Politik

Wie es bei GIS weitergeht – ORF-Chef spricht Klartext

Wird es weiterhin GIS-Gebühren in Österreich geben? Drei Modelle werden derzeit diskutiert, verrät ORF-Chef Roland Weißmann im "Heute"-Talk.

Clemens Oistric

Seit Jänner 2022 ist Roland Weißmann (54) als ORF-Generaldirektor im Amt. Langweilig wird ihm nicht: Der öffentlich-rechtliche Sender erlebt aktuell turbulente Zeiten. Zuletzt stolperte ZiB-Chef Matthias Schrom über seine Chats mit Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache – Schrom trat mittlerweile zurück. Darüber hinaus muss eine Neuregelung der GIS bis 1.1.2024 gefunden werden – 58 Prozent der Österreicher lehnen diese verpflichtende Gebühr laut einer Umfrage mittlerweile ab. 

Gespräche über Schrom-Nachfolge

Im Backstage-Talk bei "Heute" (in voller Länge oben) spricht nun Roland Weißmann Klartext. Die Unabhängigkeit der Redaktion sei "zu keinem Zeitpunkt in Gefahr gewesen", betont der mächtige Medienmanager, dessen Unternehmen einen Jahresumsatz von über einer Milliarde Euro erzielt. "Wir haben rasch reagiert und sind mittlerweile zur Tagesordnung übergegangen." Die Redaktion werde interimistisch gut geführt, man führe aktuell Gespräche über eine Nachfolge-Regelung.

3 Varianten für die GIS

Die zweite Baustelle des ORF-Generals ist das Reizthema GIS. Da "Streamer", die keinen Fernseher besitzen, derzeit nichts zahlen, muss spätestens ab 1.1.2024 eine neue Regelung ausgerollt werden. Bis März 2023 soll sie stehen, erfährt "Heute". Hinter den Kulissen werden derzeit drei Varianten diskutiert:

Haushaltsabgabe: Auf dieses Modell läuft es laut einem Koalitions-Insider derzeit hinaus. Weil sehr umstritten, soll sie anders benannt werden und den Menschen – sozial gestaffelt – billiger als bisher die GIS (aktuell zwischen 22 und 28 Euro monatlich, siehe Infografik) kommen. Die Preis-Reduktion wäre möglich, da sie auch Menschen entrichten müssten, die sich derzeit – mangels Fernsehapparat – von der GIS abgemeldet haben.

Aus für GIS: Dies wäre ein Modell à la Macron in Frankreich. Sprich: Die Seher zahlen nichts mehr, der ORF wird aus dem Bundesbudget finanziert. Die Grüne Mediensprecherin Eva Blimlinger brachte diesen Zugang – wie berichtet – unlängst in die Debatte ein. Dass die GIS fällt, gilt laut Verhandlungsteilnehmern als unwahrscheinlich.

GIS reloaded: "Es gibt noch eine dritte Variante", enthüllt Weißmann nun im "Heute"-Gespräch: "Man könnte auch die derzeitige Regelung um einen Internet-Anschluss erweitern." Heißt: Alles bleibt wie bisher (inkl. Anmeldesystem und Befreiungen), jedoch ohne die Ausnahme für Streamer.

Weißmann: "Will nicht vorgreifen"

Weißmann will sich noch nicht in die Karten schauen lassen oder vorgreifen: "Wir führen seit Monaten hinter verschlossenen Türen Gespräche – mit verschiedenen Stakeholdern. Wichtig ist, dass es eine zeitgerechte Lösung gibt." Er selbst möchte "in der Öffentlichkeit keine Ratschläge geben", stellt aber klar: "Aus Unternehmenssicht ist es wichtig, dass es eine gute und nachhaltige Finanzierung für den ORF geben muss und geben soll." 

"Gewinner sind die Zuseher"

Derzeit sorge die Fußball-WM für gute Quoten am Baustellen-Sender ORFeins. Doch warum kauft der ORF nicht mehr die Rechte für alle Matches? Weißmann: "Das Problem ist, dass die Sportrechte immer teurer werden. ORF und Servus haben ein gemeinsames Ziel: dass Sport im Free-TV weiter empfangbar und somit für das Publikum frei zugänglich bleibt." Gewinner dieses "Splittings" seien "vor allem die Zuseherinnen und Zuseher", so der gebürtige Oberösterreicher, der Fan des LASK ist.

Droht auch der Verlust von Ski alpin, will "Heute" wissen. Der ORF-General: "Wir haben die Rechte noch für die nächsten Jahre. Für die Zukunft kann man natürlich nicht sprechen. Aber: Wir haben Interesse an einem möglichst breiten Portfolio."

Nadja Bernhard oder Armin Wolf, Ö3 oder Ö1 – der Wordrap mit dem ORF-Chef im Video oben!

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