Lisa Gadenstätter fragt sich
"Wer möchte nicht weniger arbeiten und mehr verdienen?"
In letzter Zeit gingen immer mehr Kurzvideos mit weinenden "Generation Z"-Vertretern viral, die mit der 40 Stunden Arbeitswoche brechen wollen.
Sind 40 Stunden Arbeit pro Woche tatsächlich so unmenschlich, wie immer mehr junge TikToker und andere Influencer in ihren Videos beklagen? In ihrer neuen Dok 1 "40 Stunden? Ohne mich!" (Mittwoch, 20.15 Uhr, ORF 1) ist Lisa Gadenstätter auf der Suche nach neuen und vor allem auch praktikablen neuen Arbeitszeitmodellen. "Ich habe mir die Frage gestellt: 'Könnte es funktionieren, dass wir weniger arbeiten und dafür aber den vollen Lohnausgleich bekommen?', meint Gadenstätter im "Heute"-Talk und erkundigte sich bei Experten, ob es demnächst vielleicht tatsächlich ein Reduktion der üblichen Arbeitszeit auf 32 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich geben könnte. "Ich bin davon ausgegangen, dass ich eine eindeutige auf Antwort auf diese Frage finden werde. Natürlich gibt es keine…"
In der Dok 1 sieht sich Gadenstätter Arbeitszeitmodelle an, die so unterschiedlich sind wie die Berufe selbst. Bäcker müssen ja zu anderen Zeiten arbeiten Piloten oder als Anwälte, Friseure können nicht von zu Hause arbeiten. Dazwischen finden kürzere Modelle aber sehr wohl schon statt: "Es gibt ganz viele Unternehmen in Österreich, die schon eine 32 Stunden-Woche oder 34 Stunden-Woche haben und das war mir nicht bewusst, teilweise sogar mit vollem Lohnausgleich, teilweise mit einer Arbeitszeitverdichtung, das gibt es alles schon. Aber wirklich zu sagen, dass wir es verpflichtend in ganz Österreich machen, dass wird nicht gehen, sagen die Experten."
Um direkt zu erfahren, was die Leute wirklich wollen, haben die Sendungsmacher einige "Speakers Corner" in österreichischen Städten aufgestellt und die Menschen zu reduzierten Arbeitszeiten befragt. "Da war deutlich zu spüren, dass die Jungen es gut finden und ihnen die Work-Life -Balance wichtig ist. Die ältere Generation hingegen versteht es teilweise überhaupt nicht", meint Gadenstätter, aber verweist auch darauf, dass dieses Gegensatz kein neuer ist: "Sie haben immer gefunden, dass die jüngere Generation zu wenig arbeitet und gerne mehr Freizeit haben möchte und das ist etwas, was sich durch die Jahre hindurchzieht bei den Generationen."
„Sie sind nicht scheu oder faul, sie laufen nur für andere Arbeiten und Themen“
Auch in den sozialen Netzwerken sorgen gerade viele junge Influencer, die sich nicht mir einem normalen 40-Stunden-Job anfreunden wollen, für Aufsehen. Gleichzeitig werden diese von Älteren dann auch gleich wieder als faul und arbeitsscheu dargestellt. Sind viele junge das am Ende vielleicht? "Diese Frage habe ich lustigerweise auch Johannes Kopf gestellt", erzählt Lisa Gadenstätter, "und er sagt: 'Sie sind nicht scheu oder faul, sie laufen nur für andere Arbeiten und Themen', eine Arbeit für sie muss Sinn ergeben, eine Arbeit muss Spaß machen." Und das deckt sich auch, mit dem, was viele junge Menschen beim "Speakers Corner" erzählt haben: "Viele sagen auch, dass sie sich nicht kaputt machen wollen, wie ihre Eltern und Großeltern."
Und jetzt? Die Reduktion auf weniger Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich ist unrealistisch und nicht alle Jobs können einen erfüllen und glücklich machen. Wie kann sich das alles zukünftig ausgehen? "Wir haben mit Franz Kühmayer, einem Vordenker der Arbeitswelt gesprochen und er sagt, dass es verzwickt ist, dass wir gerade in einer Transformationsphase sind. Also wir wissen, so wie es bisher war, so kann es nicht mehr weitergehen. Aber wie es in Zukunft sein wird, das können wir jetzt auch noch nicht hundertprozentig sagen."
„Ich kann einfach nicht weniger arbeiten und ich möchte auch gar nicht weniger arbeiten, weil ich gerne arbeite.“
Für den Moment bleibt also jeder seines eigenes Glückes Schmied und muss sich bei einem neuen Job selber aushandeln, ob eine Viertagewoche, Gleitzeit, Homeoffice und andere Faktoren der angestrebten Work-Life-Balance machbar sind. Und wie ist es bei Gadenstätter? "Wer möchte nicht weniger arbeiten und dafür mehr Geld verdienen?! Bei mir, in meinem Beruf ist es so: Ich kann einfach nicht weniger arbeiten und ich möchte auch gar nicht weniger arbeiten, weil ich gerne arbeite. Teilweise zähle ich auch meine Stunden nicht, so wie sie vielleicht ein Junger zählen würde, aber ich möchte es auch nicht werten!"