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Wettbüro-Ansturm – Plant Boris Johnson sein Comeback?

Gerade einmal sechs Wochen war Liz Truss im Amt, als sie ihren Rücktritt ankündigte. Ein altbekannter Name ertönt nun wieder: Boris Johnson.

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Kehrt Boris Johnson nach dem "Salatkopf-Debakel" zurück?
Kehrt Boris Johnson nach dem "Salatkopf-Debakel" zurück?
EPA-EFE

"Can’t Truss It". Mit der Rücktrittsankündigung der britischen Regierungschefin Liz Truss stellt sich sofort die Frage nach ihrer Nachfolge. Während die konservative Partei angekündigt hat, bis Ende kommender Woche einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin an der Spitze der Partei bestimmen zu wollen, fordert die oppositionelle Labour-Partei Neuwahlen.

Opposition anschließen

Auch die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon nennt eine Neuwahl im Vereinigten Königreich "einen demokratischen Imperativ". "Es gibt gar keine Worte, um diesen Scherbenhaufen angemessen zu beschreiben", meinte Sturgeon. Normale Bürgerinnen und Bürger müssten dafür den Preis zahlen. Umfragen zufolge würde Labour eine Wahl derzeit haushoch gewinnen – es gilt deshalb als unwahrscheinlich, dass die konservativen Abgeordneten sich der Opposition anschließen, um eine Neuwahl herbeizuführen.

Wettbüros werden gestürmt

Zurzeit gibt es unter den Tories noch keine klare Favoritin oder klaren Favoriten. Ex-Finanzminister Rishi Sunak war im Sommer in einer Stichwahl um die Nachfolge von Ex-Premier Boris Johnson gegen Liz Truss unterlegen. Nun liegt Sunak in den britischen Wettbüros wieder als Favorit für ihre Nachfolge vor. Aktuell werden die Wettbüros in Großbritannien gestürmt. 

Neue Bewerbungen

Mit dem Wissen, dass er Recht hatte, dürfte Sunak gestärkt in eine neue Bewerbung um das Amt des Parteichefs und damit auch Premierministers gehen. Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage hat der 42-Jährige die besten Zustimmungswerte unter den möglichen Nachfolgern und Nachfolgerinnen.

Doch Sunak gilt als umstritten in der Fraktion. Einige Mitglieder tragen ihm seine Rolle bei der Kabinetts-Revolte nach, die zum Sturz von Truss' Vorgänger Boris Johnson geführt hatte. Zudem schadeten Fragen zu seinem beträchtlichen Privatvermögen und Steuertricks seiner Familie dem Ruf des ersten hinduistischen Finanzministers Großbritanniens.

"Zerstrittene Tories"

Die Vorsitzende des Unterhauses belegte letzten Sommer den dritten Platz im Rennen um den Tory-Vorsitz, bevor sie die Kandidatur von Liz Truss unterstützte. Mordaunt hatte am Montag im Auftrag von Truss Fragen der Opposition zu dem Steuer- und Wirtschaftsdebakel sowie zur Entlassung von Finanzminister Kanzlers Kwasi Kwarteng beantworten müssen. Die 49-Jährige gilt als gute Rednerin. 2019 war die Brexit-Befürworterin die erste britische Verteidigungsministerin geworden. Einige sehen in der Reservistin der Royal Navy eine Kandidatin mit guten Chancen für den Vorsitz der zerstrittenen Tories.

Der Name von Kabinettsmitglied Ben Wallace wird ebenfalls in britischen Medien genannt. Dabei hatte sich der jetzige Verteidigungsminister im Sommer selbst aus dem Rennen ausgeschlossen, obwohl er schon damals als Spitzenkandidat galt.

Stabilität und Sicherheit

Erst kürzlich hatte Wallace in einem Interview mit "The Times" seinen konservativen Kollegen und Kolleginnen vorgeworfen, "politische Gesellschaftsspiele" zu spielen. "Die Öffentlichkeit will Stabilität und Sicherheit. Und wenn die Regierung das nicht schafft, werden sie uns in die Opposition schicken."

Auch der erst im September abgetretene Premier könnte der Umfrage zufolge wieder im Rennen sein: Ein Drittel der Befragten kann sich eine Rückkehr Johnsons ins Amt vorstellen. So wird nun – ermutigt durch mehrere Andeutungen von Johnson selbst – über ein mögliches Comeback des 58-Jährigen spekuliert. Allerdings denken nicht wenige, dass die von Skandalen geprägte dreijährige Amtszeit Johnsons noch nicht lange genug zurückliegt für eine erneute Kandidatur.

Berichten zufolge soll er eine erneute Kandidatur für den Posten planen. Das berichteten die Zeitungen "Times" und "Telegraph" am Donnerstag unter Berufung auf nicht genannte Quellen. Johnson glaube demnach, eine Kandidatur sei im "nationalen Interesse", hieß es in der "Times".

"Ich liebe dieses Land"

Suella Braverman ist von ihrem Posten als Innenministerin erst am Mittwoch zurückgetreten, jetzt gilt die 42-Jährige als Kandidatin für den Parteivorsitz der Konservativen. Bereits im Sommer hatte sich Braverman dafür beworben. "Ich liebe dieses Land. Meine Eltern kamen mit absolut nichts hierher, und es war Großbritannien, das ihnen Hoffnung, Sicherheit und Chancen gab und mir unglaubliche Möglichkeiten in der Ausbildung und in meiner Karriere eröffnete", sagte sie letzten Sommer gegenüber dem Sender "ITV". Bravermans Eltern stammen aus Indien.

Bekannt ist Braverman wegen ihrer harten Haltung zum Brexit. Doch nach ihrem Rücktritt wegen der Weitergabe sicherer Informationen über eine private E-Mail wird die Politikerin beschuldigt, "wichtige Versprechen" gebrochen zu haben.

Finanzminister Jeremy Hunt, der die Unterstützung des zentristischen Flügels der Partei genießt, könnte sich als kompetenter Einheitskandidat erweisen. Nach seinem Auftritt am Montag, bei dem der frühere Geschäftsmann das Steuerpaket von Truss fast vollständig gekippt hatte, wurde er von einigen schon als «De-facto»-Premier bezeichnet.

Der 55-jährige frühere Außen- und Gesundheitsminister war nicht nur in diesem Jahr, sondern auch schon 2019 im Rennen um den Parteivorsitz unterlegen. Hunt, der fließend Japanisch spricht, gilt als besonders belastbar, jedoch wenig charismatisch.

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    SPAR/ Peakmedia Dominik Zwerger
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