Steigende Temperaturen

Wie die weltweite Klimakrise unsere Psyche krank macht

Depressionen und Ängste: Bei Extremhitze stürmen Menschen die Ordinationen von Psychiatern, berichtet die österreichische Psychiatrie-Gesellschaft.

Bernd Watzka
Wie die weltweite Klimakrise unsere Psyche krank macht
Psychische Erkrankungen sind Risikofaktoren für hitzebedingte Todesfälle.
KI

Der Klimawandel bedroht nicht nur unsere Umwelt, sondern auch die körperliche und psychische Gesundheit von Menschen. Die jüngsten Wetterextreme gehen mit einer Zunahme von psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angst- und Traumafolgestörungen einher, auch steigt die Zahl der Suizide mit dem Temperaturanstieg.

Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass pro 1-Grad-Celsius Temperaturanstieg ein fast 1 Prozent höheres Risiko für psychische Erkrankungen existiert, berichtet die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP).

Mehr Spitalaufenthalte wegen Psycho-Problemen

Wissenschaftliche Daten zeigten, dass steigende Temperaturen mit erhöhtem Bedarf an psychiatrischer Behandlung einhergehe. So zeigen Analysen, dass Hitzewellen mit bis zu 10 Prozent mehr Spitals-Besuchen aufgrund psychiatrischer Erkrankungen einhergehen.

Forscher vermuten zudem einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Hitze und Aggressivität. Dazu passt, dass psychiatrische Kliniken mehr aggressive Zwischenfälle verzeichnen, je höher die Temperaturen sind.

Die Klimakrise kann sich zu einer ernsthaften Gesundheitskrise entwickeln
Margit Wrobel
Umweltmedizinerin und Psychiaterin

Gesundheitssystem unvorbereitet

Die Wiener Umweltmedizinerin und Psychiaterin Margit Wrobel: "Der Klimawandel bedroht unsere psychische Gesundheit, und das Gesundheitssystem ist darauf nicht vorbereitet." Die Klimakrise könne sich zu "einer ernsthaften Gesundheitskrise entwickeln", gerade im Bereich psychische Gesundheit sei es nun "Zeit, zu handeln."

"Ungefähr 70 Prozent meiner Patienten sprechen den Klimawandel in den Sitzungen an", schätzte die Psychiaterin zuvor in einem Gespräch mit dem "Stern".

Psychische Erkrankungen bergen hohes Risiko

Psychische Erkrankungen gehören demnach zu den wichtigsten Risikofaktoren für hitzebedingte Todesfälle. Sie können das "Mortalitätsrisiko während Hitzewellen verdreifachen" und sind damit schwerwiegender als Herz- oder Lungenerkrankungen.

Das höchste hitzebedingte Mortalitätsrisiko haben Menschen mit Süchten und organischen psychischen Störungen wie Demenzen. Diese besonders vulnerablen Patienten können sich häufig aber nicht selbstständig und effektiv vor Hitze schützen, heißt es.

Psychisch Kranke sind gefährdete Gruppe

Die ÖGPP-Präsidenten Martin Aigner und Christian Korbel fassen zusammen: "Psychisch Kranke sind eine besonders vulnerable Gruppe und somit auch besonders durch den Klimawandel betroffen, dies muss bei der zukünftigen psychiatrischen Versorgung berücksichtigt werden.

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    Andreas Tischler / Vienna Press

    Auf den Punkt gebracht

    • Die jüngsten Extremwetterereignisse in Österreich zeigen, dass der Klimawandel nicht nur die Umwelt, sondern auch die psychische Gesundheit der Menschen belastet
    • Mit jedem Grad Celsius Temperaturanstieg steigt das Risiko für psychische Erkrankungen um fast 1 Prozent, was zu einem erhöhten Bedarf an psychiatrischer Behandlung führt
    • Psychiatrische Kliniken verzeichnen während Hitzewellen mehr aggressive Zwischenfälle, und psychische Erkrankungen erhöhen das Mortalitätsrisiko während Hitzewellen
    bw
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