen wirklich hilft und wofür wir uns massiv eingesetzt und auch erreicht haben, ist die Errichtung einer eigenen Polizeiinspektion am Praterstern."

Das sagt der Neos-Spitzenkandidat Christian Moritz: "Der Praterstern soll zu einem urbanen, attraktiven Bezirkszentrum werden. Unser Konzept, das wir gemeinsam mit Bürger_innen erarbeitet haben, sieht eine multifunktionale Freifläche vor, die für Open Air Kino, temporäre Märkte oder Musikdarbietungen genutzt werden kann. Mehr Grünflächen und beleuchtete Elemente werten den Platz auf, Wasserfontänen und Nebelduschen bringen Abkühlung im Sommer."

Grüne Pläne: So soll die Praterstraße in der Leopoldstadt aussehen.
Grüne Pläne: So soll die Praterstraße in der Leopoldstadt aussehen.
Grüne

Soll die Praterstraße zum grünen Klima-Boulevard werden und damit eine Autofahrspur verlieren?

Das sagt die grüne Spitzenkandidatin und Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger: "Ja! Nach drei Jahren Vorbereitungszeit und einem aufwendigen BürgerInnenbeteiligungsverfahren konnten wir nun konkrete Pläne vorlegen. Frische Luft, viel Schatten und Grün und Platz zum Flanieren, Einkaufen und Beisammensitzen werden einen völlig veränderten Gesamteindruck von der Praterstraße bewirken. Für die Wünsche der AnrainerInnen nach besseren Querungen, Sitzgelegenheiten und einer Entschärfung der Konfliktstellen im Verkehr wurden im vorliegenden Plan wirklich überzeugende Lösungen gefunden."

Das sagt der SPÖ-Spitzenkandidat Alexander Nikolai: ""Nachdem die Pläne drei Wochen vor der Wahl von den Bezirks GRÜNEN vorgestellt wurden, werden wir nach der Wahl (es wird am 11.Oktober gewählt) über die finanzielle Situation sprechen müssen. Außerdem muss man abklären was der Bezirk davon umsetzen wird. Es soll ein Verkehrskonzept für alle geben und die BürgerInnenbeteiligungen müssen eingearbeitet werden. Dieses Thema wird nach der Wahl behandelt werden müssen. Meine Vorschläge zur Umgestaltung der Praterstraße sind folgende Punkte: Verbreiterung der Radwege beidseitig auf 2,5 Meter, die Aufenthaltsplätze sollen verbessert werden, Beschattung und Sitzmöglichkeiten sollen geschaffen werden, dDie Gehwege frei gemacht werden, die Schanigärten neu orientiert werden, Nestroyplatz soll aufgewertet und ausgebaut werden,  Theresa-Krones-Park soll aufgewertet und einbezogen werden, Fahrbahnsanierungen und eine Begegnungszone im Bereich Praterstraße (Nestroydenkmal) bis zur Taborstraße errichtet werden."

Das sagt der FPÖ-Spitzenkandidat Wolfgang Seidl: "Das wäre die Lahmlegung der Praterstraße. Der zweite Bezirk braucht keinen `Klima-Boulevard´, ich verweise auf den Grünen Prater, der als größte innerstädtische Grünfläche die Leopoldstadt zur grünen Lunge Wiens macht. Die vorhandenen Radwege sind breit genug, der Pop up-Radweg war ein riesen Flop, der nicht einmal die Radfahrer selbst interessiert, dafür aber zum Jubel der Grünen massive Staus produziert hat. Dass es den Grünen beim Projekt Praterstraße vorwiegend darum ging, Gründe für die Vernichtung einer Fahrspur und unzähliger Parkplätzen zu finden, ist längst klar. Den Klimaschutz vorzuschieben ist lächerlich."

Das sagt die ÖVP-Spitzenkandidatin Sabine Schwarz: "Die Praterstraße ist eine wichtige Verbindungsstraße zwischen den Bezirken und vor allem nach Transdanubien. Mit dem Wegfall einer Fahrspur kommt es zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen inklusive verstärkter Staubildung und Kompensation in den anliegenden Grätzln und Wohngebieten. Das lehnen wir klar ab, die Praterstraße darf keine ideologische Spielwiese der Grünen werden. Die Art und Weise der Bürgerbeteiligung war eine Farce. Anrainerinnen und Anrainer wurden nicht eingeladen und befragt. Außerdem lösen sich Autos nicht in Luft auf, der Wegfall von 100 Parkplätzen muss kompensiert werden."

Das sagt der Neos-Spitzenkandidat Christian Moritz: "Eine Flanier- und Einkaufsstraße mit Grätzltreffpunkten war unser erklärtes Ziel. Die präsentierten Vorhaben zur Neugestaltung der Praterstraße decken sich zu einem großen Teil mit den Ergebnissen, die eine von den Neos Leopoldstadt durchgeführte Bürger_innenbefragung ergab. Eine ansprechende und moderne Umgestaltung soll die Praterstraße zu einer neuen Fußgängerroute zwischen Schwedenplatz und grünen Prater machen und so eine beliebte Alternative zur U-Bahn werden. Unklar ist allerdings, wie es mit dem motorisierten Verkehr weitergehen soll. Dieser wird sich nicht in Luft auflösen. Wir brauchen hier dringend ein Konzept für die Parkplatzsituation und eine Umsetzung der von uns favorisierten Tempo 30 Zone.“

Der Donaukanal ist eine beliebte Partymeile. Das bringt aber auch Lärm, Müll und Kriminalität mit sich.
Der Donaukanal ist eine beliebte Partymeile. Das bringt aber auch Lärm, Müll und Kriminalität mit sich.
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Was soll mit dem Donaukanal passieren? Ist der "Copa Beach" in Donaustadt ein Vorbild?

Das sagt die grüne Spitzenkandidatin und Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger: "Der Donaukanal ist Vorbild für den 'Copa Beach'. Wir achten auf Sauberkeit und ein gutes Auskommen mit den Anrainer*innen, damit auch in Zukunft alle unseren 'Canale' genießen können."

Das sagt der SPÖ-Spitzenkandidat Alexander Nikolai: "Der Copa Beach ist ein cooles Vorbild für den Donaukanal. Wichtig hierbei ist, dass es dabei auch konsumfreie Zonen geben muss. Wien bemüht sich, dass es mitten in der Stadt mit vielen Freizeitmöglichkeiten wie Sport, Chillen usw. auch zu Urlaubsflair kommt."

Das sagt der FPÖ-Spitzenkandidat Wolfgang Seidl: "Wir Freiheitlichen haben uns immer dafür eingesetzt, dass der Donaukanal durch Freizeitangebote aufgewertet wird. Dies muss allerdings in enger Abstimmung und Einbindung der Anwohner geschehen."

Das sagt die ÖVP-Spitzenkandidatin Sabine Schwarz: "Den Menschen in Wien eine gute Infrastruktur am Donaukanal und somit ein Stück Lebensqualität mitten in der Stadt anzubieten, ist schon lange eine Forderung von uns. Ausgedehnte sog. „konsumfreie Zonen“, illegaler Getränkeverkauf und mangelnde Überwachung der jetzt vorherrschenden Zustände gehören jedoch nicht dazu! Den Donaukanal zu einer Wohlfühlzone umzugestalten bedarf kreativer Ideen und einer massiven Investition in die Infrastruktur. Dafür bringen wir uns gerne ein."

Das sagt der Neos-Spitzenkandidat Christian Moritz: "Am Donaukanal gibt es bereits einen vielfältigen Nutzungsmix aus Gastronomie, konsumfreien Grünräumen, Street Art und Clubkultur, der sicherlich noch verbessert werden kann. So muss die Stadt Wien endlich dafür sorgen, dass es definierte Open Air Partyzonen, einhergehend mit einem coronakonformen Sicherheitskonzept und entsprechender Infrastruktur, wie etwa ausreichenden Toilettenanlagen, gibt. Allfällige Konflikte werden durch den Einsatz eines Nachtbürgermeisters kanalisiert und gelöst."

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    Bürgermeister <b>Michael Ludwig (SPÖ)</b> steht schon vor der Wahl als Sieger fest. Egal ob er 39, 42 oder gar 45 Prozent der Stimmen holt: Er wird sich seinen Koalitionspartner aussuchen können.
    Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) steht schon vor der Wahl als Sieger fest. Egal ob er 39, 42 oder gar 45 Prozent der Stimmen holt: Er wird sich seinen Koalitionspartner aussuchen können.
    Sabine Hertel