Hotelmitarbeiter
Wegen Ofarims Lüge ging Markus W. durch die Hölle
Gil Ofarim bezichtigte einen Hotelmitarbeiter zu Unrecht des Antisemitismus. Markus W. musste untertauchen und sich psychologische Hilfe suchen.
Vor zwei Jahren veröffentlichte Gil Ofarim (41) ein Video, in dem er behauptete, dass das Hotel Westin in Leipzig ihn abgelehnt habe. Ein Hotelmitarbeiter soll ihm gesagt haben: "Pack deinen Stern ein, dann kannst du einchecken." Die Staatsanwaltschaft, die wegen Volksverhetzung gegen den Hotelmitarbeiter ermittelte, hegte bald Zweifel an Ofarims Darstellung. Bei Videoaufnahmen aus dem Hotel war die Kette mit dem Davidstern, auf die Ofarim anspielte, nicht zu erkennen. Als Ergebnis stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein.
Der jüdische Musiker gab die Lüge vor dem Landgericht Leipzig nun zu: "Die Vorwürfe sind zutreffend." In Bezug auf den Hotelmitarbeiter, der als Nebenkläger auftrat, äußerte er: "Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen." Der 41-Jährige muss einen Geldbetrag in Höhe von 10.000 Euro zahlen, sagte der Vorsitzende Richter am Dienstag.
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Hotelmitarbeiter ging durch die Hölle
Im Verlauf des Prozesses erläutert Markus W., der Hotelmitarbeiter, wie er am Morgen des 5. Oktober 2021 gegen sieben Uhr zur Arbeit im Hotel erschien. Eine Kollegin habe ihm über Instagram ein Video von Gil Ofarim zugespielt. Der Moment, in dem er das Video gesehen habe, habe sich für Markus W. angefühlt, "als ob jemand den Boden unter meinen Füßen wegziehen würde", wie RTL berichtet.
Für den Hotelangestellten entwickelt sich daraufhin ein wahrer Albtraum. Kollegen reagierten mit Tränen auf die Ereignisse. Über das Hotel-Postfach sei gar eine Morddrohung eingegangen. W. erhält den Firmenwagen, entfernt noch am selben Abend sein Namensschild an der Tür und bekommt schließlich die Anweisung, sich in Sicherheit zu begeben. Im Verlauf des Prozesses berichtet er, dass er zehn Tage lang untergetaucht sei und Leipzig kurzzeitig verlassen habe.
Es benötigte psychologische Hilfe
Selbst Freunde und Familie wussten aus Sicherheitsgründen nicht, wo er sich aufhielt. Die schwerwiegenden Anschuldigungen hinterlassen tiefe Spuren in Markus W.s psychischer Verfassung. Er kämpft mit Schlaflosigkeit und Nervosität, und das Thema lässt ihn nicht los, wie er im Gerichtssaal berichtet. Daher sucht er professionelle psychologische Hilfe auf, die er bis heute in Anspruch nimmt.
Seine Tätigkeit im Hotel The Westin Leipzig hat er mittlerweile aufgegeben. Nach zwei langen Jahren und zahlreichen psychologischen Gesprächen erfolgt nun endlich die Rehabilitation von Markus W. und dem Hotel Westin in Leipzig.