Fleischproduktion
Wie die Rinderzucht die brasilianische Savanne zerstört
Der weltweite Hunger auf Rindfleisch gefährdet aufgrund der – großteils illegalen – Abholzung ein für das globale Klima wichtiges Ökosystem.
Während die Abholzung für Viehzucht im Amazonas in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist, hat sie im Feuchtsavannengebiet Cerrado stark zugenommen. Das geht aus einer Studie der Organisation "Global Witness" hervor.
Nach Angaben der brasilianischen Raumfahrtbehörde INPE habe sich die Abholzung im vergangenen Jahr im Amazonas halbiert, im Cerrado sei sie hingegen im Vergleich zu 2022 um 43 Prozent gestiegen.
Studien zeigen, dass mit dem verbesserten Schutz des Amazonas in internationalen Vereinbarungen die Abholzung im benachbarten Feuchtsavannengebiet zunahm. Umweltschützer fordern nun den selben Schutz für den Cerrado.
Der Cerrado, der sich über mehrere Bundesstaaten Brasiliens erstreckt und an den Amazonas grenzt, sei um nichts weniger wichtig als der Amazonas-Regenwald, so Global Witness, werde aber weniger geschützt. Die NGO spricht von einer sich anbahnenden "ökologischen Katastrophe".
Mato Grosso: Neun Rinder pro Einwohner
Global Witness konzentrierte sich für die Studie auf den brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso, in dem mit 32,8 Millionen die meisten Rinder des Landes leben – neun Tiere pro Einwohner. Die Organisation wirft drei der weltgrößten Fleischverpackungsunternehmen, JBS, Minerva und Marfrig, vor, Rindfleisch von Farmen zu beziehen, die mit illegaler Abholzung in Verbindung stehen.
Knapp die Hälfte der Farmen im Cerrado würden Bäume fällen, um Land für Rinder zu schaffen. JBS, Minerva und Marfrig wiesen die Anschuldigungen zurück. Es würden keine Tiere aus abgeholzten Gebieten erworben. Gemeinsam exportierten sie 2022 Rindfleisch im Wert von rund 90 Milliarden Euro – auch in die EU.
Der Cerrado bedeckt rund ein Fünftel Brasiliens und ist Heimat unzähliger Arten, darunter mehr als 6.000 Baumarten. Mit der Abholzung werden nicht nur Fauna und Flora bedroht, vielmehr könnten Millionen Tonnen Kohlenstoff freigesetzt werden. Denn die weit verzweigten Wurzeln der Bäume ermöglichen den Pflanzen, Dürren und Brände zu überstehen und Kohlenstoff zu speichern – fünfmal mehr in Wurzeln und Boden als über der Erde.