Wetter

Wetter-Experte erklärt, wie es zu Flut-Katastrophe kam

Das Sintflut-Unwetter hat schwere Schäden angerichtet. Gerhard Hohenwarter sagt, wie es dank einer "explosiven Mischung" dazu kommen konnte.

Roman Palman
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    Das fast völlig überschwemmte Freibad in Leibnitz am Abend des 4. August 2023.
    Das fast völlig überschwemmte Freibad in Leibnitz am Abend des 4. August 2023.
    KEVIN HARKAM / APA / picturedesk.com

    Evakuierungen, Zivilschutzalarm, Menschenrettungen – Unwetter-Katastrophe im Süden Österreichs ist noch nicht ausgestanden. Die Rettungskräfte stehen in den betroffenen Regionen der Steiermark und Kärntens weiter im Dauereinsatz. 

    Ursache hinter dem Unwetter, das sintflutartige Regenfälle nach Slowenien und eben auch Österreich brachte, ist ein sogenanntes Genua-Tief. Rein aus meteorologischer Sicht hätten verschiedenste Umstände "perfekt zusammengepasst", um eine solche Katastrophe auszulösen, erklärte der Kärntner Meteorologe Gerhard Hohenwarter von der GeoSphere Austria (GSA, ehemals ZAMG) am Samstag gegenüber der APA.

    (K)ein "klassisches Genua-Tief"

    Kühle Luftmassen von den britischen Inseln her aus Nordwest seien auf den aufgeheizten Mittelmeerraum getroffen, was ein großes Tiefdruckgebiet entstehen ließ. "Eigentlich ein klassisches Genua-Tief [auf einer] relativ bekannten Zugbahn", so der Meteorologe. Eine solches erwarte man aber normalerweise eher im Spätsommer oder Herbst, während der "Hundstage" sei das eher selten.

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      Die Freiwillige Feuerwehr Kalsdorf rückte mit dem eigenen Hovercraft nach Heimschuh bei Leibnitz aus, um...
      Die Freiwillige Feuerwehr Kalsdorf rückte mit dem eigenen Hovercraft nach Heimschuh bei Leibnitz aus, um...
      FF Kalsdorf

      "Wenn die Zutaten passen, kann dann ein Ereignis heftiger werden. [...] Heuer hatten wir auch noch das Pech, dass die Zutaten perfekt zusammengepasst haben", führt der GSA-Experte aus. Das, weil auf den relativ feuchten Mai und Juni auch noch eine extreme Hitzewelle im Mittelmeerraum folgte. Entsprechende Windverhältnisse inklusive. 

      Klimawandel befeuert Wetterextreme

      "Kalte Luft über dem warmen Meer bildet immer eine explosive Mischung", weiß Hohenwarter. Der Süden Österreichs bekam das nun am eigenen Leib zu spüren. Leider könnte eine solche Unwetterlage in Zukunft immer häufiger bzw. heftiger auftreten.

      Auch wenn das die Skeptiker des Klimawandels nicht hören wollen, sind die Zusammenhänge ganz klar: "Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen", was sich in größeren Regenmengen niederschlägt. Pro zusätzlichem Grad Celsius an durchschnittlicher Temperatur sind sieben bis zehn Prozent mehr Feuchtigkeit und insgesamt mehr Energie in der Luft.

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        Auch am Samstag ist die Unwetter-Situation angespannt. 
        Auch am Samstag ist die Unwetter-Situation angespannt.
        GERD EGGENBERGER / APA / picturedesk.com

        In Österreich ist die Erwärmung in den vergangenen Jahrzehnten fast doppelt so schnell vorangeschritten wie im weltweiten Schnitt. Wegen der damals durchschnittlich geringeren Temperaturen wären, bei gleicher Wetterlage, vor 30 oder 40 Jahren die jetzigen Niederschläge in der Steiermark und Kärnten "mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich schwächer ausgefallen".

        Und: durch den Klimawandel werden Wetterlagen langlebiger. "Wir haben also eine Verknüpfung von einem natürlichen Wetterlagen-Ablauf mit einer Klimawandel-Überlagerung", sagt Hohenwarter.

        Aufregung um FPÖ-Verhöhung

        Die FPÖ zieht derweil dennoch noch den Klimawandel weiter in Zweifel und macht sich über die Folgen lustig. EU-Delegationsleiter Harald Vilimsky sorgte am Freitag mit einem Schmäh-Bild auf Twitter für Aufregung.

        Darauf war gelbes Ölzeug zu sehen, die Bildunterschrift: "Hitzeschutzmantel Sommer 2023". Vielen Usern stieß dieser Versuch, billig politisches Kleingeld während einer Unwetterkatastrophe zu machen, sauer auf:

        Meteorologe Hohenwarter will derweil den menschengemachten Temperaturanstieg aber auch als Chance sehen: "Wir können hier etwas verändern und maßgeblich verbessern."

        Meteorologe Marcus Wadsak während einer Wetterprognose am 4. August 2023 im ORF.
        Meteorologe Marcus Wadsak während einer Wetterprognose am 4. August 2023 im ORF.
        Screenshot ORF

        "Das heutige Extrem wird bald das neue Normal sein"

        Auch ORF-Wetterchef Marcus Wadsak spricht von "extremen Regenmengen", die den Süden Österreichs erreicht haben. Vereinzelt seien bis Freitagnachmittag sogar mehr als 200 Liter pro Quadratmeter runtergekommen: "Das ist zu viel für Bäche, Flüsse und viele Schutzvorrichtungen".

        Er warnt vor den Folgen des Klimawandels auf unser (Un)wetter: "Das heutige Extrem wird bald das neue Normal sein". Auch er sieht eine Verschärfung des Genua-Tiefs durch die steigenden Temperaturen.

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          Manfred Fesl, Pierer Mobility AG
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