Salzburg
Heftige Konsequenzen – Gender-Zwang an Medizin-Uni
Wirbel an der Paracelsus Uni: Wer nicht gendert, dessen Arbeit soll nicht nur schlechter bewertet, sondern überhaupt nicht angenommen werden.
Gendergerechtigkeit wird nicht nur im Österreichischen Wörterbuch, sondern auch bei der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg (PMU) großgeschrieben. Sie ist eine von nur sieben Unis an denen man Humanmedizin studieren kann. Der Frauenanteil beim Personal beträgt 66 Prozent, in Studiengängen wie der Pflegewissenschaft sogar 79 Prozent, in der Lehre hingegen nur ein Viertel.
Es ist also nicht weit hergeholt, wenn die PMU den Grundsatz der Gleichstellung der Geschlechter und Frauenförderung in allen Bereiche und Ebenen der Universität zum Thema machen will. Das wurde deswegen auch im "Gender Equality Plan" und in mehreren Richtlinien festgeschrieben. Praktischerweise gibt es auf der Website sogar einen Leitfaden für "Gendergerechte Sprache, Ausdruck und Publikation".
"Zum Gendern gezwungen"
Einem Studierenden zufolge geht diese Handhabe mittlerweile aber etwas zu weit. "Unser gesamter Studiengang wird seit Beginn zum Gendern nicht nur aufgefordert, sondern unter Androhung von negativen Konsequenzen dazu gezwungen", berichtet er gegenüber "Heute". Arbeiten würden nicht akzeptiert und nicht angenommen werden, was in letzter Konsequenz zu einem Nichtbestehen des Studiums führe.
Die Verweigerung der Annahme soll mündlich angekündigt worden sein. Schriftlich festgehalten sind etwas mildere Konsequenzen, die letztlich aber doch den Unterschied zwischen "genügend" und "nicht genügend" ausmachen können.
Punkteabzug
Sowohl in den Richtlinien zu den formalen Kriterien für das Verfassen der Abschlussarbeiten II und III im Universitätslehrgang Health Sciences & Leadership gibt es in den Beurteilungskriterien einen Punkt 8. "Gendergerechte Schreibweise". Ist die Arbeit durchgehend und einheitlich gendergerecht formuliert? Bei der Gewichtung macht diese Frage fünf Prozent der Note aus. Zum Vergleich: Stil, Rechtschreibung und Grammatik entscheiden insgesamt über zehn Prozent der Note.
Fünf Prozent klingen zwar nicht für viel, doch die Prozentspannen bei der Benotung sind eher harsch angesetzt. Erst ab 61 Prozent gilt die Arbeit als genügend. "Mir ist es unbegreiflich, wie an einer Universität die festgelegten Regeln der Deutschen Sprache missachtet und sanktioniert werden können", ist der Student erbost.
Uni schweigt
Gleichzeitig fehlt es in Österreich an jeder Ecke an medizinischem Fachpersonal, lange Wartezeiten und eine Zwei-Klassen-Medizin sind schon lange Realität. Wie also lässt es sich rechtfertigen, angehende Fachkräfte wegen des Genderns schlimmstenfalls durchs Studium rasseln zu lassen?
"Heute" hat selbstverständlich bei der Kommunikationsabteilung der Universität nachgefragt. Doch diese schweigt. Auch nach drei Tagen erreichte die Redaktion keine Antwort.