"Zwei an einem Tag"

Wie lange kann man die wahre Liebe hinauszögern?

Endlich gibt es jetzt auf Netflix auch eine Romantik-Serie für Menschen, die bisher nichts mit romantischen Serien anfangen können…

Fabian J. Holzer
Wie lange kann man die wahre Liebe hinauszögern?
"Zwei an einem Tag" auf Netflix
Ludovic Robert/Netflix

Zugegeben, der Titel ist ein wenig irreführend. Bei "Zwei an einem Tag" geht es nicht darum, dass einer der Protagonisten der jetzt auf Netflix angelaufenen Miniserie zwei unterschiedliche Menschen an einem Tag trifft oder etwas mit ihnen am selben Tag anstellt, sondern um zwei Menschen, die sich immer nur an einem Tag im Jahr begegnen, aber sonst komplett unterschiedliche Leben leben. Das klingt zwar zum Anschauen zunächst ein wenig anstrengend, ist aber eine der faszinierendsten Liebesgeschichten der letzten Streaming-Jahre.

"Zwei an einem Tag" basiert auf dem dem Roman "One Day" des britischen Autors David Nicholls von 2009. Der Bestseller wurde 2011 auch mit Anne Hathaway ("Der Teufel trägt Parada") und Jim Sturgess ("Geostorm") verfilmt, wofür Nicholls sogar auch selber das Drehbuch geschrieben hatte. Doch die Filmadaption ist - obwohl sie durchaus erfolgreich war - nicht in der Lage gewesen, die Magie des Buches einzufangen. Die Netflix-Miniserie schafft es jetzt aber tatsächlich grandios!

Die Handlung der abgeschlossenen Miniserie spannt sich über drei Jahrzehnte

Emma Morley (Ambika Mod in ihrer allerersten Rolle) und Dexter Mayhew (Leo Woodall, "The White Lotus") lernen einander am 15. Juli 1988, dem Abschlussabend ihres Studiums an der Universität von Edinburgh kennen. Sie kommt aus ärmlichen Verhältnissen und muss sich alles im Leben hart erkämpfen, er stammt aus gutem Hause aus dem britischen Süden und bekommt praktisch alles auf einem silbernen Tablett servier. Was sich zunächst nach dem schnellen Start einer kurzen Romanze vor dem Start eines langen Summers anhört, hat von Anfang an viel zu viel Substanz dafür. Em und Dexter beschließen also, nur Freunde zu bleiben, sich aber jährlich an diesem Tag, dem 15. Juli einmal im Jahr wieder zu treffen.  

Em und Dexter verändern sich im Laufe von zwanzig Jahren genau so wie auch die Welt um sich herum.
Em und Dexter verändern sich im Laufe von zwanzig Jahren genau so wie auch die Welt um sich herum.
Ludovic Robert/Netflix

Fast jede der insgesamt 14 Episoden erzählt dann nur von diesem einen Tag des Treffens und liefert so einen Schnappschuss dessen ab, was sich im Leben der beiden ab. Während Em und Dexter einander so an ihrem eigentlich Leben teilhaben lassen, wandelt sich ihre Freundschaft und Vertrautheit zu etwas kaum Beschreibbaren, während die Settings in den späten 1980ern, den 1990ern und den frühen 2000-ern wunderbar die jeweilige Zeit widerspiegeln. Die Musik, die Mode und die Trends der jeweiligen Zeit werden für den Zuschauer zur Zeitreise. Das beeindruckende an der Serie ist aber die Chemie zwischen Mod und Woodall, die ähnlich großartig ist wie ihr Makeup, denn auch optisch sind die beiden Hauptfiguren perfekt auf ihre jeweiligen Alter abgestimmt. 

Was die Serie schafft und woran der Film vor dreizehn Jahren gescheitert war, war es den einzelnen Tagen und den kleinen Geschichten, die dazwischen passiert waren, ausreichend Platz für das eigentliche Voranschreiten der Handlung zu geben, also dem immer inniger werdenden Verhältnis von Em und Dexter. Und das ist streckenweise gar nicht einfach, denn natürlich gibt es im eigentlichen Leben der beiden auch Romanzen, Partner und mehr. Zu sehr spoilern wollen wir hier auch nicht. Aber rund um den 15. Juli passieren sehr viele Dramen…

Ungewöhnlich: Diese Netflix-Serie ist tatsächlich besser als ihre Romanvorlage!

Was die Serie mit ihren 14 vierzehn halbstündigen Episoden schafft, ist es ein Gefühl von intensiver Verbundenheit entstehen zu lassen, nicht nur zwischen den beiden Hauptfiguren zu einander, sondern auch zwischen ihnen als Einheit und den Zuschauern. Selbst als kein typischen Konsument von romantischen Serien ertappt man sich schnell dabei, mit den beiden mitzufiebern, mitzulachen und mitzuweinen. Alles drei wird garantiert der Fall sein. Dank Mod und Woodall ist "Zwei an einem Tag" eines der seltenen Beispiele dafür, dass eine Netflix-Adaption tatsächlich besser sein kann als eine erfolgreiche Romanvorlage!

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