Wirtschaft

Weniger, aber teurer – diese Produkte regen auf

Reduzierte Menge samt Preiserhöhung sorgt bei Konsumenten für Ärger. 694 Beschwerden zu Lebensmittelprodukten gab es. Die "KONSUM-Ente" geht an Rama.

Carolin Rothmüller
Nur mehr 450g statt 500g und dann auch noch um 50 Cent teurer.
Nur mehr 450g statt 500g und dann auch noch um 50 Cent teurer.
Rama mit Butter / OTS

Rund 10.500 Konsumenten stimmten für die „KONSUM-Ente 2022“ ab. Der "Preis" wird jährlich von dem Verein für Konsumenteninformation an das ärgerlichste Lebensmittelprodukt des Jahres vergeben. Die KONSUM-Ente 2022 und somit der unrühmliche 1. Platz geht an die Margarinemarke Rama. Weniger Inhalt zu höherem Preis bei äußerlich gleicher Verpackung kam bei den Konsumenten gar nicht gut an.

Weniger für mehr Geld

Der Inhalt der Rama Margarine reduzierte sich von einem Tag auf den anderen. Von 500 auf 450 Gramm, nur die geänderte Gewichtsangabe ließ äußerlich darauf schließen. Größe und Gestaltung der Verpackung blieben so gut wie unverändert. Zugleich stieg der Preis pro Packung, aber von 1,99 auf 2,49 Euro. Die Gesamtteuerung betrug somit satte 39 Prozent. Das Verständnis der Österreicher für diese Vorgehensweise hielt sich sehr in Grenzen: 93,7 Prozent ärgerten sich über diese Rama-Schrumpfkur.

Verpackungsschmäh

Auf dem 2. Platz folgt eine Mogelverpackung der Firma Nestlé. Bei ihrem Produkt „Garden Gourmet vegane Burger“ vermittelt das Sichtfenster eine randvolle Verpackung, jedoch ist diese mit sehr viel Luft gefüllt. Platz 3 belegt der „Knofi Rohwurstsnack“ der Firma Wiesbauer, bei dem – trotz rot-weiß-roter Schleife „TYPISCH ÖSTERREICHISCH“ – längst nicht alle Zutaten aus Österreich kommen. Da der Österreichbezug Teil des Firmenlogos ist, ist es egal, woher die Zutaten sind.

Rohstoffe teurer

Der Hersteller "Upfield Holdings" rechtfertigte sich zu diesem dreisten Vorfall gegenüber dem VKI mit gestiegenen Rohstoffpreisen und der Tatsache, dass man in der neuen Rama auf Palmöl verzichte, was zu höheren Kosten führe. Um den Margarine­preis nicht anheben zu müssen, habe man die Füllmenge reduziert. Die Preisgestaltung im Regal obliege dem Handel, so der Hersteller.

"Shrinkflation"

694 Beschwerden zu Lebensmittelprodukten sind im Jahre 2022 beim VKI-Lebensmittel-Check eingegangen. Am häufigsten ärgerten sich die Konsumenten über stark erhöhte Preise beziehungsweise verringerte Füllmengen, wobei das Thema „Shrinkflation“, – also verringerte Füllmenge bei gleichem Preis und unveränderter Verpackungsgröße – im letzten Jahr eine besonders prominente Rolle spielte. Doch auch die Verwendung von übermäßig großen Verpackungen, die mehr Inhalt versprechen als tatsächlich vorhanden, sorgen nicht nur für Aufreger, sondern belasten zusätzlich die Umwelt durch unnötigen Verpackungsmüll. 

KONSUMENT-Tipps
Rot-weiß-rot. Eine rot-weiß-rote Banderole bzw. ein Österreich-Logo muss nicht bedeuten, dass ein Lebensmittel aus Österreich stammt. Bei manchen Produkten finden sich Angaben zur Herkunft von Zutaten am Etikett.
Mogelpackung. Durch Kippen oder Schütteln einer Verpackung lässt sich meist herausfinden, ob diese gut befüllt ist oder ob es sich um eine Mogelpackung handelt.
Produktbezeichnung. Ist ein Produkt nach einer enthaltenen Zutat benannt, muss deren Anteil zusätzlich in Prozent in der Zutatenliste ausgewiesen sein. Begriffe wie „traditionelle Rezeptur“ oder „Omas Rezept“ sind nicht geschützt und daher nichtssagend.
Grundpreis vergleichen. Bei Lebensmitteln muss am Regal ein sogenannter Grundpreis (Preis meist pro Kilogramm oder pro Liter) ausgewiesen sein. Nur dieser ermöglicht einen Preisvergleich. Leider wird dies durch eine besonders kleine Schriftgröße oft erschwert.
Bio, natürlich, nachhaltig. Nur bei Produkten, die unter der Bezeichnung „Bio“ (erkennbar auch am EU-Bio-Logo) verkauft werden, unterliegen strengen Vorgaben und Kontrollen. Begriffe wie „natürlich“ oder „nachhaltig“ sind nicht aussagekräftig.
High Protein. Produkte, die mit Begriffen wie „High Protein“ beworben werden, enthalten oft nicht mehr Eiweiß als reguläre Produkte. Gesunde Personen sind nicht auf spezielle Proteinprodukte angewiesen. Mit der regulären Ernährung wird in der Regel ausreichend Protein aufgenommen.
Vital, Premium. Produkte, die unter Begriffen wie „vital“ oder „Premium“ vermarktet werden, sind oft nicht höherwertiger als „normale“ Produkte. Ein kritischer Blick auf die Zutatenliste und ein Vergleich lohnen sich.

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