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"Whalien – Unexpected Guests" im Test – ein Austro-Hit

Lange hat es gedauert, doch nun hat Österreich einen neuen Game-Hit! "Whalien – Unexpected Guests" ist ein spaßiges, aber leider kurzes Vergnügen.

Rene Findenig
"Whalien – Unexpected Guests" im Test – ein Austro-Hit, der leider viel zu schnell wieder vorbei ist.
"Whalien – Unexpected Guests" im Test – ein Austro-Hit, der leider viel zu schnell wieder vorbei ist.
Forbidden Folds

"Ori and the Blind Forest" und "Ori and the Will of the Wisps" stellten unter Beweis, dass Österreich nach wie vor etwas am weltweiten Gaming-Markt mitzureden hat. Nach den Werken der heimischen Moon Studios lässt nun ein kleines Indie-Entwicklerteam aus Salzburg aufhorchen. Das Studio Forbidden Folds veröffentlicht nämlich das neue Rätsel-Abenteuer "Whalien – Unexpected Guests" für PC auf der Plattform Steam – und heimst dafür viel Lob im "Heute"-Test ein. Nicht nur heimische Zocker, sondern alle Abenteuer- und Rätselfreunde sollten sich das österreichische Game ganz genau ansehen.

Die Story hat durchaus einen kindlichen Einschlag, kann aber auch erwachsene Spieler gut unterhalten – auch, weil Themen wie Überbevölkerung angesprochen werden. In der Rolle eines Mannes namens Ernest Hemingwhale findet man sich als letzter Bewohner des mechanischen Wals Fin im Spiel wieder. Der Wal, eine Art gigantisches Luftschiff, bot einst den vielen Menschen der Insel-Spielwelt mehr Platz, sie mussten allerdings flüchten, als schleimige Wesen Fin zu befallen begannen. Ernest und Fin verbindet aber nicht nur, dass der eine noch in dem anderen lebt, sondern auch eine tiefe Freundschaft. 

Knallbunter Grafik-Spaß mit viel Detailliebe

Aufgabe des Spielers ist es in "Whalien – Unexpected Guests", Fin von den "Squiddies" genannten Wesen zu befreien und gleichzeitig aufzudecken, wie es zu dem Schleim-Befall überhaupt kommen konnte. Und bei der Erkundung des Wals kommen auch noch die "Springpeople" ins Spiel, seltsame "Gäste", auf die man immer wieder stößt, wenn man gerade den Missionen nachgeht, um Fin am Laufen zu halten. In knallbunter und überraschend detaillierter Optik, die stark an die "Splatoon"-Games erinnert, startet Ernest zu Beginn des Spiels damit, das Luftloch von Fin zu finden und freizumachen.

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    "Ori and the Blind Forest" und "Ori and the Will of the Wisps" stellten unter Beweis, dass Österreich nach wie vor etwas am weltweiten Gaming-Markt mitzureden hat. 
    "Ori and the Blind Forest" und "Ori and the Will of the Wisps" stellten unter Beweis, dass Österreich nach wie vor etwas am weltweiten Gaming-Markt mitzureden hat.
    Forbidden Folds

    Gespielt wird in 3D-Person-Perspektive, wobei die Kamera dem Protagonisten folgt und frei bewegt werden kann. Ein Effekt-Feuerwerk oder knackscharfe Charaktere darf man zwar nicht erwarten, die Figuren, Objekte und Spielwelt zeigen sich aber mit liebevollen Details, sehr viel Abwechslung und beeindruckender Kreativität. Die Animationen laufen trotz geringem Hardware-Hunger sehr flüssig über den Bildschirm, einzig Grafik-Optionen gibt es nur sehr beschränkt. Dafür darf man sich im Verlauf des comichaften Abenteuers auch über einige längere und sehr schön umgesetzte Zwischensequenzen freuen. 

    Simple Steuerung und schöner Spielspaß

    Auch die Steuerung wurde simpel, aber sauber umgesetzt. Per Tasten steuert man Ernest durch die Räume und Gänge des Wals, während man sich mit der Maus umsehen kann. Daneben braucht es nur einige zusätzliche Tasten, um Ernest mit Objekten und Charakteren interagieren zu lassen. Selbst Kinder und komplette Videospiel-Neulinge haben die Steuerung nach wenigen Minuten auswendig gelernt. Schön gemacht: Weder gibt es lästige Verzögerungen bei Bewegungs-Eingaben, noch verlangt das Spiel nach allzu präzisen oder getimten Befehlen. Auch Anfänger dürfen sich ganz auf den Inhalt konzentrieren. 

    Und der Inhalt macht Laune! In kleinen Tutorials, die gut in die Handlung eingebunden sind, lernt der Spieler oder die Spielerin die wichtigsten Mechaniken kennen. So darf man nicht nur durch das Innere des Wals rennen, sondern auch zwei Handschuhe mit speziellen Fähigkeiten nutzen. Während einer der Handschuhe Objekte oder Schalter zu sich hinziehen kann, stößt der andere diese von sich weg. Etwas vorangeschritten im Spiel bekommt man auch zwei Perlen – passenderweise Mr. Push und Mrs. Pull genannt –  ausgehändigt, die man werfen kann und die dann die Objekte schieben oder heranziehen.

    Ein Game zum Zurücklehnen und Genießen

    Da sich die Fähigkeiten unseres Charakters fast ausschließlich auf die Zieh- und Schiebe-Mechaniken beschränkt, fallen auch die Rätselpassagen nicht allzu anspruchsvoll aus: mal einen Schalter hier drücken, mal eine Kiste dorthin schieben – wirkliche Kopfnüsse bietet das Game nicht. Dazwischen mischen sich auch noch ein paar Sprung- und Lauf-Passagen ins Spielgeschehen, doch auch die fallen eher leicht aus. Da es auch kein "Game Over" gibt, sondern Spieler meist direkt an der Stelle weiterspielen können, an der sie zuvor gescheitert sind, ist "Whalien" eher ein Game zum Zurücklehnen und Genießen.

    Über manuelles Speichern muss man sich nicht sorgen, das Spiel speichert so gut wie jederzeit automatisch. Sammelwütige haben noch die Möglichkeit, Sticker in den Levels zu finden – was eine Prise an Wiederspielwert reinbringt. Und genau diesen hat das Game bitter nötig, denn so kurzweilig es sich spielt, so kurz ist es auch ausgefallen. Je Level ist man rund zehn Minuten beschäftigt, was die Gesamtspielzeit auf rund zwei Stunden bringt. Wer sich hier als Speedrunner versuchen will, könnte das gesamte Game aber auch in rund 20 Minuten schaffen. Schade, wir hätten gerne mehr Zeit in "Whalien" verbracht.

    Herrlich abwechslungsreiche Spiel-Areale zu entdecken

    Menüs und Tutorials gibt es übrigens auf Deutsch eingeblendet, die Figuren aber verfügen über keine wirkliche Sprachausgabe, sondern geben nur unverständliches Gebrabbel von sich. Wirklich störend ist das aber nicht, bei dem entspannten Setting fühlten wir uns im Test trotzdem gut unterhalten. Auch die Hintergrundmusik zeigt sich etwas eintönig und sich dauernd wiederholend, sie lenkt aber genauso wenig vom Spielgeschehen ab, wie sie sich auch zu keiner Zeit in den Vordergrund drängt. Bei den Soundeffekten hätte es dagegen etwas mehr sein dürfen, einige Passagen wirken etwas zu still.

    Optisch abwechslungsreich sind die Bereiche des Wals ausgefallen. Unseren Ernest in oranger Arbeitskluft manövriert man beispielsweise durch Schleim-Seen mit Holzstegen, Korridore mit Röhren-Systemen oder Kontrollräume mit verschiedensten Instrumenten-Tafeln. Die Kombination der Areale einerseits mit dem Innenleben des Walfischs und andererseits mit den Squiddies und Springpeople ergibt einen herrlich bunten Mix, an dem man sich trotz seiner Einfachheit nicht so schnell satt sieht. Einige Fragen, etwa wie es zum schleimigen Wal-Befall kam, beantwortet das Game letztlich nur sehr oberflächlich.

    "Whalien" ist trotz aller Einfachheit ein echter Austro-Hit

    "Whalien – Unexpected Guests" ist ein leider sehr kurzes Abenteuer geworden, das sich technisch und spielerisch aber nicht vor den ganz großen Rätsel-Abenteuern verstecken muss. Rätsel und "Gegner" sind zwar recht leicht ausgefallen und die Geschicklichkeitspassagen sind kindgerecht umgesetzt worden, für zwei, drei entspannte Stunden macht das Game aus österreichischer Produktion aber auch Erwachsenen viel Spaß. Fair zeigt sich auch der Preis: Beim "Einführungsangebot" auf Steam kann man sich das Spiel noch bis zum 31. Jänner 2023 um 17,99 statt 19,99 Euro in den digitalen Warenkorb legen.

    Bleibt zu hoffen, dass "Whalien – Unexpected Guests" wie die "Ori"-Games auch international Beachtung findet – und dass das Game auch noch Versionen für Konsolen bekommt. Besonders für die Nintendo Switch würde sich das bunte und bei der Hardware recht anspruchslose Game wunderbar anbieten. Am PC nennen die Entwickler als Voraussetzungen übrigens nur vier Gigabyte Arbeitsspeicher, fünf Gigabyte internen Speicher und eine NVIDIA GeForce GTX 760 oder AMD Radeon HD 7950 Grafikkarte. "Whalien – Unexpected Guests" ist kurzweilig, bunt, kreativ – und trotz aller Einfachheit ein echter Austro-Hit.