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Was hat die Mega-Explosion in Beirut ausgelöst?

Die Katastrophe von Beirut begann mit einem Brand am Hafen. Kurz darauf folgte eine gewaltige Detonation mit einer Pilzwolke.

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    Eine riesige Explosion erschütterte am 4. August 2020 die libanesische Hauptstadt Beirut.
    Eine riesige Explosion erschütterte am 4. August 2020 die libanesische Hauptstadt Beirut.
    Reuters/Issam Abdallah

    Nach der Explosion in Beirut hat der Oberste Verteidigungsrat des Libanon den Katastrophenzustand in der Hauptstadt ausgerufen. Ministerpräsident Hassan Diab kündigte im Fernsehen an, die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen. Das Unglück, das über 73 Menschen das Leben kostete, lässt noch viele Fragen offen.

    Was führte zur Explosion?

    Laut der libanesischen Nachrichtenagentur NNA war am Dienstag kurz vor 18 Uhr am Hafen von Beirut ein Feuer in einem Lagerhaus ausgebrochen. Mehrere Zeugen berichteten später von zwei Explosionen. Eine habe sich um 18.05 Uhr ereignet, die andere drei Minuten später. Zuerst habe es graue Rauchwolken gegeben, dann folgten die Detonationen und Flammen.

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      Eine gewaltige Explosion im Hafen von Beirut richtete weitreichende Zerstörung an. (4. August 2020)
      Eine gewaltige Explosion im Hafen von Beirut richtete weitreichende Zerstörung an. (4. August 2020)
      picturedesk.com/AFP

      Was war am Hafen gelagert?

      Innenminister Mohammed Fahmi sagte, nach vorläufigen Informationen sei ein hochexplosives Material (Ammoniumnitrat) detoniert, das seit 2014 am Hafen gelagert wurde. Präsident Michel Aoun erklärte dazu auf Twitter, es sei inakzeptabel, dass dort 2.750 Tonnen des Stoffes sechs Jahre lang ohne Sicherheitsmaßnahmen gelagert worden seien. Anderen Berichten zufolge ereignete sich die Explosion in einem Lager für Feuerwerkskörper.

      Was hat den enormen Explosionspilz auslösen können?

      Am Abend gab es Spekulationen, eine große Menge Ammoniumnitrat sei im Hafen explodiert. Die Zersetzung des Stoffs, der auch zur Herstellung von Sprengsätzen dienen kann, führt bei höheren Temperaturen zu Detonationen. Die Substanz dient zum Raketenantrieb und vor allem zur Düngemittelherstellung. Berichten zufolge hatten libanesische Behörden 2.700 Tonnen des Stoffs an Bord eines Schiffs sichergestellt und ihn seit mehreren Jahren im Hafen gelagert. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.

      Noch am Dienstagabend durchsuchten Rettungskräfte Trümmer im Hafen der libanesischen Hauptstadt, von wo aus die Detonation bis Zypern zu spüren war.

      Explosion in Beirut: Foto zeigt die Druckwelle
      Explosion in Beirut: Foto zeigt die Druckwelle
      Reuters

      Wie groß ist das Ausmaß der Explosion?

      Laut Behördenangaben erstrecken sich die Schäden kilometerweit. Die Detonation war sogar bis Zypern zu spüren – 200 Kilometer von Beirut entfernt. Der Bürgermeister von Beirut, Marwan Abboud, sagte, das Szenario erinnere ihn an Hiroshima und Nagasaki. "Ich habe in meinem ganze Leben keine Zerstörung in dieser Grössenordnung gesehen", so Abboud.

      Gab es schon ähnliche Unglücke mit Ammoniumnitrat?

      1921 kam es kam es in Ludwigshafen am Rhein im Oppauer Werk der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik zur grössten zivilen Explosionskatastrophe in Deutschland. Dabei kam es zu zwei kurz aufeinanderfolgenden Explosionen von etwa 400 Tonnen des Düngmittels Ammoniumsulfatnitrat. 559 Menschen wurden dabei getötet.

      1947 explodierten ungefähr 2300 Tonnen Ammoniumnitrat an Bord des französischen Schiffs Grandcamp im Hafen von Texas. Dabei kamen 581 Menschen ums Leben.

      Erst im Sommer 2015 waren in einem Container-Lager im Hafen von Tianjin in China um die 3000 Tonnen hochgefährlicher Chemikalien explodiert – darunter 800 Tonnen Ammoniumnitrat. Die Explosionen wurden in der Umgebung als Erdbeben wahrgenommen. 173 Menschen kamen ums Leben.

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