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"Weihnachten abschaffen" – die fünf irrsten WEF-Mythen
Rund um das World Economic Forum (WEF) kursieren viele Falschbehauptungen. Das sind die diesjährigen Top 5.
Für einige Menschen ist das WEF eine Art Zentrum des Bösen: Solch "große ökonomische Zusammenschlüsse sind gerne Projektionsflächen für Verschwörungserzählungen, weil dort verschiedenste Menschen mit Macht zusammenkommen, um sich auszutauschen", erklärt Jan Rathje vom CeMAS, das Radikalisierungstendenzen und Verschwörungserzählungen im Netz untersucht.
Aktuelle Falschbehauptungen – und was dahinter steckt
Folgende Gerüchte kursieren derzeit:
Das WEF soll die Tötung von Millionen Haustieren fordern, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die Behauptung basiert auf einem Artikel des für die Verbreitung von Falschinfos bekannten US-Portals "Newspunch" und ist falsch, wie WEF-Sprecher dem DPA-Faktencheckteam sagten.
Angeblich verlangen WEF-Gäste nach ungeimpften Flugzeugbesatzungen. Dem ist nicht so, wie der Faktencheck von 20 Minuten zeigt. Das Video, aus dem der Ausschnitt stammt, ist knapp sechs Monate alt. Es handelt sich um die Aufzeichnung eines am 6. Juli 2022 veröffentlichten Streams einer australischen Impfgegnerin, die sich Maria Zeee nennt. Zeee interviewte damals den Piloten Alan Dana, der laut eigener Aussage 14 Jahre für die Qantas-Group flog – bis ihm 2021 gekündigt wurde, weil er sich, anders als von seinem Arbeitgeber vorgeschrieben, nicht gegen Covid-19 impfen ließ. Wie Zeee ist auch er ein Gegner der Corona-Impfung: Er verbreitete schon mehrfach öffentlich Falschinfomationen dazu und klagte wegen "ungerechtfertigter Entlassung" gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber.
Der später auf Social Media kursierende Ausschnitt zeigt nur einen kleinen Teil des ursprünglich rund 50-minütigen Interviews. Ausgegraben hat ihn Twitter-User @MuchemiKimani, der ihn am 6. Jänner mit der Aussage "Das Publikum in Davos fordert ungeimpfte Piloten. Das muss der Klimawandel sein" postete. Vier Tage später setzte er einen weiteren, ähnlichen Tweet ab. Von dort verbreitete sich der Ausschnitt mitsamt der Falschbehauptung, der Inhalt beziehe sich auf das WEF, innerhalb weniger Tage weiter.
"5.000 Soldaten zum Schutz des WEF in Davos. Erwarten sie Ärger?" Solche Posts deuten an, das WEF müsse dieses Jahr besonders gut geschützt werden. Das Parlament hat aber lediglich – wie in früheren Jahren auch – eine Obergrenze von 5.000 Armeeangehörige zur Unterstützung des WEF festgelegt. Das heißt nicht, dass sie zum Einsatz kommen.
Das WEF will Privatautos verbieten? Das ist eine Lüge. Es empfiehlt lediglich die Nutzung von Carsharing-Angeboten – der Umwelt wegen.
Weihnachten abschaffen. Das soll das WEF im Dezember gefordert haben. Doch der vermeintliche Beweis-Screenshot ist gefälscht, wie Faktenchecker aufgezeigt haben. Das WEF macht sich aber seit Jahren für ein nachhaltiges Fest stark.
Immer wieder im Fokus steht WEF-Gründer Klaus Schwab. Mal wird seinem Vater eine Vergangenheit als Vertrauter Adolf Hitlers angedichtet, mal soll er Teil der Bankiersfamilie Rothschild sein – eine antisemitische Chiffre für vermeintlich im Verborgenen agierende jüdische Machthaber. Beides ist falsch, wie das AFP-Faktencheckteam nachgewiesen hat.
Große Gemeinsamkeit
Die Gerüchte haben etwas gemeinsam, so Rathje: "Letztlich sind es alles Verschwörungserzählungen, die darauf abzielen, das Volk leiden zu lassen, und die unterstellen, dass die Eliten gegen den Willen des Volkes irgendetwas umsetzen werden."