Welt
Weltweiter Haftbefehl gegen Red-Bull-Erbe
Nach dem Sprössling des millionenschweren Red-Bull-Clans wird ab sofort mit internationalem Haftbefehl gesucht.
Vor genau fünf Jahren – am 3. September 2012 – verursachte Red-Bull-Erbe Vorayuth Yoovidhya einen tödlichen Auffahrunfall. Dabei hatte er seinen Ferrari mit hoher Geschwindigkeit in das Heck des Bikes eines jungen Motorradpolizisten gerammt. Sergeant Major Wichean Glanprasert wurde von dem Sportwagen überrollt und rund 200 Meter mitgeschleift. Er war auf der Stelle tot.
Anstatt Hilfe zu leisten, drückte der damals 27-Jährige das Gaspedal durch und raste davon. Bei seiner Flucht hinterließ er eine Spur aus Öl und Kühlflüssigkeit, die die Ermittler schließlich zu dessen Luxusvilla führte – dem Familiensitz des Red-Bull-Clans, der reichsten Familie Thailands.
Der "Boss", wie sich Vorayuth Yoovidhya gerne nennen ließ, konnte nach wenigen Stunden ebenfalls ausgeforscht werden. Doch schon bei der routinemäßigen Alkoholkontrolle wurden die Beamten von den Anwälten der Milliardärsfamilie aufgehalten – Yoovidhya sei nach dem Unfall in einem Schockzustand gewesen und hätte sich betrunken. Eine Blutprobe sei somit kein Beweis einer Alkoholisierung am Steuer mehr.
"Boss" kein einziges Mal vor Gericht
Seitdem kämpften die Ermittler gegen den Einfluss der Familie. Der Unfalllenker erschien zu keiner der acht gerichtlichen Anhörungen – ein Haftbefehl von Seiten der Behörden nie ausgestellt. Yoovidhya sei geschäftlich im Ausland lautete die Ausrede.
Nachdem die Justiz den Vorfall offenbar unter den Tisch fallen ließ, machten sich Journalisten, unter anderem der Nachrichtenagentur AP, auf die Suche nach dem "Boss". Er wurde beim Verlassen einer Londoner Immobilie erwischt und soll auch regelmäßig im Red-Bull-eigenen Rennstall anzutreffen gewesen sein. Er dürfte sich kurz nach dem Begräbnis des Unfallopfers über Singapur aus Thailand abgesetzt haben.
Red-Bull-Erbe spielt auf Verjährung
Den Vorwurf der fahrlässigen Tötung streitet er weiterhin ab. Dieser würde nach thailändischem Recht erst nach zehn Jahren verjähren, berichtet die "Neue Zürcher Zeitung". Wegen seiner Fahrerflucht kann er seit dem heutigen Tag nicht mehr belangt werden.
Obwohl Yoovidhya einfach zu finden wäre, wurde er von der thailändischen Regierung am Montag via Interpol zur weltweiten Fahndung ausgeschrieben. Mit einer Aufklärung des Falles und Gerechtigkeit für die Hinterbliebenen des Opfers rechnet in Thailand offenbar niemand mehr. Die Frau des getöteten Polizisten habe außergerichtlich ein "Blutgeld" von 100.000 Dollar akzeptiert und wolle keine Anklage mehr erheben, so die "NZZ" unter Berufung auf thailändische Medien. (rcp)