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Wie Nonnen vom Vatikan ausgenutzt werden

Heute Redaktion
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Von früh morgens bis spät abends machen Nonnen bei Priestern den Haushalt.
Von früh morgens bis spät abends machen Nonnen bei Priestern den Haushalt.
Bild: Reuters

Sie putzen, waschen und kochen – meist für null Lohn. Nonnen berichten anonym darüber, wie sie im Vatikan von Kardinälen und Bischöfen ausgenutzt werden.

Die Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" hat ein Tabu gebrochen: In der letzten Ausgabe der monatlichen Beilage "Donna Chiesa Mondo" (Frauen Kirche Welt) berichten katholische Ordensfrauen von ihrer Ausbeutung durch Priester, Bischöfe und Kardinäle. Die Nonnen würden von früh morgens bis spät abends den Haushalt machen, kochen, aufräumen und waschen.

Im Bericht kommt etwa Schwester Paule zu Wort: "Viele Nonnen haben keine Verträge mit den Bischöfen oder den Kirchgemeinden, für die sie arbeiten." Also würden den Nonnen nur Mindestlöhne bezahlt — wenn überhaupt.

Nonnen werden ausgetauscht wie Ware

"Ein Priester denkt, er könne sich von einer Nonne die Mahlzeiten servieren lassen. Aber dann lässt er sie allein in der Küche essen", beklagt sie Schwester Marie, die vor zwanzig Jahren aus Afrika nach Rom kam.

Schwester Paule kannte Frauen, die nach 30-jähriger Tätigkeit von einem Tag zum anderen zu anderen Gemeinden geschickt worden waren, als sie krank wurden. "Der Priester, den sie gedient hatten, kam sie nicht einmal besuchen. Sie behandelten sie, als seien sie austauschbar."

Der Vorwurf aus Rom ist nicht ganz neu: Im Buch "Alles muss ans Licht" schilderte Ende 2015 der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi die unglaublichen Zustände, die im Vatikan herrschten. Unter anderem erzählt Nuzzi, wie der emeritierte Kardinal Tarcisio Bertone in seiner 700 Quadratmeter großen Wohnung im Palazzo San Carlo zahlreiche Missionsschwestern als Haushälterinnen arbeiten ließ, völlig unentgeltlich.

Sie sollen zu Allem bereit sein

Im Artikel gibt Schwester Marie nicht nur den Männern in der Kurie die Schuld für diese Zustände. Oft seien es die eigenen Ordensleiterinnen, die eine adäquate Beschäftigung der Schwestern verhinderten. "Ein Uni-Rektor war einmal schockiert, weil eine sehr gute Studentin von ihrer Ordensleitung nicht die Erlaubnis erhalten hatte, nach dem Lizenziat weiter zu studieren", erzählt die Nonne. Eine andere promovierte Theologin sei von einem auf den anderen Tag zu Haushaltsarbeiten verdonnert worden.

Hinter der Ausbeutung von Nonnen stünden historische Gründe, erklärt Schwester Marie. Viele Nonnen kämen aus Gemeinschaften, die entstanden seien, um den Armen zu dienen. Mit der Zeit sei die Einstellung entstanden, dass Ordensfrauen wie Bedienstete überall eingesetzt werden könnten.

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